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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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sich vor aller Welt lächerlich zu machen.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging. Westerman blieb noch einen Moment.
    »Wie er gesagt hat«, meinte sie entschuldigend, bevor sie ihm folgte.
    Corso stand da und sah ihnen nach. Er atmete tief aus und ein, versuchte, seine Wut zu zügeln. Er sah zu, wie Rosen auf dem Beifahrersitz Platz nahm und Westerman hinter das Lenkrad schlüpfte. Gleichberechtigung. Alles politisch korrekt heutzutage.
    Im Wagen schnallte Rosen sich an und wandte sich an Westerman. »Nehmen Sie Kontakt zu den Einheiten an jedem Ende der Straße auf«, sagte er. »Sagen Sie denen, sie sollen uns benachrichtigen, sobald dieses Wohnmobil vorbeikommt.«
    »Wenn sie nach L.A. wollen, müssen sie nach Westen fahren.«
    Rosen sah auf die Uhr. »Man braucht fünfundvierzig Minuten von hier bis zum Fuß des Westhangs. Solange sie nicht wegen irgendetwas angehalten haben, müssten sie irgendwann innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten da vorbeirollen. Sagen Sie den Leuten, dass ich das erfahren will.«
    Westerman griff nach ihrem Telefon. »Rufen Sie zuerst die Einheit mit dem Empfänger an«, fuhr Rosen fort. »Schicken Sie sie den Westhang hinunter. Wär doch gelacht, wenn die da nicht das Signal von dem Wohnmobil auffangen könnten. Wenn sie erst einmal aus den Bergen raus sind, müssten sie laut und deutlich zu hören sein. Ich möchte wissen, wo das verdammte Ding ist. Am besten gestern.«
    Einen Augenblick später öffnete sich die Fahrertür, und Westerman stieg aus. Sie wanderte herum, nahm das Handy dann und wann vom Ohr, bewegte sich erst in die eine, dann wieder in die andere Richtung und suchte nach Empfang wie ein Hund nach einem Platz zum Pinkeln. Schließlich blieb sie auf einem Fleck vor dem rechten Scheinwerfer stehen, von wo sie drei ziemlich aufgeregte Anrufe tätigte.
    Corso wartete, bis sie wieder ins Auto stieg und den Motor anließ. Sobald der Lincoln sich in Bewegung setzte, ging er zurück zu den Zimmern, vorbei an Melanies und auch an seinem eigenen. Ging bis zu Martys Raum, wo er die Mietwagenschlüssel vom Tisch nahm, das Licht ausmachte und sorgfältig die Tür hinter sich abschloss.
    Erst als er auf den Highway hinausfahren wollte, traf ihn die Erkenntnis plötzlich wie ein Schlag – ein Augenblick von solch gewaltiger Klarheit, dass er anhielt.
    In diesem dunklen, einsamen Moment wurde Corso klar, dass er nicht den blassesten Schimmer hatte, wohin er fahren oder was er als Nächstes tun sollte.
    Ray Lofton war im Gelobten Land gewesen. Er hatte den Berg erklommen. Bis hinauf zum Gipfel, wo er den Müll eingeladen und sich dann auf den Rückweg gemacht hatte. Fast hätte der alte Laster es nicht bis ganz nach oben geschafft. Die Nadel der Temperaturanzeige war gerade wieder in den roten Bereich gekrochen, als er den Pass erreicht hatte. Von da an ging es nur noch bergab.
    Er schüttelte den Elk-Creek-Müllcontainer noch ein letztes Mal, schob dann den Hebel zurück und setzte den Container sanft auf den Boden, bevor er ihn in seinen kleinen Alkoven in den Brombeerbüschen zurückschob. Auf seinem Weg um den Laster herum griff er hinein und schaltete den Motor aus. Er könnte genauso gut noch ein Schwätzchen mit Kenny halten, dachte er sich … Mit dem Trip bis ganz rauf nach White Lake war der Vormittag sowieso schon gelaufen. Also knallte er die Tür zu und ging in den Laden.
    »Hi, Langer«, rief Ray, als er durch die Tür kam.
    »Ray-Ray … Dachte ich's mir doch, dass ich dich da draußen rumoren gehört hab.«
    Bevor Ray den Mund aufmachen konnte, fragte Kenny: »Hast du das im Fernsehen gesehen?«
    Ray ging um den Tresen herum. Eine Werbung für Slipeinlagen lief. »Hast du mal was über diese Cop-Killer gesehen, die durch ganz Nevada gezogen sind?«
    »Ja … ja …«, brummte Ray. »Die, wo eine Bande die andere vor den Cops gerettet hat.«
    »Genau die, Alter.« Er machte eine Handbewegung zum Fernseher. »Die haben eben gerade das laufende Programm unterbrochen, um eine Bekanntmachung über die zu bringen, und da haben sie auch das Bild von dem Typen gezeigt, der vor ein paar Tagen von denen gekidnappt worden war und dann abgehauen ist …«
    »Und?«
    »Genau der Typ ist gestern Abend hier in den Laden gekommen.«
    »Ehrlich?«
    Kenny legte einen langen Finger aufs Herz. »Ich schwör's bei Gott«, sagte er. »Er hat genau da gestanden, auf der anderen Seite vom Tresen. Wir haben noch darüber geredet, wie's ist, so groß zu sein und so.«
    »Was hat er denn

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