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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Spiel, das könnt Ihr mir glauben!«
    »Und sie haben sich ihm hingegeben!«, berichtete einer seiner Ritter, »auf die abscheulichste Art und We i s e.«
    Jaromar lauschte den Geschichten der Männer ruhig und besonnen, wie es seine Art war. Der Priester stellte eher mal Zwischenfragen. Vaclavs Erzählungen faszinierten ihn sichtlich, er hatte nie Ähnliches gehört.
    »Und was ist dann passiert mit den Weibern?«, fragte Jaromar schließlich. »Habt Ihr sie auf der Burg festgesetzt? Sie müssen der Hexerei angeklagt werden, das wisst Ihr. Ich werde den Bischof benachrichtigen, um eine weitere Befragung anzuregen.«
    Vaclav biss sich auf die Lippen. Nun wurde es schwierig, aber das hatte er vorausgeahnt. »Das wollte ich natürlich«, behauptete er. »Aber … aber sie sind nicht mehr am Leben.«
    Der Fürst sprang auf. »Sie sind was? Herr Vaclav, Ihr … Ihr hattet nicht das Recht …«
    »Ich hatte nichts damit zu tun!«, beeilte sich Vaclav zu versichern. »Wir … wir berieten noch, was wir mit ihnen tun sollten, und da … da legte eine von ihnen einen Brand, und die anderen …«
    »Sie stürzten sich in den See, Herr!«, fügte einer der Ritter hinzu. »So schnell, dass …«
    »Sie stürzten sich in den See?«, donnerte Jaromar. »Seit wann gibt es an dem Tümpel Klippen, über die man sich ins Wasser stürzen kann? Meines Wissens kann man höchstens hineinwaten – und sehr tief ist das Gewässer doch wohl auch nicht …«
    »Es ist ein Moor, Herr«, erklärte der Priester. »Man kann schon darin versinken.«
    Jaromar blitzte ihn an. »Versinken ja, Vater, aber so schnell? Dass zwanzig Ritter sieben junge Frauen nicht davon abhalten konnten, sich zu ertränken, erscheint mir …«
    »Wir waren gebannt!«, behauptete Vaclav. »Ich sage es nicht gern, aber … aber uns traf der böse Blick ihrer Anführerin. Wir waren gelähmt, wir mussten hilflos zusehen, wie sie in den See schritten und … Wir hätten einen Geistlichen mitnehmen sollen, das weiß ich jetzt, Herr. Wir einfachen Ritter waren dem Weib nicht gewachsen.«
    »Das ist alles nicht wahr!«
    Während Jaromar und der Kaplan noch verwirrt auf die Ritter blickten, die mit gesenkten Häuptern vor dem Thron ihres Fürsten standen, erklang eine helle Stimme vom Eingang des Palas aus.
    »Glaubt ihnen nicht, Herr … Herr Fürst … Sie …«
    Ein schwarzhaariges junges Mädchen rannte durch den Saal auf den Fürsten zu – und verharrte entsetzt vor der Phalanx von Vaclavs Rittern, die sich ihm zuwandten und ihm den Weg zu Jaromars Thron versperrten.
    »Lasst sie durch!«, befahl der Fürst.
    Die Ritter machten widerstrebend Platz, und die Schwarzhaarige warf sich vor Jaromar zu Boden. »Bitte, Herr Fürst, bitte …«
    Eben hatte die Stimme der jungen Frau klar und schneidend geklungen, aber jetzt stammelte sie nur noch, überwältigt von ihrer Angst, doch auch vor Erleichterung, am Ziel angekommen zu sein. Ein Burgwächter war ihr gefolgt und bemühte sich nun, dem Fürsten eine Erklärung vorzutragen.
    »Die Kleine kam eben hier an, mein Fürst, ganz außer sich, aber auf einem edlen Pferd, einem Zelter, ohne Sattel und Zaum. Womöglich hat sie’s gestohlen. Sie gab keine Auskunft, sie wollte nur vor den Fürsten geführt werden. Und als ich sagte, Ihr wärt wohl hier drinnen, ich müsste jedoch erst nachfragen, ob Ihr sie empfangen wolltet, da rannte sie einfach los.«
    Jaromar nickte und sah sich das junge Mädchen genauer an, das nun langsam den Kopf hob. Er war fasziniert von Danijas Gesicht, zart und herzförmig, beherrscht von riesigen, jetzt allerdings tränengeröteten Augen. Das lange schwarze Haar war strähnig und verworren, Wangen und Kittelkleid von Ruß geschwärzt. Arme und Beine waren zerkratzt und blutig, als sei sie durch eine Dornenhecke gerannt.
    »Wer bist du, und was führt dich her?«, fragte der Fürst, nun auch freundlich und huldvoll, das Geschöpf vor ihm war erkennbar verängstigt. Eine Pferdediebin sah sicher anders aus.
    »Das ist alles nicht wahr!«, wiederholte die junge Frau. »Es ist alles gelogen! Meine Mutter … meine Mutter hatte nicht den bösen Blick. Sie konnte niemanden bannen. Und wenn sie’s gekonnt hätte, dann hätte sie die … die Ritter …«, sie spie das Wort aus, »… wohl gebannt, bevor sie ihr die Fingernägel ausrissen und die Augen ausstachen.«
    »Ihr habt was?« Der Fürst blitzte Vaclav und seine Männer an. Aber dann richtete er das Wort gleich wieder an den Ankömmling. »Hab keine Angst,

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