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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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Gesicht und roch daran. Er zuckte zusammen. Kein Zweifel. Sie rochen nach Schweiß … Schweiß und Waffenöl.
    Er schnappte sich das andere Handtuch und stand auf. Zehn Sekunden später warf er Vierteldollarmünzen in den Schlitz, so schnell er konnte.

41
    Martin Wells hatte nichts an außer seinen Schuhen. Er saß mit dem Rücken an die Badezimmertür gelehnt da, die Beine eng an den Brustkorb gezogen. Er sagte kein Wort, drückte das Gesicht zwischen die Knie und hoffte, so einem weiteren Schlag mit dem Gewehrkolben zu entgehen. Es war eine eher beiläufige Armbewegung gewesen, die einen blutigen Lappen seiner Kopfhaut losgerissen und seine Widerstandskraft auf etwas unter null reduziert hatte.
    Nacktheit war ein Zustand, der sich von allen anderen unterschied. Ehrlicher. Wesentlicher. Ein Zustand, in dem man sich mit sich selbst auseinandersetzen musste. In dem man tief in die Wasser der Selbstachtung eintauchen musste und nur inständig hoffen konnte, dass das, was man sich immer als Fluss der Entschlossenheit vorgestellt hatte, nicht in Wirklichkeit ein Sumpf der Selbstzweifel war.
    Während er da im hinteren Teil des Wohnmobils kauerte, wurde Marty klar, dass es ihm mehr ausmachte, nackt gesehen zu werden, als umgebracht zu werden. Dreiundsechzig Jahre alte Fernsehproduzenten waren nicht dafür geschaffen, nackt in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Dass er dreimal die Woche ins Fitnessstudio ging und wahrscheinlich besser in Form war als die meisten seiner Altersgenossen, war keinerlei Trost. Die Erfahrung, eine Schrotflinte ins Gesicht gerammt zu bekommen und auf die Knie geworfen zu werden, hatte seine Eier um Gnade wimmern lassen. Seinen Schwanz zusammenschrumpfen lassen wie eine Rolle Münzen.
    Das Blut aus seiner Kopfwunde tröpfelte stetig auf seinen Oberschenkel. Der Geruch nach Seife mischte sich auf ungute Weise mit den scharfen Ausdünstungen von Adrenalin und kreierte eine widersinnige Atmosphäre frisch geschrubbter Angst.
    Auch unter normalen Umständen war Marty prüde. In seinem Club behielt er immer das Handtuch um die Hüften, sagte sich, das sei eine Frage von Klasse und Geschmack und habe nichts damit zu tun, dass er sich womöglich in irgendeiner Form für unzulänglich halten könnte. Typen wie Barry Levin, die ständig herumstolzierten und ihr Teil allen ins Gesicht schwenkten, ekelten ihn an.
    Martin Wells zitterte vor Kälte. Er schielte zwischen seinen Knien hindurch, konnte seinen Peiniger jedoch nicht erblicken. Nur Melanies nackten Rücken, ihre Muskeln, die leicht unter ihrer Haut spielten, wenn sie das Lenkrad drehte.

42
    Special Agent Rosen hielt die Handtücher am ausgestreckten Arm hoch, als habe man ihm einen Hundehaufen gereicht.
    »Mal sehen, ob ich das auch richtig verstehe«, fing er an. »Sie versuchen mir gerade weiszumachen, dass diese Handtücher der Beweis dafür sind, dass Timothy Driver hier war, Ihre Freundin und deren Produzenten gekidnappt hat und sie jetzt irgendwo hier in der näheren Umgebung als Geiseln hält?« Er wartete einen Augenblick. »Ist das alles?«
    »Ja«, sagte Corso. »Das ist so ungefähr alles.«
    Rosen schmiss Corso die Handtücher ins Gesicht. »Was zum Teufel ist los mit Ihnen?« Er wartete die Antwort nicht ab. »Sie haben doch völlig den Verstand verloren. Wissen Sie das? Wegen so was haben Sie uns hierher zurückgerufen? Sie haben mir gesagt, Driver wäre hier.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, er sei hier gewesen.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Das Wohnmobil ist weg.«
    Rosen und Westerman lachten zusammen. »Vielleicht sind Sie nicht ganz so bezaubernd, wie Sie immer dachten, Lothario«, bemerkte Westerman mit einem verächtlichen Grinsen. »Vielleicht haben die Sie einfach sitzen gelassen und sind zurück nach Lala-Land gefahren. Ist Ihnen so was jemals in den Kopf gekommen?«
    »Nackt?«
    »Ich wette, die hatten im Wohnmobil frische Klamotten. Die Sachen, die er im Zimmer zurückgelassen hat, waren sowieso hinüber.«
    »Er hat sein Handy und den Mietwagen hiergelassen.«
    Rosen zuckte die Achseln. »Er war in Eile. Hat versucht zu verschwinden, bevor Sie zurückkommen. Ist alles nichts, was nicht ersetzbar wäre oder neu gekauft werden könnte.«
    »Driver ist hier, ich sage es Ihnen.«
    Rosen schnaubte verächtlich. »Unsinn«, fauchte er. »Mr. Corso, Sie sollten dahin, zurückgehen, wo Sie hergekommen sind, und das tun, was Sie normalerweise tun. Dann können Sie Mr. Driver und seine Freunde uns überlassen und aufhören,

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