Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
es nicht.“
„Ich bin eine Frau, die liebt“, erklärte Lizzie lächelnd.
Kapitel 9
„… ein Jacob Reardon lässt sich nicht einschüchtern.
Weder von Triaden noch den britischen Opiumhändlern!
Seien Sie sich dessen versichert.“
Jake Reardon an seinen Vorgesetzten Sir Emerson Buckley
Cai erwartete Lizzie in den unteren Räumen. Mai-Ling saß am gelackten Tisch aus Kirschbaumholz, die Hände gefaltet im Schoß liegend und mit gesenktem Blick.
„Du wirst sie nie wieder sehen. Das ist dir hoffentlich bewusst, Chiao-Ho Cai“, sagte sie, ohne ihren Kopf zu heben oder Cai anzusehen.
Er blickte sie an. „Sie glaubt fest daran, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben“, entgegnete er.
Mai-Ling schnaubte. „Als ob die Langnasen das zuließen. Oder unsere Leute.“
Ihre Worte stachen wie unzählige Nadeln in Cais Herz. Er wusste, dass sie recht hatte. Und doch wünschte er, dass Mai-Ling ihm einmal in ihrem Leben etwas Aufmunterndes sagte. Sie hob ihren Kopf und sah Cai an. Ihr Blick war undeutbar. „Es gibt natürlich die Möglichkeit, dass ihr in ein Land weit weg von China oder England geht. Amerika soll ein grenzenlos freies Land sein.“
Die Tür ging auf, und Lizzie trat ein. Auf dem Kopf saß einer dieser lächerlichen Hüte, die man Schute nannte, und sie trug eine eng sitzende Samtjacke mit goldenen Knöpfen, Tressen und Zierknöpfen und engen Ärmeln, deren Abschlüsse dieselbe Spitze zierte wie den Kragen. Ihr Unterkörper steckte in einem gestreiften Seidenrock, und an ihrer Miene erkannte Cai, dass sie verunsichert war.
„Ich bin bereit.“ Lizzie räusperte sich.
Cai reichte ihr den Arm. „Das sehe ich. Wollen wir aufbrechen?“
Nervös sah Lizzie zu Mai-Ling. „Werdet ihr keine Schwierigkeiten wegen mir bekommen?“
Cai umschloss ihre kalte Hand. „Ich weiß es nicht.“
„Wir werden sagen, ich sei krank gewesen. Ich erzähle allen, dass ich mich deswegen weigerte, meinen Bruder über meine Anwesenheit zu informieren.“
Mai-Ling neigte ihren Kopf. „Das hört sich vernünftig an.“ Sie erhob sich und verbeugte sich. „Leb wohl, Lizzie Reardon. Es war mir ein Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen.“
Lizzie erwiderte die Verbeugung.
Als sie in die bereitstehende Sänfte eingestiegen waren, holte Lizzie hörbar Luft.
„Alles in Ordnung?“ Seine Stimme klang gepresst. Ihm war, als verließe ihn jedes Quäntchen Glück, das er im Leben erfahren konnte. Das Atmen fiel ihm schwer.
„Ja.“ Sie sah Cai an. „Ich habe ein bisschen Angst.“
Alarmiert musterte Cai sie. „Weshalb?“
„Ich habe meinen Bruder viele Jahre lang nicht gesehen. Was, wenn er nicht mehr der ist, der England verlassen hat?“
Cai lehnte sich erleichtert zurück. „Er wird ein anderer sein und dennoch der Bruder, den du liebst.“ Er nahm ihre Hand. Die milchweiße Haut kontrastierte mit seiner dunkleren Tönung. Ihre Haut war warm und weich, und er konnte sich nur zu genau erinnern, wie es sich anfühlte, wenn sie seinen Schaft umfasste. Er spürte, wie ihm augenblicklich das Blut in die Lenden schoss.
Lizzie seufzte. „Ich hoffe so sehr, dass du recht hast.“
Die Sänftenträger ließen Cai und Lizzie aussteigen. Lizzie merkte, wie die Leute sie anstarrten, und wusste warum. Ein Chinese und eine Engländerin, das war nicht nur exotisch, das war skandalös. Lizzie ließ sich nichts anmerken und wandte ihre Aufmerksamkeit den Häusern zu. Hätte sie nicht gewusst, inmitten Schanghais zu stehen, wäre es ihr leicht gefallen, sich vorzustellen, in England zu sein. Ihr Blick schweifte über die Gebäude der Straßenseite, auf der sie standen.
„Wo ist es?“, erkundigte sie sich.
Cai zeigte auf die gegenüberliegende Seite. „Dort, das Weiße.“
Sie fuhr herum und betrachtete das Anwesen mit Respekt. „Er hat es weit gebracht, scheint mir.“
„Er hat Karriere gemacht“, bestätigte Cai. „Bist du bereit?“
Lizzie nickte. Sie überquerten die Straße, und Cai betätigte die Klingel.
Ein britischer Butler öffnete. Der Mann war jung, strahlte aber die Noblesse altgedienter Butler aus. Hochnäsig musterte er Cai, um sich dann verhalten Lizzie zuzuwenden.
„Ihr wünscht, Madam?“
„Zu Mr. Jacob Reardon, bitte.“
„Und wen darf ich melden?“
„Miss Elizabeth Jane Reardon und Mr. Chiao-Ho Cai.“
Der Butler verneigte sich steif. „Einen Moment bitte, Miss Reardon.“
Die Tür schloss sich, und Lizzies Herz klopfte wie wild. Sie sah zu Cai.
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