Die Geishas des Captain Fishby
Vorbild
gewesen zu sein.“
„Aha.“ Der Doktor räusperte sich.
„Haben Sie je versucht, ein gewisses Verantwortungsgefühl in den — in den
Leuten hier zu wecken?“
„Nein, Doktor. Ich hätte es eigentlich
tun müssen — aber Sie sehen ja, wie beschäftigt ich bin.“
„Jaja, ich sehe es, Captain, ich sehe
es. Ich möchte Sie auch keinesfalls von Ihrer Arbeit abhalten; aber Sie sollten
sich das alles doch einmal durch den Kopf gehen lassen.“
Fisby war durchaus dazu bereit. Nur im
Augenblick hatte er andere Sorgen. „Ich brauche Gummiband, Doktor“, sagte er,
„so recht festes, starkes, wie man es für Schleudern braucht.“
„Schleudern?“ Die Augen des Doktors
quollen aus den Höhlen.
„Ja, wissen Sie vielleicht, wo man ein
paar Luftschläuche herbekommen kann?“
Freundlich warnend antwortete der
Arzt: „Um Gottes willen, Captain, zerschneiden Sie bloß nicht die Schläuche von
Ihrem Jeep. Das mutwillige Zerstören von Staatseigentum ist ein schweres
Verbrechen, selbst unter diesen Umständen.“ Er stand auf. „Ich muß mir jetzt
unbedingt ein paar Notizen machen.“
Nachdem er gegangen war, dachte Fisby
wieder über den Webstuhl nach. Das Schiffchen würde am besten durch Federn
bewegt werden. Aber woher sollte er Federn nehmen? Gummibänder dürften genügen
— vorausgesetzt, daß er sie überhaupt auftreiben konnte. Bei den vielen
Lastautos auf der Insel mußte es doch auch ausrangierte Schläuche geben. Er
schnalzte mit dem Finger: „Sakini!“
„Was gibt es, Chef?“ rief Sakini, der
hastig herbeigelaufen kam.
„Geh schnell zur Kommandantur und sage
Korporal Barton, er soll sofort ausfindig machen, wo die von der Armee nicht
mehr gebrauchten Sachen hinkommen. Und dann soll er mir so viele alte Schläuche
herbeischaffen, wie er kann.“
Fisby hatte über all dem ganz
vergessen, daß es schon spät sein mußte, und er war deshalb sehr erstaunt, als
Sakini, auf die Männer deutend, die die Teile des Webstuhlrahmens aufzeichneten
und aussägten, schließlich fragte: „Wann können sie denn zum Abendbrot nach
Hause gehen?“
„Zum Abendbrot?“
Tatsächlich, es war inzwischen schon
fast dunkel geworden. „Okay“, sagte Fisby, wie aus einem Traum erwachend, „sie
können jetzt gehen. Aber sie sollen auf jeden Fall alle morgen früh
wiederkommen. Ich will ihnen dann zeigen, wie man die Webstühle zusammensetzt.“
12
Am nächsten Morgen zeigte Fisby den
Arbeitern das Zusammensetzen der Webstühle. Sie begriffen es nicht gleich, und
es dauerte eine geraume Zeit, bis der erste aufgestellt war. Dennoch — nach
zwei Stunden standen zwanzig neue Webstühle in Reih und Glied in dem
Bananenwäldchen. „Jetzt hol mir die Frauen, die etwas davon verstehen“, befahl
Fisby Sakini, „damit wir sofort mit dem Weben der Matten beginnen können.“
„Wir werden dann aber noch eine Menge
Binsen brauchen, Chef“, erwiderte Sakini. „Und auch etwas Reisstroh, als
Unterlage, sonst werden die Matten zu dünn.“
Ja, nun war wieder einmal guter Rat
teuer, aber da fiel Fisbys Blick auf das hohe Gras, das sich leise im
Morgenwind wellte. „Nehmt ihr das nicht für eure Strohdächer?“ fragte er.
Sakini nickte.
„Warum kann man es denn dann nicht
auch an Stelle des Reisstrohs für die Matten verwenden?“
„Das kann man schon, aber Reisstroh
ist besser.“
„Das Gras genügt“, entschied Fisby
kurz. „Die Landwirtschaftsabteilung muß die Sache nur in die Hand nehmen. Sag
Hokkaido, er soll ein paar Hundert Kinder zusammentrommeln. Die stehen ja doch
nur an den Landstraßen herum und betteln nach Süßigkeiten. Hokkaido ist mir
dafür verantwortlich, daß sie genügend Gras heranschaffen. Es darf keine
Verzögerung geben.“
„Und was ist mit den Binsen?“
Fisby überlegte einen Augenblick. „Ich
werde Korporal Barton mit ein paar Polizisten zum Schneiden der Binsen auf die
Halbinsel schicken.“
Nachdem Barton mit dem Jeep
fortgefahren war, blieb Fisby noch eine Weile vor der Kommandantur stehen und
beobachtete die Kinder, die in langer Prozession den Berg hinaufzogen. Dann
ging er befriedigt wieder hinein, um sich eine Tasse Kaffee zuzubereiten, nach
der es ihn sehr gelüstete.
Gerade hatte er die Kaffeekanne auf
den transportablen Ölofen gesetzt, als „Goldblume“ in der Tür erschien. Sie
trug heute einen rosa Kimono, hatte das Haar wie gewöhnlich hoch aufgesteckt
und sah noch hübscher aus, als er sie in Erinnerung hatte.
Fisby war ein wenig verlegen
Weitere Kostenlose Bücher