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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Krishnaner nahmen Reith in ihre Mitte. Reith sah keinen Grund für eine derart übertriebene Vorsicht. Bei hochgezogener Brücke gab es nicht die geringste Möglichkeit zur Flucht.
    Die Prozession setzte sich in Bewegung und marschierte die Stufen zum Tempel hinauf, dessen glänzende Fassade mit Mosaiken aus Halbedelsteinen verziert war. Reliefbilder von Göttern und Göttinnen starrten würdevoll auf sie herab. Ein paar Frühaufsteher, die ihren Geschäften nachgingen, blieben stehen und warfen neugierige Blicke auf Reith und seine Eskorte.
    Im Innern des gewaltigen zweiflügligen Bronzetors wurde Reith durch ein Gewirr von Korridoren und Gängen zu einer abgeschlossenen Zimmerflucht geführt. Sie traten in ein großes von zwei goldenen Kandelabern erleuchtetes Wohn- und Schlafgemach. Hier hielten sie an, und der Führer der Eskorte sagte: »Bitte setzt Euch, göttliche Hoheit, und macht es Euch bequem! Alles für Euer Wohlbefinden Notwendige wird getan werden.«
    Reith setzte sich. Dann wandte er sich in seinem Stuhl um und fragte: »Wo bin ich hier? Was will Shosti von mir?«
    »Ich bitte Eure Göttliche Hoheit, ein wenig Geduld zu haben«, antwortete der Führer. »Man wird Euch alles erklären.«
    Alle bis auf den Führer und einen weiteren Ziru verließen das Gemach. Die beiden bezogen Posten an der Eingangstür und ließen Reith nicht aus dem Auge.
    Eine zweite Tür öffnete sich, und herein kam eine Gruppe junger Frauen, alle in durchsichtige wallende Stoffe gehüllt.
    Sie knieten vor Reith nieder und verneigten sich so tief, dass sie mit der Stirn den Boden berührten. Dann plapperten sie alle gleichzeitig wie junge Gänse auf ihn ein, doch nur eine von ihnen sprach Standard-Durou. »Erlaubt uns, Eurer Göttlichkeit unsere Dienste anzubieten, o göttlicher Herr!«
    Ehe Reith sich’s versah, waren sie schon dabei, seine Kleider aufzuknöpfen.
    »He!« protestierte Reith. »Was …«
    »Ihre Göttlichkeit wünscht sicher ein Bad, nicht wahr?« fragte die Durou-Sprecherin. »Bitte, wie öffnet man dieses Ding?« Sie nestelte an einem Reißverschluss herum.
    »Wenn Ihr mir sagt, warum ich hier bin und was Ihr mit mir vorhabt, zeige ich es Euch.«
    Sie brachen in lautes Gekicher und Gegacker aus. »Bitte verzeiht, Hoheit, aber das darf allein unsere Gebieterin Euch sagen.«
    Reith gab sich seufzend seinem Schicksal hin. Vor seiner Gefangennahme durch Barre hatte er ‚angefangen, sich als einen Mann der Tat zu begreifen, als Herrn seiner eigenen und der Geschicke anderer. Doch seither hatte er schmerzhaft erleben müssen, wie das Schicksal ihm Stück für Stück von seinem neugewonnenen Selbstbewusstsein wieder entrissen hatte. Physisch und psychisch erschöpft, fühlte er sich wie ein Käfer, der hilflos auf einem Stückchen Holz saß und auf dem Ozean des Lebens trieb. Er machte sich noch immer Sorgen um seine Touristen und fühlte sich für sie verantwortlich, aber im Augenblick gab es nichts, was er für sie hätte tun können.
    Er half dem Mädchen beim öffnen des Reißverschlusses. Fügsam wie ein kleines Kind ließ er sich entkleiden und in einen Baderaum führen.
    Die bronzene Wanne war groß genug, um einen Bishtar darin zu baden. Über eine Trittleiter stieg er hinein. Die Mädchen entledigten sich ihrer durchsichtigen Tüllgewänder und begannen ihn zu waschen. Die Durou-Sprecherin zog ein flaches handtellergroßes Stück von einer braunen Substanz hervor, tauchte es ein, rieb einen Waschlappen damit ein und wusch mit diesem Reiths Rücken ab. Potz-Donner, dachte er, das sieht ja nach richtiger Seife aus!
    »Wie heißt du?« fragte er das Mädchen.
    »Beizi, Herr.«
    »Was ist das für ein Stoff, o Beizi?«
    »Oh, mein göttlicher Gebieter, das ist ein Stück von einer magischen Essenz, die eines der ersten von euch Wesen von einer anderen Welt mitbrachte. Es befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie unserer Beschützerin. Es wird nur zu besonderen Anlässen benutzt, da es sich sonst allzu rasch verbraucht. Unsere Gebieterin möchte Eurer Göttlichkeit durch die Benutzung dieser Essenz – Savunit genannt - die gebührende Ehre erweisen.«
    Es fiel Reith nicht sonderlich schwer, darin das portugiesische Wort ›Sabonete‹ wieder zu erkennen. Schwer fiel ihm da schon, die durch die zartfühlende Fürsorge der unbekleideten Damen allmählich in ihm aufkeimenden Regungen zu unterdrücken, die sich angesichts der einladend direkt vor seinen Augen pendelnden Brüste schlagartig in Gestalt

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