Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
brüllte Gordon seinen Höhepunkt hinaus.
Lizzie trat zurück und schlich sich zum Ende der Treppe. Sie zupfte an ihren Kleidern und ging im Bemühen, genug Lärm zu machen, um bemerkt zu werden, durch die Eingangshalle.
Gordon Fanning kam aus dem Zimmer, in dem ihn Lizzie mit Aimin beobachtet hatte. Erleichtert sah Lizzie, dass sich der Major korrekt bekleidet zeigte und lediglich etwas erhitzt wirkte.
„Mrs. Reardon.“ Er nickte ihr höflich zu. „Pünktlich auf die Minute!“
Lizzie knickste. „Immer, Major Fanning, immer.“
Er reichte ihr den Arm. „Wollen wir? Wo ist Euer Dolmetscher?“
„Sein hier, Sir Major“, entgegnete Cai.
Gordon Fanning grüßte ihn schroff. „Dann wollen wir doch einmal sehen, was der Koch uns kredenzen wird.“
„Wie geht es meiner Gattin? Als ich aufbrach, klagte sie über Kopfschmerzen.“
Lizzie tupfte sich geziert den Mund mit einer Spitzenserviette ab, ehe sie an ihrem Wein nippte und geruhte, Fanning zu antworten.
„Rosalind war nach wie vor unpässlich.“
Gordon schnitt ungerührt sein Fleisch, und Lizzie entschied, so zu tun, als zeigte er sich besorgt um das Wohlergehen seiner Frau.
„Seid unbesorgt, nach einigen Tagen Bettruhe ist sie wieder wohlauf.“
Der Major zuckte mit den Schultern.
„Rosalind ist von robuster Natur. Sie wird ganz sicher gesund werden“, entgegnete er. „Was ist mit Eurem Verlobten, Colonel Montgomery?“
Lizzie erstarrte für den Bruchteil eines Augenblicks. „Er ist bei bester Stimmung. Soweit ich weiß, sollte er das Löschen einer Schiffsladung bewachen, als ich die Stadt verließ.“ Sie beugte sich über ihren Teller. Verstohlen sah sie den Major an.
Er brummte. Schweigen breitete sich aus.
„Ich frage mich, wer diese Einladung verfasst hat“, begann Fanning nach einer Weile nachdenklich. Er hielt die Gabel mit einem aufgespießten Fleischstück auf halber Strecke in der Luft und fixierte Lizzie forschend. Sie blickte hoch und sah Fanning offen an. Er steckte sich den Bissen in den Mund.
Sie schürzte die Lippen.
„Das interessiert mich ebenfalls. Ein ziemlich plumper Streich, wenn Ihr mich fragt. Weiß der Himmel, was der fehlgeleitete Scherzbold sich dabei dachte, mich mitsamt meines Gepäckes aus Hongkong fortzulocken.“
Interessiert musterte der Major sie. „Ihr haltet es für ein Komplott?“
Lizzie lachte auf und machte eine abwehrende Geste.
„Aber nein, nur ein Dummejungenstreich.“ Sie wechselte das Thema. „Wie kommt es, dass Ihr hier draußen ein weiteres Haus besitzt?“, erkundigte sie sich.
Major Fanning starrte sie an und leerte sein Weinglas.
„Ich wollte ein wenig abseits des ganzen Trubels eine Rückzugsmöglichkeit schaffen“, erklärte er.
Lizzie faltete die Serviette zusammen und legte sie auf den Tisch. „Mein Kompliment an Ihren Koch. Das Essen mundete vorzüglich.“
Gordon Fanning dankte ihr. „Eine Tasse Tee im Salon?“
Lizzie nickte. „Sehr gerne.“ Sie sah zu Cai. „Mister Liu? Kommt Ihr?“
Er bejahte, und in seinen schwarzen Augen blitzte ein Lächeln.
Der Salon war mit zurückhaltender Eleganz eingerichtet. Cremeweiße Tapeten mit goldenen Streifen zierten die Wände. Die wenigen Möbel bestanden aus schwarzbraunem Holz, und am Fenster stand ein Flügel.
„Oh meine Güte“, hauchte Lizzie bei dem Anblick. „Ihr besitzt ein Piano!“
Fanning sah Lizzie interessiert an. „Spielt Ihr Klavier?“
Lizzie konnte ihre Faszination kaum im Zaum halten. Neben dem Reiten war Klavierspielen das Einzige, was ihr in England Freude bereitet hatte. Sie nickte.
Fanning ging zum Flügel und öffnete den Deckel, ehe er eine auffordernde Geste machte.
„Bitte!“
Lizzie lächelte. „Ist das Euer Ernst?“
„Selbstverständlich“, erklärte er nüchtern.
Einen Moment lang dachte Lizzie, dass Fanning vielleicht kein von Grund auf schlechter Mensch war. Sie spielte eine kurze Sonate, dann eine Volksweise, ehe ihr bewusst wurde, dass sie auf diese Art den Entführten eine Botschaft zukommen lassen konnte, ohne dass Fanning es merkte. Sie lächelte ihn süßlich an und stimmte eine weitere Sonate an.
Erst dann hielt Lizzie inne und wandte sich an Cai, der mit unbewegter Miene neben dem Sofa stand.
„Mister Liu, ich verspüre einen Anflug von Kopfschmerzen. Wärt Ihr so freundlich und bereitet mir etwas von Eurer Medizin zu, die mich stets kuriert?“
Cai trat auf sie zu. „M’am, Ihr habt den Schlüssel für das Medizinkästchen.“
Lizzie hob ihre
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