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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Geishaausbildung. Es ist nicht ungewöhnlich, daß auch eine Gesellschaft in einem Privathaus mit einer kurzen Teezeremonie beginnt. Und auch den Gästen, die zu den Jahreszeitentänzen nach Gion kommen, wird zuvor von einer Geisha Tee serviert.
    Meine Lehrerin für die Teezeremonie war eine junge Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren, die zwar, wie ich später erfuhr, keine besonders gute Geisha, aber von der Teezeremonie so besessen war, daß sie sie lehrte, als wäre jeder Bestandteil eine heilige Handlung. Wegen ihrer Begeisterung lernte ich ihren Unterricht schnell zu schätzen, und ich muß sagen, es war der perfekte Abschluß für die langen Vormittagsstunden, weil die Atmosphäre so ruhig und gelassen war. Selbst jetzt noch empfinde ich die Teezeremonie als ebenso erholsam wie eine durchschlafene Nacht.
    Was die Ausbildung einer Geisha so schwierig macht, sind nicht nur die verschiedenen Fächer, die sie bewältigen muß, sondern es ist auch die Tatsache, daß ihr Leben so hektisch wird. Nachdem sie den ganzen Vormittag über Unterricht gehabt hat, wird von ihr erwartet, daß sie am Nachmittag und Abend genauso arbeitet wie zuvor. Dennoch bekommt sie kaum mehr als drei bis fünf Stunden Schlaf pro Nacht. Auch wenn ich mich während dieser Lehrjahre hätte zweiteilen können, wäre mein Leben immer noch zu hektisch gewesen. Ich wäre sehr dankbar gewesen, wenn Mutter mich von meinen Pflichten genauso entbunden hätte wie Kürbisköpfchen, doch aufgrund ihrer Wette mit Mameha dachte sie, glaube ich, gar nicht daran, mir mehr Zeit zum Üben und für die Ausbildung zu gewähren. Einige meiner Pflichten wurden zwar den Dienerinnen übertragen, zumeist aber lastete mehr Arbeit auf meinen Schultern, als ich bewältigen konnte, und trotzdem sollte ich am Nachmittag auch noch mindestens eine Stunde auf dem Shamisen üben. Im Winter zwang man Kürbisköpfchen und mich, unsere Hände abzuhärten, indem wir sie in Eiswasser tauchten, bis wir vor Schmerzen schrien, um anschließend draußen im eiskalten Innenhof zu spielen. Das klingt grausam, ich weiß, aber so waren die Dinge damals nun mal. Und dieses Abhärten der Hände hat mir tatsächlich geholfen, besser zu spielen. Denn sehen Sie, das Lampenfieber zieht einem das Gefühl aus den Händen, doch wenn man schon daran gewöhnt ist, mit fast tauben Händen zu spielen, ist das Lampenfieber kaum noch ein Problem.
    Anfangs übten Kürbisköpfchen und ich jeden Nachmittag gleich nach unserer einstündigen Lektion in Lesen und Schreiben bei Tantchen zusammen auf dem Shamisen. Tantchen hatte uns seit meiner Ankunft Japanischunterricht erteilt, und sie hatte stets darauf bestanden, daß wir perfekte Manieren an den Tag legten. Doch wenn wir danach Shamisen spielten, hatten wir, Kürbisköpfchen und ich, immer sehr viel Spaß miteinander. Wenn wir laut auflachten, kam Tantchen oder eine der Dienerinnen wohl heraus, um uns zu tadeln, aber solange wir nur wenig Lärm machten und auf unseren Shamisens herumzupften, während wir plauderten, wurde uns von niemand verwehrt, einander Gesellschaft zu leisten. Auf diese Stunde des Tages freute ich mich stets am meisten.
    Eines Tages, als Kürbisköpfchen mir zeigte, wie man Töne ineinanderfließen lassen kann, erschien Hatsumomo im Durchgang vor uns. Wir hatten nicht einmal gehört, daß sie die Okiya betrat.
    »Nun sieh einer an, Mamehas zukünftige jüngere Schwester!« sagte sie zu mir. Das »zukünftig« fügte sie hinzu, weil Mameha und ich erst offiziell Schwestern wurden, wenn ich mein Debüt als Lerngeisha hinter mir hatte.
    »Ich hätte dich auch ›kleines Fräulein Dummkopf‹ nennen können«, fuhr sie fort, »aber nach dem, was ich gerade gesehen habe, finde ich, daß ich das lieber für Kürbisköpfchen reservieren sollte.«
    Das arme Kürbisköpfchen ließ ihr Shamisen in den Schoß sinken, wie ein Hund den Schwanz zwischen die Beine klemmt. »Habe ich etwas falsch gemacht?« fragte sie.
    Ich brauchte Hatsumomo nicht direkt anzusehen, um den Zorn zu spüren, der sich auf ihrem Gesicht abzeichnete. Und sofort bekam ich furchtbare Angst vor dem, was jetzt geschehen würde.
    »Ganz und gar nicht!« antwortete Hatsumomo. »Mir war nur nicht klar, was für ein hilfreicher Mensch du bist.«
    »Tut mir leid, Hatsumomo«, sagte Kürbisköpfchen. »Ich wollte Chiyo nur helfen, ihr…«
    »Aber Chiyo braucht deine Hilfe nicht! Wenn sie Hilfe mit ihrem Shamisen braucht, wird sie sich an die Lehrerin wenden. Ist dein Kopf wirklich

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