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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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nach Baianch in zwei Tagen bewältigen würden. Als ihnen kurz hinter Jizorg der planmäßige Gegenzug entgegenkam, hoben sie das Gefährt kurzerhand aus den Schienen und ließen den Zug passieren.
    Als sie am zweiten Tag ihrer Reise kurz nach Einbruch der Dunkelheit in den Bahnhof von Baianch ratterten, sagte Reith: »Das ging schneller, als man es auf der Erde mit einem Pferd schaffen könnte. Wir müssen fast vierhundert Kilometer gefahren sein. Wie viel Hoda sind das?«
    »Sechs Beine haben eben ihre Vorteile«, sagte Strachan mit einem Lächeln.
    »Wie finde ich Percy Mjipa?«
    »Ich würde zuerst beim Polizeichef fragen, aber jeder höhere Beamte im Alten Palast kann dir das genauso gut sagen.
    Vorher solltest du allerdings deine Aufwartung bei Seiner Majestät dem Regenten machen.«
    »Ich hab’s aber eilig, Ken! Solange meine Touristen in Lebensgefahr sind, habe ich keine Zeit für diesen ganzen höfischen Firlefanz.«
    »Mag sein, aber Tashian wird sich brüskiert fühlen, wenn du ihn vorher nicht aufsuchst. In diesem Fall komplizierst du durch deine Hast die Sache nur unnötig, glaub mir. Du kommst schneller zum Ziel, wenn du dich an die Etikette hältst. Diese Leute haben ein anderes Verhältnis zur Zeit als wir.«
    Schließlich hatte Strachan ihn überzeugt, sich dem Protokoll zu unterwerfen. Er klopfte Reith auf die Schulter und sagte: »Gute Nacht, Kumpel! Du weißt, warum ich mit in die Stadt gekommen bin. Hast du keine Lust, mitzukommen und deinen Docht irgendwo einzutauchen?«
    »Vielen Dank für das Angebot. Aber das, was ich mit Shosti erlebt habe, reicht mir für eine Weile.«
    Am Morgen nach seiner Ankunft stand Reith in dem kleinen Gemach für Privataudienzen. Ihm gegenüber saßen Tashian bag-Gárin, in sein übliches schäbiges Schwarz gekleidet, zwei höhere Regierungsbeamte des Regenten sowie, ebenfalls stehend, die unvermeidlichen Wachen. Mehr als eine krishnanische Stunde quetschten sie Reith über Barre vas-Sarf und seine Armee und über Senarze und die Hexe von Zir aus. Ein Beamter schlug vor: »Exzellenz, mich dünkt, eine bescheidene Beihilfe an die Dame Shosti würde Senarze gewiss so sehr den Rücken gegen Barre stärken, dass er es nicht wagen wird, sich mit uns anzulegen.«
    »An wie viel hast du gedacht?« fragte Tashian alarmiert.
    »Oh, ich denke, eine kleine Anzahlung von, sagen wir, zehntausend …«
    Der Regent gab einen erstickten Laut des Entsetzens von sich. »Bist du des Wahnsinns, mit einem solch verschwenderischen Angebot anzufangen? Beginnt sie erst einmal Reichtum zu schnuppern, dann fordert sie in ihrer Unersättlichkeit gleich die dreifache Summe. Nein, nein; lass uns lieber mit … sagen wir … tausend anfangen …«
    Jetzt ging das Gefeilsche erst richtig los. Reith passte einen Moment ab, da beide gleichzeitig Luft holen mussten, und sagte schnell: »Eure Exzellenz, darf ich mich zurückziehen? Ich möchte gern meinen Erdenlandsmann Mjipa aufsuchen.«
    »Ja, Ihr dürft gehen, Meister Ries. Ihr findet Euren Freund im fast fertig gestellten neuen Konsulatsgebäude in der Bourujird-Allee in der Nähe des Seetors. Oh, wartet noch einen Moment. Seid vor dem Abend wieder zurück zum Souper mit der Douri und mir. Ihr sollt uns mehr von Euren Abenteuern erzählen.«
    »Ich danke Eurer Exzellenz«, sagte Reith und entschwand unter hastigen Verbeugungen durch die Tür.
    Nicht weit von der Hafenpromenade fand er den hoch aufgeschossenen schwarzen Diplomaten, als er gerade dabei war, die letzten Arbeiten an einem neuen, aber bescheidenen zweistöckigen Haus zu überwachen. In fließendem Durou schimpfte er einen durischen Stuckateur aus, weil dieser seiner Meinung nach bei der Gestaltung der Fassade Pfusch geliefert hatte. Er wandte sich um, als Reith auf ihn zukam.
    »Na so was, Mister Reith!« rief er erfreut und schüttelte Reith überschwänglich die Hand. »Ich hörte schon Gerüchte, dass Sie von den Toten zurückgekehrt seien. Ich hab’s nicht geglaubt – Sie wissen ja, diese Eingeborenen –, aber um so glücklicher bin ich jetzt zu sehen, dass es nicht übertrieben war. Was ist mit Ihren Touristen?«
    »Deswegen bin ich hier.«
    »Hm. Ich sehe schon, wir werden uns länger unterhalten müssen. Es gefällt mir zwar gar nicht, diese Lumpen unbeaufsichtigt zu lassen – kaum dreht man mal den Rücken, schon haben sie wieder was falsch gemacht –, aber die Pflicht ruft. Kommen Sie mit in meine Wohnung.«
    Mjipa bewohnte ein kleines Apartment, zwei Häuserblocks vom

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