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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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den Rand des Pfades und zwangen sie unsanft auf die Knie. Ein Ziru mit einem riesigen Schwert stellte sich hinter den ersten von ihnen und holte aus. Die Klinge traf ihr Ziel mit einem dumpfen, kernigen Geräusch. Der Kopf des Soldaten flog zur Seite und rollte den Hang hinunter. Der Rumpf sackte nach vorn und blieb halb über dem Rand des Pfades liegen.
    »Ich wusste gar nicht, dass sie wirklich blaues Blut haben«, sagte Turner.
    »Es basiert auf Hämozyanin statt auf Hämoglobin«, erklärte Professor Mulroy. »Darum haben sie auch diese grünliche Gesichtsfarbe. Auf der Erde ist Hämozyanin die sauerstoffbindende Substanz im Blut von Mollusken und Gliederfüßlern. Es ist weniger wirkungsvoll als Hämoglobin, aber die krishnanischen Organismen verfügen über entsprechende Kompensationsmechanismen.«
    Der zweite Soldat verlor seinen Kopf, dann der dritte. Blaugrünes Blut quoll aus den Stümpfen hervor und färbte die Erde. Pilar Guzmán-Vidal und Shirley Waterford brachen in Tränen aus.
    »Sie meinen«, sagte Silvester Pride, »diese Krishnaner sind also eigentlich nichts weiter als eine Art hoch entwickelte Austern? Wir könnten sie also essen …«
    »Schnauze!« knurrte Reith. »Oder bist du scharf darauf, deinen Schädel auch loszuwerden? Ich versuche rauszukriegen, was sie sagen.«
    Der Scharfrichter wollte gerade den vierten Soldaten enthaupten, als Barre »Shtui!« rief. Er ließ das Schwert sinken. Barre sprach mit den vier Mahuts, die daraufhin wieder auf ihre Tiere kletterten und in schnellem Trott Richtung Camp davonritten. Dann wandte sich der Anführer zu dem knienden Soldaten um und sagte auf Durou: »Möchtest du dein Leben behalten, Wicht?«
    »Ja, Herr«, antwortete der Soldat zaghaft.
    »So soll es dir denn geschenkt sein. Doch musst du einen Befehl für mich ausführen.«
    »Ja, Herr.«
    »Du wirst sofort zum Basiscamp eilen. Ich hatte gehofft, auch die beiden terranischen Ingenieure ergreifen zu können, doch sie entwischten allzu hurtig in den Wald. Sobald sie zurückkehren, wirst du ihnen berichten, dass ich diese Terraner hier als Geiseln halte. Doch ich warne sie: Jeder falsche Trick – etwa ein Befreiungsversuch – wird den sofortigen Tod der Geiseln nach sich ziehen.
    Morgen früh werde ich einen Boten zu eurer Baustelle senden, der meine Bedingungen vorträgt. Sollte diesem Boten auch nur ein Haar gekrümmt werden, müssen die Geiseln sterben. Sollten deine Herren sich weigern, den Boten anzuhören, werde ich ihn einen Tag später erneut schicken, und zwar mit einem Körperteil von einer der Geiseln. Sollte das noch immer nicht ausreichen, sie zur Besinnung zu bringen, wird er am darauf folgenden Tag mit einem anderen Körperteil derselben Geisel erscheinen, und so weiter. Hast du verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann schneidet ihn los.«
    Von seinen Fesseln befreit, erhob der Soldat sich steif und machte sich sogleich auf den Weg. Mehrere Ziruma riefen ihm Flüche und Drohungen nach. Einer schoss sogar mit seiner Armbrust nach ihm. Der Pfeil strich hart am Kopf des Soldaten vorbei. Er duckte sich und begann zu rennen. Barre trat auf den Schützen zu, schlug ihm hart ins Gesicht und befahl ihm, den Pfeil zu suchen und zurückzubringen.
    »Ein schöner Held, dieser Gandubán!« höhnte Considine. »Erst große Reden führen, aber wenn’s hart auf hart geht, abhauen und uns im Stich lassen…«
    »Sei still!« knurrte Reith. »Schließlich konnte er ja wohl schlecht gegen hundert auf einmal kämpfen.«
    »So, und nun zu euch«, sagte Barre auf Durou, an die Touristen gewandt. »Ihr kommt mit uns. Wer zu entfliehen versucht, teilt das Schicksal dieser Imperialistensöldner.« Er zeigte auf die drei Leichen. »Und jetzt Marsch!«
    Reith übersetzte. Die Gefangenen mussten hintereinander Aufstellung nehmen, jeder bekam einen Ziru als Wachhund, dessen Aya wiederum von einem Kameraden übernommen wurde, und dann setzte sich der Trupp in Bewegung.
    Wenig später bog die Gruppe vom Nachschubpfad ab und folgte einem Waldweg. Reith, der vorneweg stapfte, grübelte immer wieder darüber nach, was er falsch gemacht haben mochte. Er versuchte, das Gemurmel hinter seinem Rücken zu ignorieren: »Daran ist allein der Furchtlose schuld.« – »Klar. Wenn er ein bisschen Verstand hätte, dann wären wir jetzt nicht in dieser beschissenen Lage.« – »Der Kerl ist ganz offensichtlich unfähig.« – »Er hört ja auch nie auf uns.« – »Er hätte uns in diesem Pueblo zurücklassen und erst einmal

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