Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
Vom Netzwerk:
bewusst. Mein Mund, die Öffnung, die am meisten mit Bewusstsein und Intelligenz zu tun hatte – er wollte, dass ich ihn bewusst und intelligent einsetzte, um zu lernen, zu lieben, zu akzeptieren und zu liebkosen. Und wenn er kam, wollte er ihn besiegen, wollte die aktive Intelligenz in ein reines Gefäß verwandeln. Es war ein höllischer Austausch, der wesentlich mehr beinhaltete als Körperflüssigkeiten. Ich wurde seltsam stolz darauf.
    Und dann natürlich musste ich dauernd herumkriechen, mit hochgerecktem Hintern, gefesselt, und wurde für meine Ungeschicklichkeit (manchmal musste ich auflecken, was ich umgestoßen hatte) wie ein Welpe geschlagen. Das Stöckchen kam häufig zum Einsatz, weil ich ohne Erlaubnis oder respektlos geredet hatte. Subtiler vielleicht waren Schläge dafür, was er als »Formfehler« bezeichnete. Ich lernte, dass das alles Mögliche bedeuten konnte, aber in der Praxis lief es darauf hinaus, dass ich mich meiner Erregung hingab und nicht schnell genug mitbekam, was er als Nächstes wollte. Oder dass mich ein seltener zärtlicher Moment überwältigte, wenn ich ihm zum Beispiel etwas im Mund gebracht hatte und er mir dafür über die Wange streichelte. Dann hoffte ich, dass seine Hand vielleicht meinen Lippen nahe käme und ich sie küssen oder vielleicht sogar an seinem Finger saugen könnte. Und es lohnte sich immer, wenn mir das gelang, auch wenn er mir hinterher Fesseln anlegte, weil ich nachlässig und albern war.
    Allerdings gab es wirklich nicht besonders viel Zärtlichkeit. Eher Lust. Neben all der Peinlichkeit, Inkohärenz und Verwirrung gab es überwältigende Lust. Und obwohl ich an jenen Abenden wund, gedemütigt und elend nach Hause ging und mir gelobte, nie wieder zurückzukehren, ging ich immer wieder zu ihm. Pünktlich.
    Und dann legte er einen anderen Gang ein. Das geschah – kein Scherz – an einem dunklen, stürmischen Abend. Wenn Sie jetzt denken, ich würde versuchen, es möglichst düster klingen zu lassen, um Ihr Mitleid zu erregen – nun ja, vielleicht ist das ja so. Aber es war tatsächlich dunkel und stürmisch; immerhin war es November. Und ich glaube nicht, dass die Natur meine emotionale Situation widerspiegelte, sondern ich weiß, dass sie mich in eine Stimmung versetzte, die der Wildheit der Elemente entsprach. Als ich an jenem Abend den Hügel hinauftrottete und mich fragte, warum in aller Welt ich bei so einem Wetter unterwegs war, um mir den Hintern versohlen zu lassen, fühlte ich mich nämlich auch düster und aufgewühlt.
    Für Jonathan kann ich allerdings nicht sprechen. Pedantisch, wie er war, wich er niemals von seinem Trainingsplan ab, ganz gleich, was um ihn herum geschah. Ich vermute, dass jede Übereinstimmung zwischen seiner emotionalen Situation und dem Wetter reiner Zufall ist. Oder vielleicht auch nicht.
    Auf jeden Fall war ich so nass, dunkel und aufgewühlt wie das Wetter, als ich an der Küchentür läutete. Mrs. Branden öffnete die Tür, kühl, freundlich und ruhig wie immer. Ich zog meine Kleider aus, schüttelte das Wasser ab und hängte sie auf einen Haken in der Ecke. Dann ging ich in den kleinen Raum neben der Küche, schaltete das äußerst helle Licht neben dem kleinen Tisch ein und schminkte mich sehr sorgfältig, wie immer.
    Ich ging wieder in die Küche und setzte mich auf einen Stuhl. Mrs. Branden kniete sich vor mich und schnürte meine Stiefel. Es waren braune geschnürte Ankle Boots, die wahnsinnig hoch waren mit spulenförmigen Absätzen. Ich hätte sie auch selbst anziehen können, aber die Regeln besagten, dass sie es tun musste. Dann das Halsband mit dem schrecklichen Namensschild und passende Ledermanschetten um meine Handgelenke. Das Halsband und die Manschetten waren so steif, dass ich sie ständig spürte, sogar, wenn ich sie gar nicht trug. Sie hakte die Manschetten hinter meinem Rücken zusammen, hakte eine Leine in das Halsband und führte mich, wie immer, in das Arbeitszimmer am Ende des Flurs. Aber statt mich dieses Mal zu meiner üblichen Stelle am Haken in der Wand zu führen, brachte sie mich zu einem Lederhocker vor dem Kamin.
    »Knie dich darauf und senk den Kopf. Heb deinen Hintern und spreize die Beine weit auseinander«, sagte sie mit neutraler Stimme. (Sie konnte das genauso wie Jonathan, wenn nicht noch besser.) Ich gehorchte, und sie hakte das Halsband an einem Haken am Hocker ein, so dass mein Gesicht gegen das Leder gepresst war. Sie drückte meine Knie noch ein bisschen weiter auseinander und

Weitere Kostenlose Bücher