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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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der Palastvorhalle, sondern in einem Wohngemach. An einem Tisch saßen Vázni und eine ältere Krishnanerin und spielten. Vázni jauchzte bei seinem Anblick erfreut auf. Reith tastete verlegen nach dem Türgriff und stotterte: »Ich – verzeiht – eh - ich habe mich verlaufen.«
    »Wie schön!« jubelte die Douri. »Dann müsst Ihr zur Strafe hier bleiben und mich unterhalten! Holt Euch einen Stuhl, guter Meister Ries!«
    Während Reith noch zögernd dastand, sprach Vázni mit ihrer Gefährtin. Danach stand diese auf, verbeugte sich, murmelte ein paar Artigkeiten und entschwand.
    Jetzt wurde Reith erst so richtig angst und bange. Nach allem, was er über die terranische Geschichte wusste, reichte es an einem mittelalterlichen Hof schon aus, als Mann mit einer Dame der königlichen Familie allein angetroffen zu werden, um schon einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Andererseits hatte er Angst, sich den Anordnungen der Prinzessin offen zu widersetzen.
    »Nun macht schon, setzt Euch!« sagte Vázni. »Hier brauchen wir wenigstens nicht zu schreien, um uns verständlich zu machen, so wie bei dem Bankett heute Nachmittag. So, und nun erzählt mir mehr von Eurer fernen exotischen Heimat!«
    »Ich – ich spreche Eure Sprache so schlecht …«
    »Unsinn; um so mehr ist es eine gute Übung für Euch. Ich werde Eure Fehler korrigieren. Nehmt Ihr bei Euch nur ein einziges Weib zur Gemahlin, oder heiratet jeder Mann viele Weiber, wie bei den Heiden von Nich-Nyamadze?«
    Reith begann mit einer stotternden, mühsamen Erläuterung terranischer Heiratsbräuche. Durch geschickte Verlagerung der Thematik auf den Bereich der Kindererziehung hoffte er Váznis Interesse von der Form und Funktion menschlicher Genitalien abzulenken.
    Während er sprach, spürte er einen zusehends stärker werdenden Harndrang – eine Folge des ungewohnten Alkoholkonsums. Er überlegte krampfhaft, was er tun sollte. Was sagte man in solch einem Fall auf Krishna, noch dazu in Gegenwart einer Prinzessin? Etwa: »Ich muss mal für kleine Jungen?«, oder: »Ich muss mal eben dahin, wo der Kaiser zu Fuß hingeht?«
    Aber derartige Umschreibungen würden sie bloß verwirren, selbst wenn es ihm gelänge, sie in Durou zu übersetzen. Gebrauchten die Krishnaner überhaupt solche Euphemismen, oder redeten sie ganz frank und frei drauflos … Sich von übermächtigem Harndrang gepeinigt auf seinem Stuhl windend, presste er hervor: »Hoheit, bitte mich jetzt entschuldigen. Ich muss nach meinen Leuten sehen.«
    »Aber so verweilet doch noch ein wenig!« versetzte sie leicht schmollend. »Soll ich Euch einen Trunk kommen lassen?«
    »Oh, nein danke; ich schon zuviel getrunkt – getrunken.« (Diese verfluchten unregelmäßigen Verben!)
    Sie musterte ihn scharf. »Schweiß glitzert auf Eurer Stirn, mein guter Herr. Findet Ihr die Luft zu heiß?«
    »O nein! Ich – ich fühle mich gut.« Er presste die Zähne zusammen und spannte seinen Schließmuskel. »Sagt an, warum kleidet sich der Regent des reichen Varasto-Reiches so – so …« Er suchte krampfhaft nach einem Duro-Äquivalent für › anspruchslos ‹.
    Die Prinzessin lachte. »Weil mein Vetter nicht nur der reichste, sondern auch der geizigste Wicht der Drei Seen ist. Wenn ich ihn für seine Bettlerkleidung ausschelte, sagt er immer, dass ihn ohnehin in Dur ein jeder kenne; warum also solle er prächtige Gewänder tragen?«
    »Besser dieses Extrem als das andere – das Geld des Reiches für Schaugepränge verschwenden.«
    »Was seine eigene Person betrifft, so mag er ja knausern, wenn ihn das glücklich macht. Was mich jedoch so ärgert, ist, dass er danach trachtet, dieselbe Schmucklosigkeit und Kargheit auch mir aufzuzwingen. Man sagt, ich wäre gar nicht so hässlich; doch könnte ich es ebenso gut sein; denn in den ärmlichen Fetzen, die zu tragen mein schmales Gewänderbudget mich zwingt, schaut mich ohnehin kein männliches Wesen an!«
    »Ich finde Euer Gewand wunderschön.«
    »Ach, Schmeichler Ihr! So manche Dame, ob Weib eines Handelsmanns oder gar eines Handwerkers, trägt stolzeren Putz als ich, die ich Douri bin! Doch nun erzählt mir mehr von den Methoden der Begattung bei den Ertsuma, wurden wir doch heute Nachmittag darin so jäh unterbrochen. So möchte ich zum Beispiel gerne wissen, welche Größe und Gestalt das männliche Organ besitzt. Und was ihm die Steifheit verleiht, die vonnöten ist, um in das weibliche – oh, Meister Ries, findet Ihr, dass es Eurem Stuhle an Bequemlichkeit

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