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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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lichte Momente?«
    »Immer wenn es nötig ist.«
    »Glauben Sie, er tut nur so?«
    »Er ist echt schwer zu durchschauen. Vielleicht passiert das einfach, wenn man Menschen in weiß gekachelte Zellen sperrt und rund um die Uhr das Licht anlässt.«
    »Hat er jemals seine Mutter erwähnt?«
    »Nicht, wenn ich dabei war.«
    Rosen ging alles in Gedanken noch einmal durch. Der jüngere Agent zupfte an seinen Nagelhäuten herum. Die Stenografin hielt Hände und Miene regungslos.
    Nach einem Moment angespannten Schweigens sagte Rosen: »Sie können gehen, wenn Sie wollen, Mr. Corso.«
    Corso erhob sich. Rosen sah über seine Schulter hinweg nach unten.
    »Ich habe gehört, Sie mögen die Presse nicht besonders, Mr. Corso.«
    »Ungefähr so, wie ich Hyänen und Klapperschlangen mag«, antwortete Corso.
    »Na ja, dann ziehen Sie am besten Ihre Turnschuhe an, da unten wartet nämlich jeder Reporter des bekannten Universums darauf, dass Sie rauskommen.«
    Corso trat an Rosens Seite. Er schaute nach unten und stieß einen Seufzer aus.
    »Wir könnten Sie durch die Garage rausbringen.«
    Corso schüttelte den Kopf. »Für heute habe ich genug von der Gastfreundschaft der Regierung.«
    Alle sahen zu, wie Corso mit vier langen Schritten an der Tür war. Er zog die Tür auf, trat in den Türrahmen und musterte jeden von ihnen noch einmal unverwandt, ehe er verschwand. Rosen nahm den Telefonhörer ab und tippte eine Nummer ein.
    »Mr. Corso kann gehen«, sagte er. Dann lauschte er eine Weile, während sein Blick über den Teppich huschte. »Schicken Sie sie rein«, sagte er schließlich.
    »Ich dachte, Sie würden Corso ein paar Tage hierbehalten«, bemerkte der jüngere Agent.
    »Ich hab das Gefühl, er sagt uns die Wahrheit.« Rosen zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei … Wenn wir ihn wieder brauchen, finden wir ihn schon.«
    Die Tür ging auf. Eine junge Frau in einem grauen Hosenanzug trat ein und schloss die Tür hinter sich. Trotz der schmalen Nadelstreifen und des eleganten Schnitts konnte der Anzug die geschmeidige Sportlichkeit ihrer Figur nicht verbergen. Sie hatte als Mitglied des US-Volleyballteams an der letzten Olympiade teilgenommen und Bronze gewonnen. Die Muskeln an ihren langen Beinen spielten unter dem Stoff, als sie am Ende des Konferenztisches Platz nahm.
    Rosen zog die Augenbrauen hoch.
    »Das Büro in Portland hat ein kleines Problem«, sagte sie mit neutraler Stimme.
    »Was für ein Problem?«
    »Nun ja …« Sie legte sich ihre Worte sorgfältig zurecht. »Bis jetzt … Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen scheint es nicht so, als ob … als ob Mr. Drivers Mutter überhaupt irgendwo in Prineville in Oregon wohnt, oder in der Nähe.«
    Rosen verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. »Tatsächlich?«
    »Ja, Sir.«
    »Ihre Briefe sind alle dort abgestempelt.«
    »Ja, Sir.«
    »Wie groß ist denn der Ort?«
    »Nicht besonders groß, Sir. Er liegt weit draußen im High Dessert, noch hinter Bend. Die Leute da draußen arbeiten entweder in der Holzindustrie oder in der Les-Schwab-Reifenfabrik.«
    Rosen machte eine ungeduldige Handbewegung. »Und sie …«
    »Und sie haben die örtliche Polizei und die State Police mit einbezogen.«
    »Die haben die privaten Briefkästen überprüft?«
    »Die Spurensicherung untersucht jeden Poststempel innerhalb von fünfzig Meilen, um herauszufinden, mit welchem die Briefumschläge abgestempelt wurden.«
    »Sind alle Stempel gleich?«
    »Quantico sagt, ja.«
    Seine dicken Augenbrauen trafen sich über der Nasenwurzel. Das hätte der einfache Teil der Fahndung sein sollen. Deshalb hatte er die Aufgabe Special Agent Westerman übertragen, in der Hoffnung, ihr so zu einem frühen Erfolg am Anfang ihrer Karriere zu verhelfen und sie auf diese Weise ein wenig schneller die etwas altmodische Beförderungsleiter des FBI hinaufzudrängen. Sie war eine fähige, gut ausgebildete junge Frau, die den unterschwelligen Sexismus des Büros in Phoenix mit Würde und Humor ertragen hatte, und schon allein deshalb hatte sie, zumindest Rosens Meinung nach, einen Karrierekick verdient.
    »Also«, meinte er, »was denken Sie?«
    »Ich denke, dass sie vielleicht sehr abgeschieden lebt. Irgendwo da draußen in der Wildnis, wo sie nicht viel Kontakt zu anderen Menschen hat. Ich denke, man wird sie finden, wenn wir den Umkreis erweitern.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann stehen wir vor einem Rätsel, Sir.«
    Das Gedränge aus Menschenleibern weckte seine niedersten Instinkte. Er

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