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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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anatomisch eigentlich möglich sein sollte. Es schüttelte ihn kurz, dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
    Er rieb sich die Augen wie ein Mann, der gerade aus tiefem Schlaf erwacht, und zeigte auf die beiden schwarzen Taschen auf dem Bett. »Nimm die kleine«, wies er Kehoe an. »Wir nehmen Corso zwischen uns und latschen einfach zur Vordertür raus.«
    »Wir könn' den Pick-up nich' mehr nehmen.«
    »Gibt doch genug Autos hier. Wir requirieren einfach eins.«
    Der Plan schien Kehoe zufriedenzustellen. »Dann mal los«, sagte er. »Machen wir erst mal die Biege, dann reden wir noch mal über seinen Arsch.«
    Driver zog die Tür auf. Kehoe schlenderte mit der Munitionstasche in der linken Hand hinaus. Corso folgte ihm, Driver bildete die Nachhut. Der Teppich war so bunt und wild gemustert, dass man ein Schwein darauf hätte schlachten können, ohne dass jemand es bemerkt hätte. Sie marschierten zu den drei Fahrstühlen am Ende des Flurs.
    Der Lärm und das Klingeln des Kasinos stürmten auf ihre Ohren ein, als sie aus dem Aufzug traten. Die Werbung funktionierte. Das Kasino war voll einfacher Arbeiter, Kleinkaliberzockern, Senioren und jener traurigen Gestalten, die nur in Vegas heimisch sind, die sich alle vor den Geldspielautomaten den Hintern platt saßen, Halbliter-Kaffeebecher im Schoß, und auf Teufel komm raus an den Hebeln zogen und ihr Leben eingehüllt in dicke Wolken aus blauem Zigarettenrauch in Vierteldollarmünzen maßen.
    Das Klingeln und Pfeifen, die blinkenden Lichter, die Jubelschreie der Gewinner und die Flüche der Verlierer folgten ihnen den langen Hauptgang entlang auf den fernen Ausgang zu. Corso verlangsamte seinen Schritt. Driver schubste ihn vorwärts.
    Plötzlich begann sich die Menge vor ihnen zu teilen wie das Rote Meer. Einer der Geldwagen des Kasinos wurde von zwei Security-Angestellten den Gang hinaufgerollt. Gott allein wusste, wie viel Geld da zum Zählraum und den Tresoren dahinter unterwegs war.
    Ein weiteres Paar Wachleute folgte dem Wagen und zeigte deutlich, dass sie nicht viel Federlesens machen würden. Ihre Hände lagen auf den Griffen ihrer Pistole und ihre Blicke schossen aus zusammengekniffenen Augen hin und her, auf der Suche nach irgendeiner armen Seele, die verzweifelt genug war, ihr Fortkommen zu behindern.
    Corso trat zur Seite, um sie durchzulassen. Als sie sich gegen einen Spielautomaten lehnten, um dem glänzenden stählernen Wagen Platz zu machen, presste Driver ihm die Automatik in die Seite.
    Als der Wagen auf ihrer Höhe war, machte Corso einen Schritt in die Lücke zwischen dem Wagen und den beiden Wachleuten, die ihm folgten.
    Driver packte ihn an der Jacke, doch Corso ging weiter rückwärts. Ihre Blicke trafen sich.
    »Eine halbe Stunde«, sagte Corso. »Ich gebe euch eine halbe Stunde.«
    Driver knurrte vor Wut und fuhr mit der Hand an seinen Gürtel. Corso krümmte sich. Es sah so aus, als wäre es mit Sicherheit hier und jetzt zu Ende. Als würde der letzte Laut, den er jemals hörte, das tiefe Krachen eines Schusses sein. Das Letzte, was er sah, Mündungsfeuer. Der letzte Geruch der von Pulverdampf.
    Corsos Blick huschte nach rechts, suchte nach einem Versteck, in das er abtauchen konnte. Nichts, außer einer kleinen Nische, die gerade groß genug für den Spielautomaten und die alte Dame war, die den Hebel betätigte. Als er Driver wieder ansah, war Kehoe in die Bresche getreten und hatte seinen Rücken zwischen Driver und die vorbeiziehende Karawane geschoben.
    Der Wachmann, der Corso am nächsten stand, ging auf ihn zu. Er löste den Sicherheitsriemen an seinem Holster. »Beweg dich, Kumpel«, sagte er.
    Corso hob die Hände und machte einen Schritt zurück in die Nische, stolperte über eine Tasche und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Die Frau roch nach Flieder.
    »Entschuldigung«, sagte Corso.
    »Machdassuwekkomms«, sagte die alte Dame zu dem Spielautomaten.
    Als er an ihm vorbeiging, bedachte der Wachmann Corso mit seinem finstersten Blick. Corso hielt weiter die Hände gut sichtbar, während der Wagen den Hauptgang hinuntergerollt wurde.
    »Ich hab's dir doch gesagt, Mann«, krächzte die alte Frau, »hau ab.«
    Corso lugte auf den Gang hinaus. Driver und Kehoe waren nirgends zu sehen. Er hielt den Atem an. Nahm sich Zeit, um sich umzuschauen, dann trat er ganz auf den Gang hinaus und reckte den Hals. Weg … Alle beide. Als er sich umdrehte, war auch die alte Frau verschwunden.
    Er widerstand dem Drang wegzulaufen und folgte

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