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Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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hier, und sie haben auch Blumen gepflanzt. Auf jeden Fall war das Mädchen, sie ist schon wieder nach Hause gefahren, ganz müde und schmutzig und so gebeugt, weißt du. Sie sah schrecklich aus. Madame fragte Sir Harold danach, und er brummte bloß ›Bestrafung‹. Und dann blickte er mich an und sagte: ›Für ein Pony, das sich nicht gut benommen hat.‹«
    »Wow«, hauchte ich. »Das klingt ja schrecklich; das wäre perfekt für sie.«
    Wir waren beide so mit der Vorstellung beschäftigt, dass wir nicht hörten, dass Phil und Mike, die an diesem Abend gemeinsam noch einen Stallrundgang machten, plötzlich an unsere Boxen traten und mit der Taschenlampe direkt auf den Gummischlauch an meinem Mund und Cathys Ohr leuchteten.
    »Na, schau dir das an«, knurrte Phil. »Zwei kleine Ponys, die telefonieren. Oder zumindest tun sie so, denn wir wissen ja alle, dass Ponys nicht reden können. Das ist so niedlich, Mike, ich glaube, das müssen wir dem Boss zeigen. Auf die Beine mit euch, ihr beiden.«
    Während wir hastig aufsprangen, nahmen er und Mike unsere gesamte Ausrüstung von den Haken und trieben uns mit Peitschenhieben barfuß in die Nacht hinaus, den Weg zu Sir Harolds Haus hinauf.
    Es war ein altmodisches Haus auf einem Hügel, mit einer umlaufenden Veranda. In einem der oberen Fenster brannte Licht, und kurz darauf kam Sir Harold an die Tür, barfuß mit knochigen, haarigen Knöcheln, in einen riesigen braunen Hausmantel mit goldenem Wappen auf der Brusttasche gehüllt. Er nickte, als Phil die Situation erklärte und ihm das kleine Stückchen Schlauch zeigte, das er in die Tasche steckte.
    »Reden miteinander«, murmelte er. »Schockierend. Nun, Jungs, dann haben wir ja eine arbeitsame Nacht vor uns. Holt den Zweisitzer heraus und spannt diese beiden bösen Ponys davor. Ich komme gleich nach.«
    Phil holte den Zweisitzer, während Mike uns mit Stiefeln und Schweifen aufzäumte. Die Vorstellung einer Nachtfahrt machte mir Angst – außerdem bezweifelte ich, dass das unsere einzige Strafe sein würde –, aber Cathys Anblick bereitete mir noch mehr Sorgen. Sie schluchzte stumm, dicke Tränen liefen ihr übers Gesicht, und ich wusste, dass sie daran dachte, dass Madame morgen kommen würde. Sir Harold würde ihr zweifellos alles erzählen.
    Es dauerte kaum fünf Minuten, dann kam Phil mit dem Zweisitzer, und wir wurden davorgespannt. Sir Harold hatte Schuhe und Socken angezogen, trug aber immer noch seinen Hausmantel, als er aus dem Haus kam. Er hatte eine bedrohlich aussehende schwarze Peitsche dabei. Er warf uns einen furchterregenden Blick zu, stieg in den Wagen und ließ die Peitsche über uns knallen. Dann zog er die Zügel an, zum Zeichen, dass es über die Brücke in den Wald ging, und zwar in unserem schnellsten Galopp.
    Und so blieb es auch in der nächsten Stunde. Wir rannten und rannten, viel schneller, als ich es mir je hätte vorstellen können, wobei die Peitsche über unseren Köpfen pfiff. Wir stöhnten, weinten und keuchten. Es war, als ob es nie ein Ende nehmen würde. Ab und zu rutschte eine von uns aus – der Weg erschien im Dunkeln anders als sonst, im dichtesten Teil des Waldes konnte man nicht einmal mehr den Mond sehen –, und die andere musste sie dann mitziehen, bis sie wieder in den Rhythmus hineingefunden hatte. Einmal rutschten wir beide aus, etwa zur gleichen Zeit, und mich durchzuckte der Gedanke, was es doch für ein Glück war, dass der Weg leicht bergauf führte, so dass uns der Wagen nicht überrollte – ich glaube nämlich nicht, dass Sir Harold die Bremse gezogen hätte. Wir standen taumelnd wieder auf, es regnete Peitschenhiebe auf uns herab, und dann begann alles von vorn. Etwa zehn Minuten später lenkte Sir Harold uns zurück zum Reitplatz, wo Frank, Mike, Don und Phil auf dem Zaun saßen und im Schein einer Coleman-Laterne auf uns warteten.
    »In einer Stunde will ich sie wieder in meinem Haus sehen«, sagte Sir Harold, als Don und Phil vom Zaun sprangen, um uns auszuspannen. »Bis dahin könnt ihr Jungs sie haben.« Mit diesen Worten ging er zurück in sein Haus. Der Hausmantel bauschte sich hinter ihm.
    Sie nahmen uns alles ab bis auf unsere Schweife und schoben uns auf den Reitplatz. Dann schlugen sie uns fest auf den Hintern. Don sagte knapp: »Lauft!«
    Ich konnte nicht sehen, in welche Richtung Cathy rannte, und lief barfuß einfach dorthin, wohin der Schlag mich meiner Meinung nach dirigiert hatte. Ich war noch nicht in der Mitte des Platzes angelangt, als ich

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