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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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einmal Stühle hergeschickt!“
    „Das ist ja empörend, Fähnrich.“
    „Wir bei der Kriegsmarine, Herr Fisby“,
antwortete der Fähnrich rasch, „reden uns nie mit dem Dienstgrad an. Nennen Sie
mich doch einfach mit meinem Namen — van Druten.“
    „Verzeihung, ich hatte das ganz
vergessen, Herr van Druten“, sagte Fisby, und dabei fiel sein Auge aut mehrere
Ballen groben weißen Tuchs, die in einer Ecke lagen.
    „Ja, es ist schlimm“, fuhr van Druten
fort. „Wir können hier nur improvisieren. Ich weiß wirklich nicht, wie wir das
alles schaffen sollen. In Plattsberg hat man mir gesagt...“
    Fisby versuchte einen äußerst interessierten
Eindruck zu machen, aber immer wieder wanderten seine Blicke zu den weißen
Stoffballen hinüber. Dann sah er sich sinnend um. „Hören Sie, Herr van Druten,
vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein“, meinte er nach einer Weile. „Wie
fänden Sie es, wenn Sie das Haus ganz im japanischen Stil einrichten würden,
wenn Sie zum Beispiel ein paar Tatamis auf den Boden legten?“
    „Tatamis? Verzeihen Sie, Herr Fisby —
was ist das?“
    „Ach, so nennt man die Matten, die die
Eingeborenen hier aus Binsen weben.“
    Der junge Fähnrich zog die Brauen
hoch. „Ich weiß nicht, Herr Fisby — glauben Sie, das wäre hygienisch? Ich habe
gehört, daß es hier so viele ansteckende Krankheiten gibt.“
    „Nun, da kann ich Sie beruhigen“,
antwortete Fisby. „Wir richten gerade einen kleinen Klub in unserem Dorf ein,
und da legen wir die Räume auch damit aus.“
    „Wirklich?“ fragte van Druten zögernd.
„Sind das denn neue Matten?“
    „Nagelneue. Aber wissen Sie, was ich
tun werde? Gestern ist gerade ein Arzt bei uns eingetroffen. Ich werde ihn
bitten, sich die Matten anzusehen, und er soll feststellen, ob sie ungefährlich
sind.“
    „Das wäre wunderbar“, erwiderte van
Druten beglückt.
    Fisby sah ihn prüfend an, und dabei
fielen ihm die Geschenke ein, womit man ihn überhäuft hatte, als er Hokkaido
und den anderen erlauben sollte, „Goldblume“ und „Lotosblüte“ zu sich einladen
zu dürfen. „Vielleicht könnte ich Ihnen auch ein paar geflochtene Blumenkörbe
besorgen. Es sieht immer ganz hübsch aus, wenn man sich so etwas in die Zimmer
hängt. Und dann — wie wär’s mit einer Bar aus Bambus?“ Er mußte plötzlich an
solch eine Bar denken, die er einmal in San Franzisko gesehen hatte. Selbst die
Decken müßten da mit Bambus verkleidet werden, und auch die Jalousien müßten
aus Bambus sein.“
    Van Druten lächelte. „Das wäre prächtig.
Man würde sich dann selber beinahe wie ein Japaner Vorkommen.“ Fisby trat
dichter an ihn heran und sagte mit geheimnisvollem Ton: „In zwei oder drei
Tagen sollen Sie das alles bekommen. Ist Ihnen das recht?“
    Van Druten war es nur allzu recht. „Und
wenn ich irgend etwas für Sie tun kann, Herr Fisby, bitte — verfügen Sie über
mich.“ Fisby ließ von neuem seine Augen über den groben weißen Stoff gleiten.
„Ach, mir fällt da gerade ein, Herr van Druten, ich könnte etwas von dem Tuch
da gebrauchen“, meinte er hastig. Der Fähnrich starrte ihn verwundert an: „Von
dem dort in der Ecke? Ich habe keine Ahnung, wofür das sein soll. Aber
natürlich — nehmen Sie, soviel Sie wollen. Davon hat man uns mehr als genug aus
den Staaten geschickt.“
    Als Fisby nach Tobiki zurückfuhr, war
sein Jeep mit riesigen Stoffballen beladen. Der kleine runzlige Salzmacher
machte große Augen, als Fisby in der Kommandantur ein großes Stück weißen
Stoffes vor ihm ausbreitete. „Sakini, sag ihm, das sei für seine Jacke. Er
braucht sie nun nur noch machen zu lassen.“
    „Das ist eine Kleinigkeit“, antwortete
Sakini großspurig. „Es gibt Schneider mehr als genug in Tobiki. Auch Gushi, der
beste Schneider aus Naha, lebt jetzt hier.“
    Währenddessen prüfte der Salzmacher
den Stoff, befühlte ihn mit den Fingern und hielt ihn gegen das Licht.
    „Ist er nicht gut?“ fragte Fisby
nervös.
    „Doch, Chef. Er sagt, er ist schön und
leicht, nur...“
    „Nur — was?“
    „Er möchte gern etwas mehr davon
haben. Seine Frau liegt ihm schon seit einer Ewigkeit in den Ohren: ,Miyagi, du
schenkst mir nie was. Nakamura schenkt seiner Frau so viele hübsche Sachen,
aber du...“ Sakini schüttelte schaudernd den Kopf. „Chef, er glaubt, sie wird
ihn schließlich damit noch ganz verrückt machen.“
    Fisby überlegte einen Augenblick. „Ja,
wenn es so ist...“
    „Chef“, fiel Sakini ein, „er will

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