Die Geisel
schließlich 1997 in die Meza-Azul-Vollzugsanstalt eingewiesen und dort im Hochsicherheitstrakt untergebracht.« Asuega schaute auf, sah in das Meer aus Kameras. »Mr. Kehoe ist vermutlich bewaffnet und gilt als extrem gefährlich.«
Asuega wartete, bis die erste Salve der ihm zugeschrienen Fragen abflaute und fuhr dann fort: »Sträfling Nummer eins-null-neun-fünf-sechs-drei. Timothy Haynes Driver. In King County in Washington des zweifachen schweren Mordes für schuldig befunden. Verurteilt zu zweimal lebenslänglich ohne Bewährung. Der Strafvollzugsanstalt Walla Walla überstellt, hat Mr. Driver bereits in der ersten Woche seiner Inhaftierung einen Mitgefangenen angegriffen und ihn geblendet. Während dieses Zwischenfalls verletzte Mr. Driver außerdem einen Wachmann ernsthaft. 1998 wurde Mr. Driver nach Meza Azul überstellt und in der Abteilung für extrem verschärften Strafvollzug des Hochsicherheitstrakts untergebracht. Mr. Driver ist vermutlich bewaffnet und gilt als extrem gefährlich.«
Dieses Mal sprach er einfach weiter, so dass die Reporter gezwungenermaßen wieder zur Ruhe kommen mussten, wenn sie mehr hören wollten. »Wie sich viele von Ihnen sicher erinnern werden, bestand Mr. Drivers Hauptforderung darin, dass ihm ein gewisser Frank Corso ausgeliefert werden sollte. Kein zweiter Vorname. Mr. Corso hat einen Bestseller über Mr. Driver geschrieben. Unglücklicherweise machte Mr. Driver Ernst mit seiner Drohung, alle sechs Stunden einen Angehörigen des Wachpersonals zu erschießen, bis ihm Frank Corso überstellt wurde. Mr. Corso betrat die Einrichtung vorgestern um Mitternacht und ist seither nicht mehr mit der Außenwelt in Kontakt getreten, zumindest nicht, soweit es uns bekannt ist.«
Asuega bündelte seine Notizkarten und wandte sich halb zu den Würdenträgern um, die hinter ihm aufgereiht saßen. »Und jetzt möchte ich Ihnen Special Agent Ronald Rosen von der FBI-Niederlassung in Phoenix vorstellen. Special Agent Rosen wird Sie auf den aktuellen Stand bringen, was die Suche nach diesen drei …« Zum ersten Mal suchte er nach einem Wort. »… nach den Vermissten angeht«, platzte er schließlich heraus.
Rosen war ein bulliger Typ im standardgemäßen grauen FBI-Anzug. Sein dichtes schwarzes Haar war kurz geschoren. Seine Augenbrauen trafen sich über der Nasenwurzel. Er dankte den Anwesenden ganz allgemein und begann. »Ich werde mich kurz fassen«, kündigte er an. »In Zusammenarbeit mit der Polizei in sieben Bundesstaaten hat das FBI eine Großfahndung nach den drei Flüchtigen herausgegeben. Auch wenn sich unsere Ermittlungen noch im Anfangsstadium befinden, haben wir Grund zu der Annahme, dass die drei im Laderaum eines Lieferwagens aus der Meza-Azul-Vollzugsanstalt entkommen sind.« Als das Raunen der Zuhörer seine Stellungnahme zu übertönen drohte, wartete Rosen ruhig, bis der Lärm sich legte. »Beim derzeitigen Stand der Ermittlungen wäre es kontraproduktiv, detaillierte Informationen herauszugeben. Wir können nur sagen, dass wir triftige Gründe haben, anzunehmen, dass dies ihr Fluchtweg war.«
Rosen gab der Menge eine Minute Zeit, um die Information zu verdauen, dann fuhr er fort. »Wir haben weiterhin Grund zu der Annahme, dass die Flüchtigen für einen Doppelmord verantwortlich sind, der heute Morgen in Phoenix verübt wurde.« Er hob eine Hand, um das Publikum zum Schweigen zu bringen. »Im Augenblick möchten wir die Öffentlichkeit dringend davor warnen, mit den Flüchtigen in Kontakt zu treten. Mr. Driver und Mr. Kehoe sind zu lebenslänglicher Haft ohne Bewährung verurteilt. Sie haben absolut nichts zu verlieren, egal, was sie noch tun. Jeder, der meint, einen der Flüchtigen gesehen zu haben, möchte bitte die Nummer wählen, die am unteren Bildrand eingeblendet wird. Wir haben eine Hotline eingerichtet, die sachdienliche Hinweise entgegennimmt.«
Er schwieg. Fragen wurden ihm zugerufen. Er zeigte auf einen AP-Reporter.
»Bitte, Sir«, sagte er.
24
Driver erhob sich vom Bett, ging zur Tür zum Nachbarzimmer und klopfte dreimal an. Der Strom aus Grunzen und Quietschen und Stöhnen, der während der letzten zwölf Stunden unaufhörlich durch die Wand gesickert war, versiegte. Kurz darauf ging die Tür gerade weit genug auf, damit Kehoe seinen Kopf durch den Spalt stecken konnte. Driver zeigte auf den Fernseher, wo drei Verbrecherfotos und die eingeblendete Telefon-Hotline des FBI den Bildschirm füllten.
»Ich denke, wir hauen lieber ab«, sagte
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