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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Heidenangst, Fehler zu machen. Nicht selten geschah es, daß sie einem armen Mädchen die Flöte entriß, um es damit auf die Schulter zu schlagen.
    Nach den Trommeln, der Flöte und dem Shamisen kam gewöhnlich das Singen an die Reihe. Wir in Japan singen oft bei Partys, und es sind natürlich hauptsächlich die Partys, weswegen die Männer nach Gion kommen. Doch selbst wenn ein Mädchen keinen richtigen Ton herausbringt und niemals gebeten werden wird, vor Zuhörern aufzutreten, muß sie trotzdem Gesang studieren, damit sie den Tanz richtig verstehen lernt. Die Tänze sind für ein bestimmtes Musikstück choreographiert, dargeboten von einer Sängerin, die sich selbst auf dem Shamisen begleitet.
    Es gibt viele verschiedene Liedertypen – weit mehr, als ich zählen könnte –, in unseren Unterrichtsstunden studierten wir aber nur fünf davon. Einige gehörten zu den populären Balladen; andere waren lange Musikstücke aus dem Kabuki-Theater, die eine Geschichte erzählten; wieder andere waren so etwas wie ein kurzes, musikalisches Gedicht. Jeder Versuch, Ihnen diese Lieder zu beschreiben, wäre sinnlos, ich kann nur sagen, daß ich die meisten bezaubernd finde, daß sie sich für Ausländer aber oft eher anhören wie Katzengeschrei in einem Tempelhof. Gewiß, der traditionelle japanische Gesang besteht zum großen Teil aus Getriller und wird häufig so tief in der Kehle gebildet, daß der Ton eher aus der Nase kommt als aus dem Mund. Ausschlaggebend ist wohl, woran das eigene Ohr gewöhnt ist.
    Bei unserem Unterricht machten Musik und Tanz nur einen Teil des gesamten Lehrplans aus. Denn ein Mädchen, das die verschiedenen Künste beherrscht, wird auf einer Party dennoch scheitern, wenn es nicht gelernt hat, wie man sich richtig verhält und benimmt. Das ist einer der Gründe, warum die Lehrerinnen von ihren Schülerinnen so unnachsichtig gute Manieren und gute Haltung verlangen, selbst wenn ein Mädchen nur durch den Gang zur Toilette huscht. So wird man zum Beispiel in der Shamisen-Stunde ständig dazu angehalten, sich nur in allerbestem Japanisch auszudrücken. Sobald man einen anderen Dialekt statt die angemessene Kyoto-Sprache verwendet, nicht geradesitzt oder mit schleppenden Schritten geht, wird man gerügt. Tatsächlich gibt es den strengsten Tadel vermutlich nicht dafür, daß man sein Instrument schlecht spielt oder den Text eines Liedes nicht gelernt hat, sondern daß man schmutzige Fingernägel hat, es an Respekt fehlen läßt oder ähnliches.
    Manchmal, wenn ich Ausländern von meiner Ausbildung erzählte, fragten sie mich: »Ja, aber wann haben Sie das Blumenstecken gelernt?« Die Antwort ist: niemals. Jede Geisha, die einem Mann gegenübersitzt, den sie unterhalten soll, und damit anfängt, Blumen zu arrangieren, wird, sobald sie aufblickt, feststellen müssen, daß ihm der Kopf auf den Tisch gesunken ist und er tief und fest schläft. Eine Geisha ist vor allem eine Unterhaltungs- und Vortragskünstlerin, das dürfen Sie nicht vergessen. Wir mögen einem Mann Sake oder Tee einschenken, aber wir werden niemals aufstehen, um ihm noch eine Portion eingelegtes Gemüse zu holen. Außerdem werden wir Geishas von unseren Dienerinnen so verwöhnt, daß wir uns kaum selbst versorgen oder unsere Zimmer sauberhalten, geschweige denn ein Zimmer in einem Teehaus mit Blumen dekorieren können.
    Meine letzte Unterrichtsstunde am Vormittag galt der Teezeremonie. Da dies ein Thema ist, über das zahlreiche Bücher geschrieben wurden, werde ich hier nicht weiter ins Detail gehen. Im Grunde wird die Teezeremonie jedoch von ein bis zwei Personen ausgeführt, die ihren Gästen gegenübersitzen und auf streng traditionelle Art den Tee zubereiten – mit wunderschönen Tassen, kleinen Teebesen aus Bambus und so weiter. Auch die Gäste selbst sind Teil dieser Zeremonie, denn sie müssen die Tasse auf eine ganz bestimmte Art halten und daraus trinken wie vorgeschrieben. Wenn Sie glauben, man setze sich einfach hin, um eine schöne Tasse Tee zu trinken… In Wirklichkeit gleicht die Zeremonie einer Art Tanz oder sogar einer Meditation im Knien. Der Tee wird mit Teeblättern gemacht, die zu Pulver verrieben und dann mit kochendem Wasser zu einer schaumig-grünen Mischung geschlagen werden, die wir matcha nennen und bei Ausländern äußerst unbeliebt ist. Ich gebe zu, daß sie wie grünes Seifenwasser aussieht und einen bitteren Geschmack hat, der gewöhnungsbedürftig ist.
    Die Teezeremonie ist ein sehr wichtiger Teil der

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