Die Gehorsame
erzählte niemandem davon, und ich hatte mir sogar die Beine und die Achseln rasiert. Sein Haus war ungewöhnlich für San Francisco – es bestand aus braunen Schindeln und lag zwischen immergrünen Pflanzen etwas von der Straße zurück. Ich läutete an der Haustür, und er öffnete in Jeans und Pullover. Er war freundlich und charmant, wie am Abend zuvor, und er sah sogar noch besser aus. Er hatte sich nicht rasiert, stellte ich fest, und mir gefiel es, wie die Stoppeln Falten und Schatten um seinen Mund hervorbrachten. Hinter seinem gepflegten Aussehen lauerte ein Hauch von Wildnis. Yves Montand, dachte ich, in Lohn der Angst . Sein Aussehen bildete einen Kontrast zu seiner ruhigen, höflichen Art. »Schön, dass du hier bist. Komm herein.«
Er führte mich durch die Diele in ein schönes Arbeitszimmer mit Bücherregalen an den Wänden. Im Kamin brannte ein kleines Feuer, und er stellte mich davor. Keiner von uns sagte ein Wort, als er mir sehr effizient Bluse und BH auszog, mir aus Jeans und Höschen half und mich aus Schuhen und Strümpfen schlüpfen ließ. Er reichte mir ein Paar sehr hochhackige Schuhe und sagte mir, ich solle sie anziehen und ein bisschen damit herumlaufen, damit ich mich daran gewöhnte. Sie passten sehr gut, obwohl ich noch nie so hohe Schuhe getragen hatte. Dann legte er mir ein Lederhalsband um und schnallte es hinten zu. Er führte mich an den Schultern, stellte mich wieder vor den Kamin und ergriff eine Fernbedienung, die auf einem kleinen Tisch lag. Er drückte einen Knopf auf der Fernbedienung, und von der Decke über meinem Kopf kam eine Kette herunter. Er legte mir lederne Handschellen um die Handgelenke und hakte sie an der Kette fest. Erneut drückte er auf die Knöpfe der Fernbedienung, bis die Kette so fest gespannt war, dass ich fast auf den Zehenspitzen stand. Die hohen Absätze brauchte ich kaum. Und ich atmete auch so gut wie gar nicht.
Jonathan setzte sich in einen Sessel, lehnte sich zurück und betrachtete mich bedächtig. »Ich hatte recht«, sagte er. »Du magst das. Jetzt beantworte meine Fragen und rede mich dabei immer mit Jonathan an. Und sieh mich an – du darfst dich nicht nach innen zu deiner eigenen Fantasie zurückziehen. Und du sprichst auch nur, wenn du dazu aufgefordert wirst. Du bist hier, um mir zu sagen, was ich wissen will. Später kannst du mir Fragen stellen.«
Seine Fragen waren kalt und klinisch, obwohl er dabei natürlich immer sehr höflich und kultiviert blieb. Alter, Größe, Gewicht. Meine Familie. Mein Zeitplan und meine Verpflichtungen. Krankheiten, Allergien. Sexuelle Erfahrung bis ins kleinste Detail. Er machte sich sogar ein paar Notizen. Es fiel mir schwer, zu atmen und meine Stimme zu finden, ihn ständig anzusehen, daran zu denken, dass ich ihn immer mit Namen anreden musste. Das Feuer in meinem Rücken war warm, aber ich musste gegen mein Zittern ankämpfen.
»Dreh dich um«, sagte er schließlich. »Ich will deinen Arsch sehen.«
Das war schwer in diesen Schuhen und bei der gespannten Kette. Aber … »Ja, Jonathan.« Ich tat es. Er beugte sich vor und packte mich – den Daumen in meinem Arschloch, den Mittelfinger in meiner Möse – und hielt mich so wie eine Ware, die er vielleicht kaufen wollte. Mit der anderen Hand fuhr er über meine Hinterbacken. Ich konnte ihre Rundheit und die zwei Grübchen am Rückenansatz spüren, als wenn er mir ein Bild gemalt hätte. Ich dachte an den Kauf von Grapefruits im Supermarkt. Alle Bilder, die mir durch den Kopf gingen, hatten etwas mit dem Einkauf von Waren zu tun.
Er hielt mich weiter fest, und mit der Hand, mit der er mich eben noch gestreichelt hatte, schlug er mich fest. Ich keuchte. Was hatte ich ihm getan? Ich öffnete die Augen und blickte mich um, um zu sehen, was er tat, aber er reagierte nur, indem er mich mit den beiden Fingern noch ein bisschen fester packte. Er betrachtete die Stelle, auf die er geschlagen hatte und die wahrscheinlich hellrosa war, wie ich vermutete. Anscheinend gefiel ihm, was er sah, und mir wurde klar, dass dies nur wenig mit mir oder der Person zu tun hatte, als die ich mich für gewöhnlich sah. Es hatte etwas zu tun mit der Struktur meiner Haut, der Form und Beschaffenheit meines Fleischs. Ich hatte mit dem Supermarkt recht gehabt. Er kaufte ein. Und Gott möge mir helfen, ich wollte, dass er mich kaufte.
Nun, dachte ich, schließlich hatte er auf dem Balkon das Wort »Sklave« benutzt. Aber darunter hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, mehr
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