Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
verschwanden.
„Du bist Jennifer?“, fragte Lizzie mit erstickter Stimme.
Das Mädchen nickte, und im selben Moment umfingen sie Lizzies Arme. Sie war klein und zierlich, fast wie eine zu groß geratene Puppe. Lizzie wiegte das Kind hin und her. Nur ihr Zittern verriet, wie aufgewühlt sie war. Lizzie konnte kaum klar denken. Sie vergrub ihr Gesicht in Jennifers Haar und sog den Duft ein. Die Mischung aus Kind, Schweiß, Salz und Meer wirkten beruhigend auf sie. Wenigstens ihre Nichte war in Sicherheit!
„Bist du aus England gekommen, um uns zu retten, Tante Lizzie?“, fragte Jennifer.
Lizzie lachte und bezwang mühsam ihre Aufregung. Tränen liefen über ihr Gesicht.
„Ja, Liebes“ sagte sie und weinte hörbar. „Ja, meine Kleine, nur deshalb bin ich hier.“
„Hört ihr das?“ Cai straffte sich.
Lizzie zwang sich zur Ruhe und lauschte. Im Parterre polterte es. Schwere Stiefel näherten sich.
„Mrs. Reardon?“ Colonel Montgomerys Stimme war zu vernehmen.
„Wir sind hier!“ Lizzie erhob sich und wischte die Tränen von den Wangen. Der Colonel und seine Soldaten würden Major Fanning in Gewahrsam nehmen, herausfinden, wo dieser Jake und Melly gefangen hielt, und dann käme alles in Ordnung. Wenigstens für die Reardons.
Die Schlafzimmertür öffnete sich, und Alec Montgomery trat ein. Er lächelte, und eine Locke fiel in seine Stirn. Er wirkte verwegen, und Lizzie konnte sich lebhaft vorstellen, dass ihm nicht nur Rosalind, sondern sämtliche Frauen Hongkongs zu Füßen lagen. Er begrüßte Lizzie und Jennifer mit gewinnendem Strahlen, ehe er sich Cai zuwandte und diesen grüßte.
„Jacob und Melinda Reardon sind nicht hier?“, fragte der Colonel.
„Die Kleine sagte, Major Fanning habe die beiden von Männern fortbringen lassen.“ erklärte Cai.
Alec nickte. „Am besten, Ihr bleibt in Eurem Gemach, bis wir Fanning gefangengenommen haben.“
Schüsse waren zu vernehmen. Lizzie schrak zusammen, und ihre Nichte klammerte sich an sie, um gleichzeitig ihr Gesicht in Lizzies Rücken zu vergraben.
Ein Mann rannte den Gang entlang. Seine Stiefel polterten bedrohlich über das Parkett.
Cai stellte sich schützend zwischen Lizzie und Jennifer und den Eingang. Die Tür flog auf und krachte gegen die Wand. Ein Soldat erschien im Türrahmen. Sein Gesicht glänzte schweißnass. Die Uniform saß zwar wie maßgeschneidert, sah aber feucht aus. Unter den Achseln prangten nasse Flecken. Säuerlicher Schweißgeruch wehte ins Zimmer.
„Colonel!“, rief der Soldat und stolperte ins Schlafzimmer. Abrupt hielt er inne, um zu salutieren, während er Lizzie und Cai nervöse Blicke zuwarf.
„Was gibt’s, Benning?“
„Der Major! Er ist geflohen. Er muss unser Kommen bemerkt haben.“
Alec Montgomery stieß einen Fluch aus und entschuldigte sich sofort bei Lizzie, ehe er sich an Benning wandte: „Durchsucht das Haus gründlich und lasst ein paar Wachen hier. Ein Teil verfolgt den Major. Alle anderen kehren mit mir und Mr. Liu, Mrs. Reardon und dem Kind in die Stadt zurück.“
Benning schlug die Hacken zusammen und verschwand wieder.
Lizzie trat vor und berührte Alecs Hand.
„Mein Bruder und seine Gattin sind nicht hier. Weshalb wird das Haus durchsucht?“
Alec Montgomery seufzte, sah zu Cai und nickte.
„In Ordnung, wir sollten es uns im Salon gemütlich machen. Ich könnte einen Schluck Brandy vertragen.“
Kapitel 13
„Liebster Cai,
ich hoffe, Du bist wohlauf. Du fehlst mir entsetzlich!
Lizzie an Cai, kurz nachdem der Kaiser ihn nach Beijing beorderte
Geduldig wartete Lizzie, bis Alec sich und Cai Brandy eingegossen hatte, dann einen gemütlichen Sessel aufsuchte und Platz nahm. Alec schwenkte sein Glas, beobachtete das Kreisen des Drinks darin und schnupperte. Mit einem zustimmenden Nicken trank er.
„Gordon wusste immer, was gut ist“, brummte der Colonel.
„Ihr wolltet uns über den Major aufklären“, sagte Lizzie ungeduldig.
Sie zupfte ihren Rock zurecht und strich über Jennifers Kopf, der vertrauensvoll an ihrer Schulter lehnte. Die Anstrengungen der letzten Zeit forderten ihren Tribut von Jennifer, und das Kind schlief auf Lizzies Schoß ein.
Cai stellte sein Glas ab und sah abwechselnd von Lizzie zu Alec.
„Unsere Vorgesetzten verdächtigen Gordon seit Längerem, sich in verbrecherische Aktivitäten verstrickt zu haben. Mit der Zeit verdichteten sich die Hinweise darauf, dass er nicht nur kriminell ist, sondern Hochverrat begeht.“ Alec hob abwehrend
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