Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
noch wie paralysiert ging sie zur Tür und klopfte.
„Was soll das? Lass mich heraus!“
„Es ist nur zu deinem Besten.“ Cais Stimme klang dumpf durch das Holz der Tür.
Zorn wallte in Lizzie hoch.
„Zu meinem Besten? Mich wieder in Geiselhaft zu nehmen? Diesmal gehst du zu weit! Lass mich frei, es geht um meinen Bruder.“
„Ich lasse nicht zu, dass du dich in Gefahr bringst.“
Cai trat so nahe an die Tür, dass seine Wange das Holz berührte. Rau schmiegte sich das Material an seine Haut. Der Schlag, den Lizzie der Tür versetzte, vibrierte in seinem Gesicht.
„Mach sofort die Tür auf!“ Sie verlegte sich aufs Trommeln.
Cai wich einen Schritt zurück.
„Unter keinen Umständen!“ Entschlossen verschränkte er seine Arme vor der Brust.
„Cai, lass mich heraus! Ich warne dich!“
Er wandte sich zum Gehen. „Schone deine Kräfte, Lizzie, niemand wird dir öffnen!“ Er zögerte. „ W ǒ ài n ǐ , Lizzie. Ich liebe dich. Ich werde alles tun, um deinen Bruder und seine Frau heil zu dir zurückzubringen.“
Hinter der Tür war es totenstill. Cai drehte sich um und ging davon.
Vor dem Haus traf er auf Bonnet.
„Bonnet.“, begrüßte Cai den kleingewachsenen Mann.
Der Seemann trug einen grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau. „Bin wohl rechtzeitig gekommen. Hat sich was ergeben?“
Cai nickte.
„Wohin sind wir unterwegs?“, hakte Bonnet nach.
„Mitglieder der Triade haben Major Fanning im Hafen entdeckt. Er ist der Entführer von Jacob Reardon und seiner Gemahlin.“
Bonnet blickte sich neugierig um. „Wo steckt Lizzie? Sie wird doch nicht zurückbleiben, während es um das Leben ihres Bruders geht?“
„Ich habe sie eingesperrt. Zu ihrer eigenen Sicherheit.“
Bonnet lachte schallend. „Das gefällt Lizzie bestimmt nicht.“
Cai räusperte sich und faltete seine Hände. „Nein, nicht im Geringsten.“
„Wir sollten keine Zeit vertun und zum Hafen gehen.“ Bonnet deutete mit einer Kopfbewegung zu einem der Soldaten, die das Haus der Fannings bewachten. „Weiß jemand von den Hampelmännern dort Bescheid?“
Cai nickte. „Einer von ihnen ist unterwegs zu Colonel Montgomery. Seine Leute sind dem Major ohnehin auf den Fersen.“
„Dann nichts wie los, am Ende vermurksen die noch alles.“
Nachdem Lizzie eine Weile erfolglos gegen die Tür gehämmert, geschrien und getobt hatte, ließ sie sich auf die Pritsche sinken. Sie suchte eine bequeme Stellung und sah sich um.
„Denk nach!“, befahl sie sich. Die Kammer verfügte nur über ein kleines Fenster, das zudem keinen Riegel besaß. Um dort hinauszuklettern, müsste Lizzie die Scheibe einschlagen. Man würde es allerdings hören können, und sie schnitte sich womöglich an den Scherben.
Nachdenklich kaute sie auf ihrer Oberlippe herum. Sie gab sich einen Ruck. Sie konnte nicht klein beigeben. Sie war nach China gereist, um ihrem Bruder die Kunde seiner Erbschaft zu überbringen, ihn vor Quigley zu warnen und sich vor dem Dandy zu retten. Sie ließ nicht zu, dass etwas schiefging.
Lizzie schlüpfte in Hemd und Hosen von Cai, nachdem sie ihre eigenen Kleider abgelegt hatte. In der Kiste fand sie außerdem einen Beutel mit Münzen, von dem ihr Cai erzählt hatte. Er versteckte stets mehrere Beutel mit Münzen in seinen Unterkünften, wenn er auf Reisen war. Sie steckte ihren Dolch in den Ausschnitt, sodass er zwischen Haut und Korsett festgehalten wurde. Dann wickelte sie die Decke um ihre Faust, um in der Lage zu sein, das Fenster ohne Verletzungen einzuschlagen. Klirrend barst die Scheibe. Besorgt lauschte sie, doch niemand schien ihren Fluchtversuch zu bemerken. Lizzie beseitigte rasch die Glasscherben, die noch ihm Rahmen steckten, und kletterte anschließend durch die Luke. Ihre Hüften erwiesen sich als Problem. Der Rand presste sich in ihre Haut, ihre Knochen schabten am Fensterloch. Lizzie zog den Bauch ein, verdrängte den Gedanken, festzustecken und nie wieder herauszugelangen. Sie schob sich durch die Öffnung. Die Umfassung zerkratzte ihr die Haut.
Das Fenster befand sich etwa auf Brusthöhe eines großgewachsenen Mannes, und so war Lizzies Sturz mit dem Kopf voraus nicht ganz so tief. Sie bremste den Fall mit ihren Händen, kippte mehr zufällig als absichtlich zur Linken. Lizzie schlug hart auf der Seite auf. Der Schmerz jagte durch Becken und Schulter. Die Luft entwich zischend aus ihren Lungen. Sie keuchte gequält.
Humpelnd versteckte sie sich hinter ein paar Büschen. Sie rieb über die
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