Die Gehilfen des Terrors
— unmittelbar
hinter der Tür — lag eine... Frau. Malco entdeckte sie erst, als er den Kopf
etwas reckte. Der Schreck war wie ein Stromschlag.
Die Frau lag auf dem Rücken,
hatte mittellanges braunes Haar und trug einen dunkelroten Jogginganzug, nein,
einen Hausanzug im sportlichen Schnitt. Ihr Kopf war zur Seite gesunken. Sie
hielt die Augen geschlossen. An den Füßen steckten lederne Hausschuhe. Neben
der Frau lag eine Handtasche. Eine Schnapsflasche war ein Stück über den Boden
gerollt und wurde von einem Tischbein aufgehalten.
Die ganze Szene war rätselhaft
und überaus beunruhigend.
Aber Malco hatte begriffen: Die
Frau brauchte Hilfe. Vermutlich war sie betrunken, war hart gegen die Tür
geprallt — was das Poltern gewesen war — und dann zu Boden gestürzt. Vielleicht
war sie verletzt. Er drückte auf die Klinke der Eingangstür. Abgeschlossen.
Doch dann sah er: Der Schlüssel steckte außen.
Also hatte man die Frau
eingeschlossen, obwohl es ihr ein Leichtes sein musste, durchs Fenster zu
steigen. Oder vielleicht doch nicht — betrunken wie sie war.
Er schloss auf und trat ein,
wobei er die Tür nicht ganz öffnen konnte, weil die Frau im Wege lag.
Der Geruch von billigem
Kornschnaps war überwältigend.
Die Frau schnarchte.
Verletzt?
Malco kniete neben ihr. Er
konnte keine blutende Wunde entdecken, nicht mal eine Schramme.
„Hallo! Wie geht es Ihnen? Sie
Hilfe brauchen?“
Sie schnarchte weiter.
Er rüttelte sie sanft an der
Schulter. Ohne Erfolg.
Als er die Handtasche öffnete,
fand er eine kleine Brieftasche mit Ausweis und Führerschein. Sowie ein
Portmonee, voll gepfropft mit Geld. Er steckte alles zurück. Niemals hätte er
sich auf diese Weise bereichert.
Nachdenklich betrachtete er das
bleiche Gesicht. Die Frau war in mittleren Jahren, nicht hübsch, nicht hässlich
— ihre Züge waren hart.
Streitsüchtig oder verbittert,
dachte er.
In diesem Moment wachte sie
auf.
Erst verstummte das Schnarchen,
dann schlug sie die Augen auf. Der glasige Blick klarte auf. Auf kürzeste
Entfernung starrte sie ihn an. Dann öffnete sich ihr Mund. Sie schrie mit
solcher Lautstärke, dass Malco zurückfuhr. Sie kreischte.
„Neiiiiiiin! Neiiiiiiin! Nicht!
Ich will nichts trinken! Weg! Weg mit dir, du Teufel!“
Sie richtete sich auf und
schlug nach ihm. Aber diese Anstrengung war zu viel für sie. Kraftlos sackte
sie zurück — und verlor abermals das Bewusstsein. Doch sie atmete und bald
setzte auch das Schnarchen wieder ein.
Malco stand mit dem Rücken an
der Tür, war verstört, wusste nicht weiter und fragte sich, ob es Sinn mache,
sich einzumischen. Vielleicht war die Frau eine Alkoholikerin, die hier in
Abgeschiedenheit einen drauf machte, einen Anfall von Säuferwahn hatte und
dummes Zeug redete. Hilfe brauchte sie sicherlich — aber von medizinischer
Seite, also etwas, das er ihr nicht geben konnte.
Jedenfalls bleibe ich heute
Abend hier, beschloss er, dann sehe ich, was wird. Und wenn es ihr schlecht
geht, bin ich natürlich zur Stelle.
Aber er fühlte sich beunruhigt,
als er das Gartenhaus verließ und zu seiner Laube zurückging. Und er fragte
sich, was die beiden Männer hier gemacht hatten — die Männer mit dem
zusammengerollten Teppich.
10. Tim rettet seinen Gegner
Gleich kommt’s, dachte Tim —
und stieg noch eine Stufe hinauf. Sie werden mich angreifen, der Vierschrötige
und der Ringertyp. Die Rambos von Hans-Martin Zinse, dem Luxussanierer. Heh,
ihr Fleischklopse! Zusammen wiegt ihr dreimal so viel wie ich. Aber ich bin der
Schnellere und mein Karate ist Edelstahl.
Der Vierschrötige stand
mitttrepps, also näher. An ihm musste Tim vorbei.
„Bleib stehen!“, kaute der Typ
durch seinen Säugrüssel. „Du hast hier nichts zu suchen.“
„Ich begleite Frau Rödelhoff.
Ich bin die Speerspitze. Wir wollen nur zur Wohnung.“
„Bleib stehen, Affe.“
Noch ein Schritt. Der rechte
Arm des Vierschrötigen vollführte einen halbkreisförmigen Schwinger. Es war
vorauszusehen. Hätte der Schlag getroffen, wäre Tim gegen das Geländer der
Treppe geschleudert worden. Dahinter war der Treppenschacht. Zehn oder zwölf
Meter ging’s abwärts. Ein freier Fall hätte der Gesundheit geschadet — und wie!
Aber Tim duckte sich
blitzschnell. Faust und Arm sausten über ihn hinweg. Die Wucht seines Hiebes
riss den Vierschrötigen herum — er taumelte in Richtung Geländer.
Für Tim war das die
Gelegenheit. Sofort donnerte er ihm einen Weltmeistertritt gegen die
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