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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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die Deckenbeleuchtung im Cockpit zu finden. Er betätigte ihn und hielt sich die Karte dicht vors Gesicht.
    »Wie hieß noch mal der letzte Ort, durch den wir durchgefahren sind?«, fragte er.
    »Winthrop … Wenn Sie diesen Maulwurfshaufen einen Ort nennen wollen.«
    »Ja … Na, dann halten Sie sich fest, Elk Creek ist sogar noch kleiner. Als ich das letzte Mal da war, bestand der Ort aus einem einzigen Haus. Laden, Tankstelle und Post in ein und demselben Gebäude.«
    »Wann waren Sie hier?«
    »Unmittelbar bevor das Buch rausgekommen ist. Ich habe am Vorwort geschrieben und dachte, seine Mutter wollte vielleicht etwas dazu beitragen.«
    »Und, wollte sie?«
    »Sie wollte nur, dass ich ganz schnell von ihrer Veranda verschwinde.« Er zeigte in die Dunkelheit hinaus. »Da«, sagte er. »Sehen Sie das Schild?«
    Ein blau-weißes Straßenschild. Ein Pfeil nach links. Elk Creek fünf Kilometer.
    Melanie lenkte das Wohnmobil um die Kurve. Nur noch zwei Spuren jetzt, eine nach Osten, eine nach Westen. Bäume neigten sich über die Fahrbahn wie eine Kathedrale. Durch schmale Lücken in der Vegetation konnte man weit entfernt wilde, schneebedeckte Gipfel sehen.
    Melanie beugte sich vor, bemühte sich um einen besseren Blick auf die Straße. Sie schaltete das Fernlicht ein, was lediglich bewirkte, dass die Bäume noch dichter aussahen, also schaltete sie es wieder aus.
    Schweigend fuhren sie dahin, bis ein schwacher Lichtschein in der Entfernung auftauchte. Eine Minute später konnten sie zwei Zapfsäulen und ein rot-weißes Schild ausmachen, auf dem CASCADE CAFÉ stand. Äste streiften das Dach des Wagens, als Melanie das Wohnmobil zwischen dem Laden und der Tankstelle zum Halten brachte. Ein Neonschild mit der Aufschrift COORS LITE stand im Schaufenster. Das schlichte Holzschild darüber verkündete ELK CREEK STORE.
    »Anscheinend haben die noch ein Gebäude dazugebaut, seit ich das letzte Mal hier war«, stellte Corso fest.
    »Das ist der Fortschritt«, meinte Melanie.
    Die Scheinwerfer des Wohnmobils leuchteten einen roten Chevy Blazer an, der rückwärts neben einem silbernen Propangastank im Gestrüpp geparkt war. Am hinteren Ende des Parkplatzes stand ein schwarzer Ford-Pick-up mit Reifen, so groß, dass man schon einen Aufzug brauchte, um auf den Fahrersitz zu kommen. Bevor Melanie den Motor ausmachen konnte, war schon ein kleiner Mann mit weißer Mähne aus dem Auto gesprungen und eilte auf sie zu.
    »Da ist Marty«, sagte Melanie zu Corso gewandt. »Wenn wir schon mal hier sind, können wir auch gleich tanken.«
    Corso sprang hinaus und hantierte an der Zapfsäule herum. Dann stieg er über den Schlauch und ging um die Motorhaube herum zum Fahrersitz, wo Marty inzwischen eingetroffen war. »Wo ist die Crew?«, wollte Melanie wissen.
    »Sie steht vor dir«, erwiderte Marty. »Ich konnte die anderen auf keinen Fall noch mal zurückrufen. Wir haben ihr wöchentliches Limit längst überzogen. Zusammen mit den Überstunden und dem, was es mich gekostet hat hierherzufliegen, sind wir schon dick in den Miesen. Ich hab die Handkamera mitgebracht. Wir lassen das Ganze wie Blair Witch Project aussehen.« Abwehrend hob er die Hand. »Das ist die schlechte Nachricht. Willst du die gute hören?«
    »Na schön … Was ist die gute Nachricht?«
    »Der Beitrag wird's in die Nachrichten schaffen. Der Sender unterbricht die landesweiten Nachrichten für einen Spezialreport.«
    Sie bemerkte Frank, der an der Motorhaube lehnte. »Marty«, sagte sie. »Du erinnerst dich bestimmt noch an Frank Corso.«
    Marty drehte sich um und streckte die Hand aus. »Aber sicher.«
    Melanie sah zu, wie Marty und Corso Höflichkeiten austauschten. Sie hörte das Klacken, als das Zapfventil automatisch abschaltete. Seufzend lehnte sie sich an die Fahrertür.
    Zwei Minuten später war Marty unterwegs zu seinem Mietwagen und Corso unterwegs nach drinnen, um zu bezahlen. Hinter dem Tresen saß ein wirklich hoch aufgeschossener Junge mit einer pinkfarbenen Lakers-Baseballkappe auf einem Metallhocker. In einem kleinen Fernseher oben an der Decke schmiegte sich Oprah Winfrey an Tom Cruise. Tom schien gelinde amüsiert.
    »Ist das dein Wagen da draußen?«, fragte Corso.
    »Klar«, erwiderte der Junge.
    »Ich dachte immer, nur kleine Männer fahren diese Riesendinger.«
    Der Junge lachte. »Ich habe ihn von einem Typen namens Tom Payton gekauft. Er behauptet, er wäre eins vierundsiebzig, aber das stimmt nicht mal annähernd.«
    »Siehst du.« Sie lachten

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