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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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jedoch am wenigsten Ähnlichkeit mit einem Elefanten auf. Er erinnerte eher an den Kopf eines riesigen Tapirs. Die beiden Rüssel - eigentlich mehr eine gabelartige Verlängerung des Kopfes, waren etwa einen Meter lang. Die Ohren hatten die Form von Trompeten. Das ganze Tier war bedeckt von einem kurzen weichen glänzenden Fell, dessen dunkles purpurartiges Braun hier und da weiße Flecken aufwies.
    Hinter den Ohren, auf einem Sattel über dem Hals, saß rittlings ein krishnanischer Treiber und redete auf das Tier in einer Sprache ein, die wohl nur Bishtaren und ihren Herren bekannt war. Wenig später war von vorn das Rasseln von Ketten zu hören, als der zweite Bishtar vor den ersten geschirrt wurde.
    Dann geschah eine ganze Zeit gar nichts, bis schließlich die Touristen ungeduldig wurden und anfingen, Reith mit Fragen zu löchern, wieso es nicht weiterginge. Reith fragte Strachan, der wiederum wandte sich an den Schaffner.
    »Er sagt, es ginge gleich los. Sie sind noch nicht ganz mit dem Beladen der Fracht fertig.«
    »Diese Eingeborenen!« seufzte Guzmán-Vidal. »Kein Sinn für Pünktlichkeit.«
    Schließlich rief jemand: »Byant-hao!« Ein Trompetensignal erscholl, und dann setzte sich der Zug mit einem Ruck und unter dem lauten Klappern der Waggonkupplungen in Bewegung. Er holperte schaukelnd über Weichen und schwenkte ruckartig auf das Qongholzgleis der Hauptlinie.
    Holz quietschte und knarrte, Achsen kreischten, Kupplungen klapperten und Zugketten klirrten, als der Zug an Fahrt gewann – das Ganze unterlegt von dem dumpfen, rhythmischen Stampfen der zwölf Säulenbeine seiner ›Lokomotive‹. Schlingernd und schaukelnd rollten die zwölf kleinen hölzernen Waggons mit einer Geschwindigkeit von etwa fünfzehn terranischen Stundenkilometern gen Osten.
    Die Strecke wand sich entlang der Küste der Va’andao-See, die jedoch nur gelegentlich einmal hinter den Bäumen zur Linken aufblitzte. Ansonsten glitt ein endloses Panorama von Feldern und Wäldern an ihnen vorüber. Nach einer Stunde Fahrt wurde das Ackerland spärlicher und wich schließlich dichtem Laubwald zu beiden Seiten der Strecke. Doch wurde mit der Zeit auch dieser trotz der prachtvollbunten Vielfalt seiner Blätter (»Wie New Hampshire im Herbst!« schwärmte Mrs. Whitney Scott) langweilig und monoton. Hin und wieder sahen sie wilde krishnanische Pflanzenfresser am Rande der Strecke grasen, die hastig die Flucht ins Dickicht des Waldes ergriffen, wenn das zwölfgliedrige Ungetüm vorüberrumpelte.
    Dann wurde die Strecke abschüssig. Pfeifen schrillten, Kommandos wurden gebrüllt, und das Zugpersonal hastete aufgeregt von Waggon zu Waggon und warf die Bremshebel herum, um zu verhindern, dass der Zug den hinteren Bishtar rammte.
    Turner erhob sich von seinem Sitz, um das kleine Toilettenabteil am hinteren Ende des Waggons aufzusuchen. Breitbeinig, um das Schlingern des Waggons auszugleichen, hangelte er sich von Rückenlehne zu Rückenlehne vorwärts. Als der Waggon erneut eine heftige Schlingerbewegung machte, griff seine Hand an einer Rückenlehne vorbei ins Leere, und er landete auf dem breiten Schoß von Melanie Jussac.
    »Ah, der kleine Junge möchte wohl zu seiner Mutter, n’est-ce pas?« fragte Madame Jussac lächelnd. »Sie können von Glück reden, dass Sie mir und nicht der Senora Guzmán in den Schoß gefallen sind, sonst wäre jetzt Santiago mit seinem Schwert hinter Ihnen her!«
    Lachend stellte sie Turner wieder auf die Beine. »Das ist ja schlimmer als auf der Schwäbischen Eisenbahn!« schimpfte er grinsend und kämpfte sich weiter Richtung Toilette.
    Nachdem Reith sich vergewissert hatte, dass seine Touristen einstweilen gut versorgt und aufgehoben waren, stand er auf, um den Zug ein wenig zu erforschen. Vorn, zwischen ihrem Waggon und den zwei Bishtaren, waren zwei voll beladene Güterwagen, die mit Planen bedeckt waren. Hinter ihnen kamen zwei weitere Personenwaggons, beide voll von krishnanischen Bahnarbeitern, und dahinter folgten zwei weitere Güterwaggons. Nach einem Blick auf die meterbreite Lücke zwischen seinem eigenen schlingernden Waggon und dem nachfolgenden, tastete sich Reith zurück zu seinen Touristen im vorderen Teil des Waggons und reichte Guzmán-Vidal sein Schwert mit den Worten: »Könntest du eine Weile darauf aufpassen, Santiago? Ich möchte mal zum nächsten Waggon rüberspringen und habe Angst, dass mir das Ding dabei zwischen die Beine kommt und ich runterfalle.«
    Reith sprang hinüber auf den Waggon

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