Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
Bruders gefallen lassen? Solltet Ihr Euch nicht auf die Suche nach den Entführern meiner Familie begeben?“
„Liebe Miss Reardon, bitte beruhigt Euch. Captain Connolly unternimmt alles, was in seiner Macht steht.“
„Und das wäre?“ Lizzie gab sich keine Mühe, freundlich zu klingen. Getreu dem Vorbild ihres Vaters: fordern und ablenken.
Captain Connolly nahm seelenruhig seine Tasse in die Hand, trank einen Schluck und schenkte Lizzie seine Aufmerksamkeit. „Wir haben die Dienstboten befragt.“
„Alle?“, mischte Cai sich ein.
Während der ganzen Zeit hatte er sich keine Gefühlsregung anmerken lassen und die Situation beobachtet, als ginge sie ihn nichts an. Und wenn Lizzie sich die Wahrheit eingestand, war dem auch so. Es ging um ihren Bruder, und Cai hatte nichts mit ihm zu schaffen. Dass kein männlicher Verwandter Lizzies Liebesglück überwachte, erwies sich in ihrem speziellen Fall sogar als hilfreich.
Der britische Offizier wandte sich widerwillig Cai zu. Es war offensichtlich, dass Connolly nichts von den Chinesen hielt. Fast ebenso interessant war es, den Mandarin zu beobachten. Seine Miene blieb ebenso reglos wie die Cais, doch sein scharfer Blick schien jedes Detail zu registrieren.
„Selbstverständlich“, gab Connolly zur Antwort.
„Aber jemand muss doch etwas gesehen oder gehört haben?“, fragte Lizzie besorgt.
Sir Buckley beugte sich vor und tätschelte ihre Hand. „Macht Euch keine Sorgen, wir finden die Verbrecher und bringen Euren Bruder und seine Familie wohlbehalten zurück.“ Die väterliche Fürsorge war gut gemeint, doch im Augenblick ertrug Lizzie nichts weniger als das. Sie sah zu Cai, und ihre Blicke trafen sich.
„Sie halten mich auf dem Laufenden, was den Stand der Ermittlungen betrifft? Ich werde so lange hier wohnen“, erklärte sie Sir Buckley.
Er nahm ihre Hand in seine, und Lizzie wünschte, es wären Cais Hände, die sie berührten. „Das kann ich nicht zulassen. Eure Familie wurde entführt. Wer weiß, ob man Euch ebenfalls kidnappt. Ihr werdet mich begleiten und Gast in meinem Haus sein. Meine Frau Gemahlin und meine beiden Töchter werden entzückt sein.“
Lizzie warf Cai einen hilfesuchenden Blick zu.
„Eine hervorragende Idee, Sir Buckley!“, stimmte Cai dem Faktor zu.
Lizzie biss die Zähne zusammen. Dieser Schuft! Sie erhob sich elegant.
„Meine Herren, wenn Ihr erlaubt, möchte ich mit Mr. Chiao-Ho ein paar Worte unter vier Augen wechseln.“
Cai erhob sich und ging zur Tür.
„Miss Reardon?“ Er ließ ihr den Vortritt und folgte ihr in die Halle.
„Hilf mir gefälligst! Nichts liegt mir ferner, als mich bei den Buckleys einzuquartieren“, zischte sie.
Cai verneinte. „Ich halte es für die beste Lösung. Man weiß jetzt, dass du dich in Schanghai aufhältst. Du kannst nicht mehr bei Mai-Ling wohnen. Und hierzubleiben wäre nicht ratsam. Aus genau den Gründen, die Sir Buckley ansprach.“
„Und warum kann ich nicht in deinem Haus logieren? Wir besorgen eine verschwiegene Gesellschafterin für mich und alles ist in Ordnung.“
Cai schüttelte den Kopf. Lizzie zog eine Grimasse. Sie wusste, dass er recht hatte, doch das hieß nicht, dass es ihr gefallen musste.
„Glaube nur nicht, dass ich so schnell klein beigebe.“ Damit drehte sie sich um.
Hinter sich hörte sie Cais amüsierte Stimme: „Damit rechne ich.“
Sie rauschte in die Bibliothek und nahm wieder Platz.
„Sir Buckley, ich freue mich darauf, Eure Frau und Eure Töchter kennenzulernen.“
Der Dicke klatschte in die Hände. „Dann wäre das geklärt.“
Kurze Zeit später saß Lizzie erstmals seit Monaten wieder in einer Kutsche. Sie sah aus der Droschke und erkannte Cais reglose Miene, mit der er ihr nachblickte. Neben ihm stand der Mandarin.
Captain Connolly musste in diesem Moment hinter Lizzie und Sir Buckley herreiten.
Lizzie wurde erneut durchgerüttelt. Die Geräumigkeit im Innern der Kutsche und das Holpern und Rumpeln waren ihr nach den Erfahrungen mit den Sänften unangenehm. Sie vermisste Cai schon jetzt. Es würde das erste Mal sein, dass sie einander länger als ein paar Stunden nicht sehen würden. Und bereits der Gedanke daran verursachte Lizzie Schmerzen.
„Fühlt Ihr Euch wohl, Miss Reardon?“ Sir Buckley musterte sie aufmerksam.
Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
„Ich bin noch nicht ganz wohlauf. Die Aufregung hat mich doch stärker mitgenommen, als ich dachte.“
Tröstend tätschelte Sir Buckley Lizzies Hand.
„Wir
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