Die Gehorsame
verboten hatte, ihr ins Gesicht zu sehen. Ich weinte bitterlich, aber ich sah sie vor mir, ihre Hüften in der Lederhose, ihre Hände auf den Computertasten. Sie hatte dieses furchtbare, schreckliche, schöne System ersonnen. Sie hatte all diese Schmerzen und Erniedrigungen für mich geschaffen.
Karl schrie auf und brach auf mir zusammen. Ich fühlte, wie er in meinem wunden, missbrauchten Arschloch schrumpfte, und ich spürte die Knöpfe und Schnallen an seiner pseudomilitärischen Uniform an meinen Beinen und meinem Rücken. Ich weinte und weinte, aber zum Teil war es auch aus Erleichterung, dass es vorbei war. Ich hatte es überstanden. Aber ich fühlte nichts anderes als Empörung darüber, dass ich von diesem Schwachkopf vergewaltigt worden war, und ich würde auch nie irgendeine Art von Respekt für ihn empfinden. Es waren nur die sexy Bilder von Margot gewesen, die mich durch die Situation getragen hatten. Von Margot und ihrem System. Wahrscheinlich war das Betrug. Aber sollten sie mich doch verklagen.
Karl zog mich hoch und drückte mich dann auf die Knie. Ich war froh, dass ich nicht in sein Gesicht blicken durfte. So musste ich nicht die blöde Befriedigung sehen, die ich mit Sicherheit dort finden würde. Er löste meine Handfesseln, damit ich seinen Schwanz wieder in die Hose packen und den Reißverschluss zuziehen konnte. Dann zerrte er mich hoch und schob mich vor sich her. Er öffnete eine Tür. Wir gingen einen Korridor entlang. Ein paar Türen weiter legte er mir die Hand auf die Schulter, damit ich stehen blieb. Er trat in eine kleine Küche und kam kurz darauf mit einem Glas zurück, in dem sich anscheinend Milch befand. Es war auch Milch, warme Milch, damit ich besser einschlafen konnte. Ich hoffte, dass ein Schlafmittel darin war. Er stieß mich weiter, durch ein paar Korridore, und schließlich gelangten wir in ein Zimmer, in dem alles weiß war, einschließlich des weiß gestrichenen Eisenbettes. In der Wand über dem Bett war ein Ring eingelassen, von dem eine Kette herabbaumelte. Er nickte zum Bett, und ich legte mich auf meine Seite. Er zog die Kette durch den Ring vorn am Halsband und verband auch meine Manschetten damit. Dann deckte er mich mit einer leichten Decke zu. Ich legte mich einigermaßen bequem hin, wobei mir der Gedanke durch den Kopf ging, dass ich in genau der gleichen Position einschlief wie die O in ihrer ersten Nacht in Roissy, in der Illustration von Guido Crepax.
Am nächsten Morgen weckten mich die Sonnenstrahlen – kaltes, blaues, nördliches Licht –, die in das kleine weiße Zimmer strömten. An den Fenstern hingen Mull-Vorhänge, die sich in einer leichten Brise bauschten. Ich brauchte eine Minute, bis mir wieder einfiel, wo ich war. Zögernd streckte ich mich und stellte fest, dass die Kette so lang war, dass ich mich auf die Bettkante setzen oder mich vor das Bett stellen konnte. Ich fühlte mich ganz okay, eigentlich sogar ziemlich gut, abgesehen von der Tatsache, dass ich Hunger hatte und dringend pinkeln musste. Groggy war ich überhaupt nicht. Wenn ein Schlafmittel in der Milch gewesen war, dann wussten sie ganz genau, welche Dosis sie verabreichen mussten. Ich erinnerte mich, dass ich ein Papier unterschrieben hatte, in dem ich meinen Arzt, Jonathans Arzt, dazu ermächtigt hatte, alles über mich an diese Leute weiterzugeben. Ich dachte an Pauls dicken Ordner. Was mochten sie über mich wissen? Alles vielleicht. Ich stand auf und streckte mich, so gut es ging. Heute konnte mich alles erwarten.
Auf jeden Fall erwartete mich die Peitsche. Um zehn Uhr, hatte Margot gesagt. Sie hatte sogar vom Auspeitschen und einer Strafe gesprochen, und obwohl ich hoffte, dass sie sich lediglich unklar ausgedrückt hatte und das Auspeitschen die Strafe war, wusste ich es eigentlich besser. Im Zimmer gab es keine Uhr, deshalb wusste ich nicht, wie spät es war, aber dem hellen Sonnenschein nach zu urteilen, konnte es bis zehn Uhr nicht mehr lange dauern.
Der Türknopf drehte sich, und eine schlanke junge Frau, gekleidet wie ein Zimmermädchen, eine Krankenschwester oder vielleicht auch eine Nonne, trat ein. Rasch schlug ich die Augen nieder, so dass ich ihr Gesicht nicht wirklich sah, aber ich glaube, sie war hübsch, mit einem lieben Gesicht, etwa in meinem Alter. Sie trug ein sehr schlichtes, trachtähnliches Kleid, ein weißes Häubchen und eine weiße Schürze. Der Griff der unvermeidlichen Peitsche ragte aus der Tasche ihrer Schürze. Sie hatte einen weißen
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