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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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stattdessen dem Kielwasser des Geldwagens, bis er auf einen der riesigen Hauptgänge des Kasinos gelangte, wo er rechts abbog, dann noch einmal rechts und dann links. Er versuchte, in der Menge der Blackjack- und Würfelspieler unterzutauchen.
    Seine Brust fühlte sich an, als hätte er eine Stunde lang keine Luft geholt. Er atmete ein halbes Dutzend Mal tief ein, dann nahm er sich noch einen Moment Zeit, um sich wieder zu sammeln. Zum ersten Mal seit beinahe zwei Tagen fragte er sich, wie er wohl aussah. Der Gedanke brachte ihn dazu, sich mit den Händen durchs Haar zu fahren und seine Kleidung zurechtzuzupfen.
    Er dachte gerade darüber nach, was er als Nächstes tun sollte, als eine starke Hand sich schwer auf seine Schulter legte. Wie gelähmt stand er da und wartete auf das leise Geräusch, mit dem das Messer seine Jacke durchbohren würde, wartete darauf, dass sich die scharfe Spitze durch seine Haut biss und der kalte Stahl in seinen Körper eindrang. Er versuchte zu schreien, doch es kam nichts heraus. Als er sich umdrehte, stand sein Mund weit offen.

25
    »Das Logo hängt schief«, sagte Melanie.
    Sie hatte recht. Der amerikanische Adler sah aus, als hätte er mit starkem Gegenwind zu kämpfen.
    »Verdammt noch mal«, brüllte Marty. »Mach den dämlichen Vogel fest. Habt ihr eine Ahnung, was es kostet, das Teil mit FedEx von L.A. hierherzuschaffen?«
    »Sollen wir raten?«, fragte Sheldon, der Bühnenarbeiter, der zusammen mit dem Adler eingeflogen worden war. »Geht so ähnlich wie mit den Gummibärchen in dem Glas?«
    »Ich zuerst«, machte sich ein anderer lustig. Er legte den Zeigefinger an sein Kinn. »Neunhundertfünfzig Piepen.«
    Marty wollte schon den Mund aufmachen, überlegte es sich dann jedoch anders. Sie versuchten, im Wettlauf gegen die Zeit das Gemeindezentrum von Musket in ein Abbild des Sets von American Manhunt in Santa Monica zu verwandeln. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie sich einen Tisch vom hiesigen Immobilienmakler hatten leihen müssen, würden in etwas mehr als einer Stunde hier auch noch Leute eintrudeln, die den Raum für eine Kuchenauktion zu Gunsten des Pfadfinder-Clubs umdekorieren wollten.
    Die Visagisten arrangierten gerade Melanies Haar um das Mikrofonkabel. Die Beleuchter gingen das Skript zum letzten Mal durch und riefen Zahlen zu dem improvisierten Mischpult hinüber, das sie in der Mitte des Raums aufgestellt hatten.
    »Lasst uns anfangen, Leute«, brüllte Marty über den Lärm hinweg. »Wenn ihr nicht wollt, dass hier alte Damen mit Brownies durchs Bild laufen, fangen wir jetzt lieber an.«
    »Hmmm, Brownies«, sagte Sheldon. »Ich mag sie klebrig.«
    »Warum überrascht mich das nicht«, grummelte Marty.
    Sheldon zog eine Augenbraue hoch. »Vorsicht«, tadelte er.
    Marty lächelte und drehte sich zu Melanie um. »Fertig?«
    Sie reckte den Daumen hoch.
    »Auf die Plätze«, rief Marty.
    Die Lichter wurden gedimmt und ließen nur Melanie, den Tisch und das Logo im Scheinwerferlicht stehen. Ihre Augen folgten dem grünen Licht an dem einzigen Teleprompter. »Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich bin Melanie Harris.« Ein kokettes Neigen des Kopfes. »Willkommen zu einer weiteren Spezialausgabe von American Manhunt.«
    Fünf Sekunden Improvisation des Titelsongs und ein Kameraschwenk gaben Melanie Gelegenheit, ihre Notizen noch einmal zu ordnen, und Marty, die Kameras umzuschalten. Melanie zählte im Kopf bis fünf, schaute nach rechts und wartete, bis das Licht von Rot auf Grün umschaltete.
    »Noch einmal, hier ist Melanie Harris mit einer Sonderausgabe von American Manhunt, live aus Musket, Arizona, dem Schauplatz der brutalsten und tödlichsten Gefängnisrevolte, die sich jemals in Amerika ereignet hat und die fünfzig Anstaltsinsassen und sieben Angehörige des Personals das Leben gekostet hat.«
    Schnitt zurück zu der Kamera mit der Frontalperspektive. »Wenn Sie letzte Nacht unsere Sendung gesehen haben, konnten Sie den beängstigenden Beginn dieses Gefängnisaufstandes sehen, als Sträfling Nummer eins-null-neun-fünf-sechs-drei, identifiziert als Timothy H. Driver, ein mehrfacher Mörder aus dem Staat Washington, den Wachmann im Kontrollzentrum des Gefängnisses ermordete und die Kontrolle über die Einrichtung übernahm. Für diejenigen unter Ihnen, die gestern nicht einschalten konnten, werden wir den Film noch einmal zeigen. Auf Grund der sehr drastischen Natur dieses Beitrags raten wir dringend davon ab, Kinder zusehen zu

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