Die Gehorsame
Abmachung treffen. Aber zuerst kannst du mir Fragen stellen. Du darfst mich anreden, wie du willst. Wenn du erst einmal unterschrieben hast, bekommst du diese Chance nicht mehr allzu oft.«
Eine nett aussehende Frau Ende vierzig kam ins Zimmer. Sie trug kunsthandwerklichen Schmuck zu Tweedpullover und Rock und brachte Kaffee und Kekse auf einem Tablett. Sie sah so aus wie die Sekretärin in einer Anwaltskanzlei, fand ich. »Hi, Carrie.« Sie lächelte.
»Hi«, brachte ich hervor. Sie lächelte wieder und ging.
Jonathan schenkte mir Kaffee ein. »Mrs. Branden ist meine Haushälterin. Und ja, sie weiß ganz genau, was vor sich geht. Aber es ist okay.«
Wütend wandte ich mich zu ihm. »Was soll das heißen, es ist okay? Ich dachte, du wärst allein!«
Er reichte mir eine Tasse schwarzen Kaffee. Ich nickte und nahm sie. Er lachte leise. »Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Und du wirst es. Hier ist Pornotopia – ein Ort, Carrie, ein Ort, an dem Leute immerzu so leben. Dieser Nachmittag und alle Zeiten, die wir in Zukunft zusammen verleben, sind hier normal. Die Normalität hängt von strengen, absoluten Regeln ab, in die alle vorher einwilligen, und es bedeutet auch, dass nichts verborgen bleiben kann. Es gibt immer Zeugen. Das gehört zur Lust dazu. Eine virtuelle Realität.«
Ich versuchte schnell zu denken, aber mein Verstand arbeitete träge und dumpf. Also trank ich einen Schluck Kaffee und holte tief Luft.
»Warte mal«, sagte ich. »Mrs. Branden arbeitet also für dich. Sie weiß, was du hier tust. Sie findet es okay.«
»Findest du es denn okay?«, fragte er.
Darüber musste ich nachdenken. »Ich weiß nicht«, stammelte ich schließlich. »Es macht mir viel Angst. Ich meine, nun, ich meine … Ich meine, ich weiß wirklich nicht, ob etwas, das mir … nun, dass mir so ein Gefühl gibt, wie ich es jetzt empfinde … ob das wirklich in Ordnung sein kann. Ich weiß nur mit Sicherheit, dass ich es will. Vielleicht muss ich erst noch herausfinden, ob ich es okay finde.« Es erstaunte mich, dass ich zugab, es zu wollen, aber ich wusste, dass das stimmte.
Er nickte. »Das ist nur fair«, sagte er, »und mutig. Auch klug. Aber das ist zum Teil auch ein Grund, warum ich dich will: weil du klug bist.«
Diese freundlichen, sachlichen Bemerkungen schienen seine Spezialität zu sein. Er warf sie einfach ins Gespräch wie Granaten, die meinen letzten Hauch von Coolness in winzige Stücke zerplatzen ließen. Ich wusste nicht, was ich als Nächstes sagen sollte. Ich wusste noch nicht einmal mehr, worüber wir geredet hatten. Oh ja …
»Und Mrs. Branden weiß also Bescheid?«, sagte ich. »Gefällt es ihr?«
»Woher soll ich das wissen?«, sagte er lachend. Er hatte ein überraschend angenehmes, ganz gewöhnliches Lachen. »Ich habe sie nie gefragt. Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich bezahle sie gut, und wir gehen nett und freundlich miteinander um. Es würde viel schwerer für mich sein, all die Regeln einzuhalten, die ich gerne einhalten möchte, wenn ich sie nicht hätte. Hör mal, Carrie, ich sehe dir an, dass Mrs. Branden ein Schock für dich war, aber willst du nicht sonst noch etwas wissen?«
»Okay«, sagte ich. »Erzähl mir etwas von den Regeln, die hier gelten.«
»Du bist immer hier, wenn du sagst, du kommst her. Was würde das in Bezug auf die Schule bedeuten? Ich würde zwei Abende in der Woche, vom späten Samstagnachmittag bis Sonntagmittag, beanspruchen, also nicht mehr Zeit als ein Freund, eher weniger. Du kommst an die Seitentür. Mrs. Branden lässt dich in die Küche. Du ziehst dich aus, und sie legt dir Leine und Halsband an oder was du sonst tragen sollst. Sie führt dich hier herein. Du wirst angebunden und wartest angespannt auf mich, bis ich hereinkomme. Und dann machst du absolut alles, was ich sage. Das ist der leichte Teil.«
»Das ist hinterhältig«, sagte ich und versuchte, mein Unbehagen und, ja, meine Erregung zu verbergen. Angebunden und wartend …
»Du hast recht«, sagte er. »Es ist keineswegs leicht. Aber ich glaube, es wird sich für dich lohnen. Ich bin äußerst verantwortungsbewusst und methodisch. Pedantisch und spießig, wenn du so willst, aber das Gute daran ist, dass ich beständig, detailorientiert und sehr zuverlässig bin. Es ist wirklich eine gute Abmachung – du tust alles, was ich sage, und bekommst dafür echt viel von dem, was du willst.«
»Woher weißt du denn, was ich will?«, fragte ich.
»Nun, dazu muss man kein Hellseher sein«, sagte er.
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