Die Gehilfen des Terrors
betrifft. Oder?“
„Das könnte man so... so
sagen.“
„Dann hat Zinse mit dem
Kidnapping garantiert nichts zu tun. Es sei denn, er hätte plötzlich nur noch
Schadstoffe im Gehirn. Entweder man hat zufällig diese Hütte zum Einbunkern
genommen oder jemand, der den Zinse nicht leiden kann, will Verdacht auf ihn
lenken. Aber das durchschaut ja jeder Affenpinscher. Wie dem auch sei — ab
hier, Amigos, können wir die Sache nicht allein weiterverfolgen. Karl, ruf
bitte Gabys Vater an. Die Polizei muss her.“
16. Der Auftraggeber meldet sich
Das Bierlokal Bei Bruno in der Poseidon-Villa war leer, der letzte Gast soeben gegangen. Stille. Bruno
Scherg hatte die musikalische Berieselung, die abends leise die Gespräche und
Stimmen untermalt, ausgeschaltet. Nur die Belüftungsanlage sirrte leise. Er
überprüfte die Kasse und war zufrieden. Alles Geld wurde in eine bauchige
Ledertasche mit Reißverschluss gesteckt. Dann ging Bruno zum Eingang und hängte
ein Schild — Bis Donnerstag geschlossen — hinter die Glastür. Er schloss
ab.
Auf die Theke stellte er die
Flasche Edel-Cognac PENALTY 2000 XXO. Der Inhalt war gemischt mit dem perfiden Gift,
das zwar nicht den Koster tötet, wohl aber seine Geschmacksnerven. Die Falle
für den rachsüchtigen Randalierer Heinz Birkl war aufgestellt.
Bruno trat von der Theke zurück
und prüfte den Anblick der Flasche.
Sieht wie zufällig aus, dachte
er. Als hätte ich vergessen, sie wegzustellen. Gut so!
Er löschte alle Lichter und
ging nach hinten in die stille Wohnung — still, seit Eva nicht mehr hier war.
Ihr Foto stand in einem Regal.
Er nahm es und sah seine Frau lange an. Sie lächelte. Aber das war schon so
lange her.
Bruno hatte seinen Koffer
gepackt. Er enthielt das Nötigste für eine kurze Reise und — in zwei
mittelgroßen Kartons — die beiden Bomben. Eine Sprengbombe und eine Brandbombe.
Letztere konnte man in einen Haufen Beton-Bausteine legen. Auch die würden
brennen.
Den Regenmantel, den Hut. Bruno
verließ mit seinem Koffer die Wohnung, dann das Haus — die Poseidon-Villa.
Die Nacht war kalt und feucht.
Kein Mond, keine Sterne. Aber der Gestank von Emissionen (Abgase aus
Schornstein und Auspuff) vermischte sich mit dem Nebel.
Am Haus waren nur noch wenige
Fenster erleuchtet. Bruno stieg in seinen Renault und schaltete die Heizung
ein. Zum Bahnhof. Der Wirt und Bombenbastler hatte nicht die Absicht, mit dem
Wagen nach F. zu fahren. Um Himmels willen nicht diese weite Strecke! Dazu war
er viel zu müde. Nein, er nahm den Nachtexpress, der aus Wien kam und um 1.12
Uhr auf dem Hbf hielt. Für den Zug hatte Bruno eine Platzreservierung bis F.
Noch viel Zeit. Aber er wollte
im Bahnhof herum schlendern, vielleicht ein Bier trinken und sich die Typen
ansehen, die dort lungerten: Dealer, Diebe, Kleinkriminelle, die sofort in den
Untergeschossen und Seitengängen verschwanden, wenn die Bahnpolizei auftauchte.
Vielleicht traf er Arnold an, Klunker-Arnold, den Hehler.
Am Hbf stellte Bruno den Wangen
ins Parkhaus. Mit dem Lift fuhr er hinunter und betrat mit seinem Koffer —
einem teuren Exemplar aus feinstem Leder — die Bahnhofshalle. Bruno sah
wirklich aus wie ein Reisender, der zum Zug will, der müde ist und sonst nichts
im Sinn hat. Ihn würden die Bullen nicht kontrollieren.
In der großen, weitläufigen
Halle war nur wenig Betrieb. Einige Typen lungerten herum, standen in Gruppen
zusammen, tuschelten oder feixten und tranken Bier aus Flaschen.
Bruno durchquerte die Halle.
Klunker-Arnold war zwischen Mitternacht und 2.00 Uhr früh meistens in der Peanuts
(Erdnuss)-Bar, dem zurzeit solidesten Nachtbetrieb im Hbf. Auch
Klunker-Arnold wirkte auf den ersten Blick solide und legte Wert auf diesen
Eindruck.
Bruno war noch fünf Schritte
von der Bar entfernt, als sein Handy klingelte.
Er trug’s an der Hüfte und es
dauerte einen Moment, bis er das Gerät am Ohr hatte. Er wunderte sich. Wer rief
um diese Zeit an?
Niemand war in der Nähe. Also
redete es sich besser hier als im Peanuts.
„Ja?“, meldete er sich.
„Scherg? Bruno Scherg?“
„Ja, bin ich.“
„Ich bin Ihr Auftraggeber“,
sagte die Männerstimme, „der erste und der zweite.“
„Was? Was ist los?“
Der Anrufer lachte. Bruno
erinnerte sich an dieses seltsame, freundlose Lachen. Aber das — verdammt! —
war zu wenig zur Identifizierung.
„Ich habe sie zweimal
beauftragt, Scherg. Beide Male haben wir Codeworte vereinbart. Bei der
Sprengbombe haben wir vereinbart:
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