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Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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verhasste Hundehalsband und die Stiefel durch glattes schwarzes Leder. Das heißt jetzt nicht, dass es keine Klapse, Schläge und Erniedrigungen mehr gab. Sie gehörten schließlich zu unserem Spiel. Aber all die Theorien waren zumindest für eines gut: Da das Spiel eine prekäre Balance hatte und sich am Rande der Gesellschaft abspielte, verlieh er ihm durch die überzivilisierte Einrichtung des Arbeitszimmers eine ironische Bedeutung, die er mit mir teilen wollte, und das wusste ich durchaus zu schätzen, sofern ich in der Lage war, solche Dinge überhaupt zu schätzen.
    Im Laufe des Winters brachte er mehr Spielzeuge ins Spiel – scharfe kleine Clips für Nippel und andere Weichteile, an denen manchmal Glöckchen hingen. Er sagte Mrs. Branden, sie solle mir eine Tasse Kaffee geben, wenn ich hereinkam, mich aber nicht zur Toilette gehen lassen; das erhöhte die Chancen, dass ich mich über den Nachttopf hocken musste, den er für mich in der Ecke stehen hatte. Und wenn ein Tropfen danebenging, musste ich ihn auflecken.
    Er probierte verschiedene Peitschen an mir aus und breite Lederpaddel. Einmal benutzte er, »nur so zum Spaß«, eine steife Haarbürste, die richtig wehtat. Ein anderes Mal nahm er einen altmodischen Rasierriemen – er hatte ihn in einem Katalog bestellt, nur um ihn an mir auszuprobieren; ich glaube nicht, dass er ihn jemals für sein Rasiermesser benutzte. Es gab eine Zeit – Weihnachten und den ganzen Januar hindurch –, in der er ständig irgendwelche Geschenke für mich zu haben schien. Dinge, die mir Schmerzen verursachten und mich demütigten, lagen manchmal wunderschön verpackt unter dem kleinen Weihnachtsbaum in seinem Arbeitszimmer, und ich musste sie auspacken – natürlich ohne das Papier zu zerreißen – und ihm dafür danken. Manchmal waren es Dinge, die ich noch nie zuvor gesehen hatte – seltsame viktorianische Vorrichtungen für eine gerade Körperhaltung –, und er ließ mich raten, was es sein könnte, bevor er es mir zeigte.
    Als die Nadeln des Weihnachtsbaums vertrocknet waren und der Baum an die Straße gestellt wurde, gab es Kostüme. Nicht jedes Mal – häufig wollte er mich, von Halsband und Manschetten abgesehen, einfach nur nackt –, aber manchmal, unvorhersehbar, kam ich in die Küche, und da waren Kostüme für mich vorbereitet. Sehr, sehr enge, kleine Korsetts um meine Taille mit Strumpfgürteln. Meistens in Schwarz, aber manchmal auch altertümlich aus weißem Musselin mit echtem Fischbein. Die Haken und Ösen der Korsetts trieben Mrs. Branden zum Wahnsinn. Sie musste mir das Knie gegen den Hintern drücken, um fest genug schnüren zu können. Sie schwitzte und fluchte, und einmal schlug sie mich danach, so frustriert war sie.
    Jonathans besondere Vorliebe galt Schuhen. Sie waren wirklich seine Schwäche, obwohl ich doch eigentlich geglaubt hatte, er hätte keine. Schuhe – glitzernde, extreme Folterinstrumente für Knöchel und Fußsohle. Woher bekam er sie nur?, fragte ich mich, diese High Heels in Silberlamé, rotem Glitzer oder ohne Ferse mit einer Million kleinen Riemchen. Wahrscheinlich von dort, wo auch Dragqueens oder Tina Turner ihre Schuhe bestellten, nahm ich an. Dazu musste ich schwarze Strümpfe mit Naht tragen, die er am Ende des Abends gerne in Fetzen sah.
    Manchmal, wenn Mrs. Branden mich in diese Sachen kleidete, dachte ich daran, wie er an jenem ersten Nachmittag gesagt hatte, das ich bereit sei, mich mit den banalen Details abzufinden. Er hatte recht gehabt. Ich war dazu bereit, und er auch. Eigentlich war er dazu sogar noch mehr bereit als ich – dieser ganze Barbiepuppen-Kram, für den ich ihn eigentlich zu intellektuell gehalten hätte, entzückte ihn. Als ich zum ersten Mal ein weißes altertümliches Fischbeinkorsett trug, ging er langsam um mich herum. »Oh ja«, sagte er verträumt.
    Anfangs war mir trotz all meiner Lektüre und Fantasien nicht klar, wie diese ganzen Fetischutensilien genau funktionierten. Erst nachdem ich sie ein paar Mal getragen hatte, verstand ich, wie die unterschiedlichen Elemente ineinandergriffen. Ich begann zu sehen und zu fühlen, wie das Korsett, wenn ich es mit diesen lächerlich hohen Absätzen trug, meinen Hintern herausdrückte. Meine Brüste wurden vorgedrückt, während der hohe Kragen mich dazu zwang, den Rücken gerade und den Kopf hoch zu halten. Manchmal fühlte ich mich, als gehörte mein Körper gar nicht mir, sondern wäre in eine Form gezwungen, in der er den besten Zugriff auf alles

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