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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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von ihm, hart am Rande des Meeres und mit ihm durch einen sattelförmigen Rücken verbunden, der kleinere, aber spitzere Gipfel.
    »Kommt sofort herunter, ihr zwei!« schrie eine krishnanische Stimme.
    Reith blickte nach unten und sah direkt unter sich Hauptmann Najjim stehen.
    »Geh wieder runter, John!« sagte Reith.
    Als Turner aus dem Weg war, ließ Reith einen letzten Blick über das Land schweifen und versuchte, sich jede Senke und jede Kuppe ins Gedächtnis einzuprägen. Dann kletterte auch er hinunter. Turner versuchte gerade, Najjim mit seinen paar Brocken Durou begreiflich zu machen, dass er und Reith bloß ein bisschen herumgealbert hätten. Der verdutzten Miene des Hauptmanns war jedoch zu entnehmen, dass er sich auf Turners konfuses Gestotter keinen Reim machen konnte.
    »Er will sagen, wir haben bloß gescherzt«, kam Reith ihm zur Hilfe. »Wir sind trotz alledem Freunde.«
    »Ihr Ertsuma müsst ganz und gar verrückt sein«, konstatierte der Hauptmann kopfschüttelnd. »Macht solchen Unfug nicht noch einmal!«
    »Zu Befehl, tapfrer Hauptmann«, sagte Reith.
    Turner wartete, bis Najjim außer Hörweite war. Dann fragte er: »Was sollte der ganze Quatsch jetzt eigentlich?«
    »Ich wollte mir mal das Umland ein bisschen anschauen - nur für den Fall, dass … Und da brauchte ich eben einen Vorwand, um auf den Baum zu klettern.«
    »Oho! Jetzt verstehe ich! Du willst also ab …«
    »Psst! Sprich es nicht aus! Und red auch nicht mit den anderen darüber, hörst du? Irgendein Klatschmaul würde es bestimmt ausplaudern. Und wenn ich abhaue, dann nicht, um bloß meine eigene Haut zu retten, sondern weil ich das für die beste Möglichkeit halte, euch alle hier rauszuholen.«
    »Kannst du Maurice und mich denn nicht mitnehmen? Wir sind jünger und kräftiger als die anderen. Wir könnten …«
    »Nein; so was macht man am besten allein. Außerdem werdet ihr zwei hier gebraucht.«
     
    In jener Nacht teilte Reith sein Zelt mit Aime Jussac. Als die Schlafenszeit nahte, weihte er den Franzosen in seine Fluchtpläne ein.
    »Ah! Magnifique!« rief Jussac begeistert. »Wenn ich nicht so alt und dick wäre, würde ich auch so was machen.«
    »Einer«, fuhr Reith fort, »muss die Führung der Gruppe übernehmen. Ich finde, Sie sind der richtige Mann dafür. Sie scheinen mir vernünftiger und besonnener als die meisten anderen.«
    »Sie machen mich verlegen, mein Freund. Aber wenn ich einen Vorschlag machen darf; ich sage ihnen, Sie hätten mich lediglich für den Posten vorgeschlagen oder meinetwegen zum vorläufigen Führer ernannt, bis ich eine Wahl durchführe. Ein frei gewählter Führer hat immer einen besseren Rückhalt als ein bloß ernannter.«
    »Okay, ganz wie Sie wollen. Habe ich Sie nicht Durou mit einem der Krishnaner sprechen hören?«
    Jussac zuckte die Achseln. »Ich habe mir ein paar Grundkenntnisse angeeignet. Da ich schon sechs Sprachen spreche, fiel mir eine weitere nicht sonderlich schwer.«
    »Sehr gut. So, wenn Sie sich jetzt schlafen legen und schön laut und kräftig schnarchen …«
    Jussac blies die Lampe aus. Kurz darauf verrieten leise, regelmäßige Atemzüge, dass er eingeschlafen war. Reith kauerte sich an den Eingang des Zelts und spähte durch einen Ritz zwischen den Planen nach draußen.
    Draußen, außerhalb seines Blickfeldes, hörte er Wachtposten auf- und abschreiten und leise Parolen austauschen. Karrim, der größte der drei Monde, tauchte das Lager in silberweißes Licht, gut dreimal so hell wie das des irdischen Vollmonds. Etwas heulte in der Ferne.
    Die Minuten verrannen. Das plötzliche leise Geräusch von Schritten ließ Reith aufhorchen. Eine schemenhafte Gestalt, die er als die von Valerie Mulroy erkannte, glitt am Eingang seines Zeltes vorbei. Zuerst glaubte er, sie sei auf dem Weg zur Latrine. Doch dann entsann er sich, dass sie sich am Mittag zu einem Rendezvous mit dem jungen Najjim verabredet hatte. Er schob die Plane ein wenig zur Seite, steckte vorsichtig den Kopf hinaus und sah ihr nach, wie sie nach Süden verschwand.
    Er hob den Beutel mit Keksen auf, den er mit Turners Hilfe beim Abendessen geklaut hatte, stahl sich in geduckter Haltung, sich rasch nach allen Seiten vergewissernd, aus dem Zelt und schlich hinter Valerie Mulroy her, wobei er gerade soviel Abstand wahrte, dass er sie nicht aus den Augen verlor.
    Eine Viertelstunde später hatte er die Wälder südlich des Lagers erreicht. Die bunte Vielfalt des Laubs war im Mondlicht einem einheitlichen

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