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Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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konnte, solange ich einen Wagen zog. Ich musste einfach mit so vielen Dingen gleichzeitig fertig werden – Licht, Schatten, Farben, der Weg unter meinen Füßen, die komplizierte Umarmung des Zaumzeugs, der Schweif, das Geschirr, die Lust und das Verlangen des Fahrers, die sich über die Zügel und die Hiebe mit der Peitsche ausdrücken. Außerdem schmerzten meine Muskeln und Striemen, das Pochen meines Herzens, die Schärfe meines Atems in meiner Brust und das Brennen des salzigen Schweißes, der mir in die Augen tropfte. Und über allem die Herausforderung, die ständige Herausforderung, gut, stolz und aufrecht auszusehen.
    Nun ja, so poetisch ich meine neue Ponyrolle auch schildern mag, sie hinderte mich nicht daran, mit Cathy in der Dunkelheit durch den Schlauch hindurch zu klatschen und zu kichern. Es war eine nette Unterbrechung, eine Art, ganz ich selbst zu sein, allerdings nicht zu viel oder zu tief. Ich entdeckte nämlich, dass ich im Gegensatz zu Cathy, die endlos von Madame schwärmte, von ihrer Eleganz und Grausamkeit, nicht über Jonathan sprechen wollte. Meine Empfindungen bei dem Gedanken, ihn verlassen zu müssen, verwirrten mich.
    Und Cathy war cool. Sie verstand mich zwar nicht, aber sie verstand, dass jeder Sklave einzigartig war und eigene Bedürfnisse hatte, und so hörte sie auf, mir Fragen zu stellen, die ich nicht beantworten konnte. Also nutzten wir die Abende, um unsere Eindrücke über Kunden und Stallknechte – vor allem, wenn Sir Harold ihnen als Bonus für gute Arbeit erlaubte, uns zu benutzen – und natürlich die anderen Ponys zu teilen. Wir reimten uns die Information zusammen, dass die meisten von uns zwar nur zeitweilige Gäste waren, wobei unsere Herren und Herrinnen obszön hohe Summen für unser Training bezahlten, dass Sir Harold jedoch vier eigene Mädchen besaß. Das waren die, die im Stechschritt marschieren konnten, oder, wie Cathy mir voller Ehrfurcht zuflüsterte, sogar den Weg durch den Wald mit hohen Absätzen bewältigten. Ich konnte das kaum glauben, beobachtete sie aber immer, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot. Gillian, Cynthia, Anna und Jenny waren so trittsicher, so stolz und prachtvoll, dass ich schließlich glaubte, Cathy könne recht haben.
    Aber am liebsten klatschten wir natürlich über Stephanie, die böse, brave kleine Prinzessin Stephanie. Nicht einmal Sir Harolds eigene Ponys konnten ihre hochmütige Art leiden, alles perfekt zu machen, obwohl sie gar nicht richtig hier war. Cathy und mir war absolut klar, dass Mike – Aerosmith, wie ich ihn immer noch nannte – jämmerlich in sie verliebt war, und das billigten wir keineswegs. Wir anderen hatten alle eine Art Beziehung zu den Männern entwickelt, die für Sir Harold arbeiteten, bewunderten sie dafür, wie gut sie in ihren Jobs waren, und akzeptierten ihre Macken (wie zum Beispiel Franks Mädchenperversion). Es war erstaunlich, wie viel man ausdrücken konnte mit einem Gebiss im Mund und wie viel die Leute mit einem kommunizierten, dachte ich. Und mir ging durch den Kopf, wie Kate Clarke zu Jonathan gesagt hatte, dass sie mir, wenn ich ihr gehören würde, schon längst ein Gebiss und Zaumzeug angelegt hätte. Sie hatte recht gehabt, dachte ich. Ich hatte dieses Training dringend gebraucht.
    Stephanie jedoch schien dieses Training nicht nur nicht zu brauchen, sie schien irgendwie darüberzustehen. Cathy und ich zerrissen uns die Mäuler über sie, dachten uns Erniedrigungen aus, die sie natürlich nie erleben würde, weil sie immer makellos und perfekt war. Wenn wir im Sommerlager gewesen wären, hätten wir ihr längst schon die Bettdecke weggezogen oder ihre Hand in einen Eimer mit eiskaltem Wasser getaucht, während sie schlief, damit sie in ihren Schlafsack gepinkelt hätte.
    »Was ich gerne gesehen hätte«, flüsterte Cathy mir zu, »war, wie sie einen Pflug gezogen hat.« Es war ihre letzte Nacht hier – Madame holte sie am folgenden Tag ab. Sie war so aufgeregt, dass sie nicht schlafen konnte, und mich machte ihre bevorstehende Abreise so traurig, dass ich auch nicht schlafen konnte. Wir waren beide übermüdet und wiederholten alle unsere alten Stephanie-Witze, um unseren letzten gemeinsamen Abend auszukosten. Aber das mit dem Pflug war neu für mich.
    »Ein Pflug?«, flüsterte ich. »Gibt es denn eine Farm hier?«
    »Nun«, flüsterte sie, »als Madame mich hierhergefahren hat, sind wir an einem Mädchen vorbeigekommen, das einen Pflug gezogen hat. Sie haben wohl einen Gemüsegarten

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