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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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die blaue See. Lizzie tat es ihm gleich. Eine sanfte Brise brachte das Wasser in Bewegung. Das Schiff wiegte sich sacht unter den Wellen. Mr. Chiao-Ho blieb stumm, blickte weiter auf das Meer hinaus und schien offensichtlich nicht bereit, das Schweigen zu brechen.
    Lizzie hielt ihre Augen auf den Horizont gerichtet und nahm doch nur Chiao-Ho wahr. Seine Nähe, die Wärme seines Körpers, das Geräusch seines Atems. Ihre Haut kribbelte, und das Pochen ihres Herzens dröhnte hinauf bis zu ihren Ohren. Sie schluckte und wagte einen diskreten Seitenblick. Es war der intimste Moment ihres Lebens, obwohl sie beide nur nebeneinanderstanden, schweigend Horizont und Meer betrachteten und sich in keinster Weise berührten.
    Lizzie wusste, dass sie diesen Augenblick nie wieder in ihrem Leben vergessen würde. Wenngleich um sie herum die Matrosen arbeiteten, fühlte sie sich abgeschottet vom Rest der Welt. Nur sie und Mr. Chiao-Ho existierten. Und nichts anderes war mehr von Belang. Ein tiefer Frieden erfüllte Lizzie.
    „Das Meer hat etwas so Unendliches“, brach Mr. Chiao-Ho das Schweigen. „Ein Relikt aus den Zeiten, bevor es Menschen gab. Garantiert wird es noch bestehen lange, nachdem der Mensch zu Staub zerfallen ist.“
    „Ich weiß nicht, ist das nicht eine deprimierende Vorstellung, dass alles, was von uns zurückbleibt, eine Handvoll Staub sein soll?“
    „Das ist der Lauf der Welt“, entgegnete Mr. Chiao-Ho leichthin.
    Lizzie drehte sich zu ihm und sah direkt in seine Augen. Die samtige Schwärze nahm sie gefangen. Die Zärtlichkeit des Blickes umhüllte sie. Wärme stieg aus Lizzies Bauchgrube auf und drang in jeden Winkel ihres Körpers vor. Das Atmen fiel ihr schwer, als sie merkte, wie Mr. Chiao-Ho auf ihre Lippen starrte.
    „Sir?“
    Mr. Chiao-Ho begegnete erschrocken ihrem Blick.
    „Ich war einen Moment abgelenkt“, erklärte er.
    Lizzie nickte und sehnte eine Berührung von Mr. Chiao-Ho mit einer Heftigkeit herbei, die sie erschreckte. Sie fragte sich, ob ihn zu Hause eine Ehefrau erwartete.
    „Lebt Ihr in Schanghai?“, erkundigte sich Lizzie, um die unerträgliche Spannung aufzulösen, die in der Luft schwebte.
    Er sah wieder aufs Meer hinaus.
    „Ich besitze ein Haus“, bestätigte er.
    „Und Ihr lebt allein?“
    Seine Mundwinkel hoben sich. „Ob ich verheiratet bin, willst du vermutlich wissen? Nein, bin ich nicht. Bislang konnte mich die Aufmerksamkeit einer Frau kaum genug fesseln, dass ich eine lebenslange Bindung angestrebt hätte.“
    Lizzie beschloss, auf seinen lockeren Ton einzugehen.
    „So seid Ihr ein Schürzenjäger, Sir?“
    Mr. Chiao-Ho lachte.
    „Möglicherweise.“
    Augenzwinkernd wandte er sich Lizzie zu. „Gewiss fragst du dich jetzt, ob ich in Erwägung ziehe, dich in mein Bett zu locken?“
    Lizzie schluckte trocken. Die Erinnerung an den Kuss flammte auf und brachte etwas tief in ihr zum Schnurren. Sie räusperte sich. Chiao-Ho ergriff ihre Hand. Sein schwarzer Blick schien sie einzusaugen. Er streichelte ihre Finger, und seine warme Haut fühlte sich wie Samt auf der ihren an. Wohlige Schauer rieselten über ihren Rücken.
    Er drehte ihre Handfläche nach oben und liebkoste diese. Erregung und Nervosität erfüllten Lizzie. Er musterte ihr Gesicht aufmerksam und hob ihre Handfläche an seine Lippen, sein warmer Atem strich über ihre Haut. Seine Lippen wanderten Richtung Arm und bedeckten ihr Handgelenk mit zarten Küssen, die Wellen des Begehrens durch ihren Körper sandten.
    „Sag, Lizzie, würdest du mein Bett aufsuchen?“
    Lizzie zitterte. Sie wagte kaum, ihn anzublicken, geschweige denn sein Angebot anzunehmen. So sehr es sie auch danach verlangte, ihrem Sehnen nach ihm nachzugeben, so sehr erfüllte es sie mit Furcht. Chiao-Ho sah sie an und schien zu spüren, was in ihr vorging.
    „Du bist wie eine Blume. Deine Blüten öffnen sich, du verströmst den Duft, doch der Boden, in den man dich zwang, ist noch nicht bereit, dir die Kraft zum vollständigen Erblühen zu schenken.“
    „Wie poetisch“, murmelte Lizzie.
    Chiao-Ho beugte sich über ihr Ohr.
    „Zarte Küsse und liebevolle Berührungen und sanfte Worte brächten dich zum Schmelzen, nicht wahr?“
    „Sir, was tut Ihr?“, fragte Lizzie erstickt.
    „Ich bereite den Boden,“ entgegnete Chiao-Ho. „Mich dürstet nach dem Nektar dieser Blume.“
    Er ließ ihre Hand durch seine gleiten und entfernte sich langsam.
    Lizzie sah ihm nach. Ein Hunger erwachte in ihrem Innern, den keine Speise der Welt

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