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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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sie die fantasievollen Ausdrücke des Kochs vernahm.
    „Bonnet!“
    Mr. Chiao-Ho trat energisch in die Kombüse, und Lizzie folgte ihm. Neugierig sah sie sich um. Der Raum war klein, fast zu klein, um sich vorstellen zu können, dass darin für eine größere Menge hart arbeitender Männer gekocht wurde. In der Schiffsküche herrschte eine Bullenhitze, die vom Herd abstrahlte, in dem ein Feuer knisterte. Über den Flammen dampfte ein Wassertopf, in den immer wieder eine Kartoffel aus einer Raumecke geworfen wurde. Je nach Schwung und Größe der Knollen spritzten kleine und größere Tropfen umher und verdampften zischend.
    Der Werfer wurde von Chiao-Ho verdeckt. Lizzie verrenkte sich, um den Mann zu sehen, der dort auf einem Schemel hockte, fluchte wie ein Kesselflicker und mit dem Mittagessen um sich warf. Erstaunt erkannte sie einen zwergwüchsigen Mann mit Segelohren. Sein rechtes Augenlid hing herunter, während das linke Auge groß und von ungewöhnlichem Grün war.
    „Heilige Scheiße, unser Mandarin beehrt mich. Womit habe ich die Ehre verdient?“
    Lizzie erstarrte angesichts dieser Respektlosigkeit, doch zu ihrer Überraschung neigte Mr. Chiao-Ho nur den Kopf.
    „Ehrenwerter Bonnet, ich bringe dir hier eine junge Dame, die deine Kochkünste loben will.“
    Der Schiffskoch hüpfte von seinem Hocker und kam auf Lizzie zu.
    „Miss.“ Er verbeugte sich, und Lizzie registrierte, dass er ihr gerade bis zur Brust reichte.
    Sie knickste höflich. „Mr. Bonnet, sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
    „Meine Fresse“, entfuhr es dem kleinwüchsigen Mann. „Eine Lady!“
    „Ich werde wohl nicht mehr benötigt“, meinte Mr. Chiao-Ho und ließ seine Hände in den Ärmeln seiner Robe verschwinden.
    Bonnet wedelte mit der Hand.
    „Raus!“, befahl er barsch.
    Dann wandte er sich Lizzie zu und strahlte sie an. „Kommt, Lady, setzt Euch! Eine Tasse Tee gefällig? Der alte Bonnet hat die feinsten Teeblätter, die Ihr Euch vorstellen könnt.“ Er zwinkerte.
    „Sehr gerne, Mr. Bonnet!“
    Er zwang sie auf einen Stuhl neben einer Truhe und lachte.
    „Mr. Bonnet! Ihr seid tatsächlich eine Lady.“ Er tätschelte ihre Hand und machte sich daran, den versprochenen Tee zuzubereiten. „Einfach nur Bonnet, Liebchen.“
    „Dann also einfach nur Bonnet.“ Sie lächelte. „Dann nennt Ihr mich Lizzie.“
    Er stellte eine Tontasse vor sie hin, an der einige Stellen abgesplittert waren. Dann hockte sich Bonnet wieder auf seinen Platz und schälte eine Kartoffel. Die Schalen ließ er in einen Eimer plumpsen, die Knolle warf er in den Topf auf dem Herd. Er deutete auf die Kartoffelschalen.
    „Futter für die Schweine.“
    „Schweine?“ Fragend hob Lizzie ihre Augenbrauen.
    „Im Laderaum. Kapitän Stubbs ist ein perverser Sklaventreiber, aber die Verpflegung seiner Crew ist ihm wichtig. Kriegen sonntags sogar zusätzlich zu unserer Ration Rum einen Fingerhut voll Gin. Bis auf die Kerle, die ihr Quantum beim Glücksspiel verloren haben.“
    Lizzie trank einen Schluck von dem blumig duftenden Tee. „Verloren an wen?“
    Bonnet lachte gackernd.
    „An wen wohl?“ Er zeigte mit dem Daumen auf seine Brust.
    Interessiert sah Lizzie ihn an. „Wofür benutzt Ihr denn den Rum?“
    „Zum Kochen“, erklärte Bonnet. „Zum Kochen.“
     
    Lizzie fand Mr. Chiao-Ho an Deck, zurückgezogen in seine Nische, wo er mit einem Pinsel feine Tuschestriche auf ein Stück Pergament malte.
    „Wie hübsch!“ Sie besah sich die filigranen Zeichnungen fasziniert. „Vergleichbares sah ich in einem Salon.“
    Der Chinese blickte mit düsterer Miene auf. „Du hast keine Ahnung, was ich da tue, oder?“
    Stirnrunzelnd zuckte sie mit den Schultern.
    „Komm, setz dich neben mich.“
    Gehorsam tat sie, was er verlangte, und sah sich unversehens so nah bei ihm, dass sie die Wärme seines Körpers fühlte. Er deutete auf eine Anordnung von Strichen, und der Saum seines Ärmels streifte Lizzies Hand. Das kühle Gleiten ließ einen Schauer über ihren Rücken rieseln.
    „Das ist ein chinesisches Gedicht.“
    Zweifelnd blickte Lizzie ihn an.
    Sein Blick blieb auf das Papier geheftet.
    „Siehst du? Das bedeutet ‚Leben‘, und dies ist das Zeichen für ‚Vergessen‘.“
    Lizzie nickte. „Dann benutzt man in China tatsächlich eine andere Schrift?“ Sie sah ihn an, und er drehte ihr im selben Moment das Gesicht zu. Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe. Sie konnte sein Duftwasser riechen. Ein angenehm frischer Geruch. In seinen

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