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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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auch
jeden Tag von früh bis spät arbeiten und so viel Salz machen, wie Sie haben
wollen, ja noch mehr. Er wird fünfzig, ja vielleicht sogar sechzig Männer dafür
anstellen, wenn Sie ihm etwas mehr von dem Stoff geben. Er möchte endlich
einmal zu Haus Ruhe haben.“
    „Das läßt sich hören“, erwiderte Fisby
befriedigt und rollte ein reichliches Stück Stoff ab, und dem Ballen noch einen
kräftigen Stoß versetzend, fügte er hinzu: „Hier — die Kinder sollen auch noch etwas
haben. Und dann kann er sich auch noch ein Paar Hosen zu der Jacke daraus
machen lassen.“
    Der Salzmacher, der gar nicht wußte,
wie ihm geschah, konnte sich vor Verbeugungen kaum lassen. „Er dankt Ihnen aus
tiefstem Herzen, Chef“, erläuterte Sakini.
    Fisby winkte ab. „Das ist doch nicht
der Rede wert. Aber jetzt soll er mir auch fleißig Salz machen.“ Sakini nickte
wie abwesend, während er unverwandt auf den Stoff starrte. „Chef, ob ich wohl
auch etwas davon bekommen kann?“
    „Warum denn nicht?“ Fisby rollte
großzügig ein weiteres langes Stück ab. „Hier, das reicht für ein paar Anzüge,
und für den Großvater bleibt dann auch noch etwas übrig.“
    Bis zum späten Nachmittag waren
Hokkaido als Präsident der Männerliga wie jede Familie im Dorfe, ja selbst das
Altersheim verschwenderisch mit Stoff bedacht. Auch „Goldblume“ und
„Lotosblüte“ gingen nicht etwa leer aus. Im Gegenteil! „Aber sag ihnen
ausdrücklich“, schärfte er Sakini ein, der ihnen das Geschenk zu überbringen
hatte, „es ist von mir.“
    Das ganze Dorf nahm den Stoff in einem
wahren Freudentaumel entgegen, und selbst die ältesten Großmütter bestanden
darauf, Fisby die Hand zu drücken, wobei ihre Augen beseligt aufleuchteten, und
sie flüsterten: „Arigato gozaimas, Taicho San — wir danken vielmals, Herr kommandierender
Offizier.“
    Nur Fräulein Higa-Jiga und die
Frauenliga schienen weniger erbaut zu sein. „Das ist ja ganz schön, sie sagen“,
dolmetschte Sakini, „aber Sie haben versprochen ihnen doch Kimonos aus feiner
weicher Seide!“
    „Sakini, dies ist doch ein sehr
haltbarer Stoff, und außerdem ist er schön leicht. Du hast ja gehört, was der
Salzmacher gesagt hat“, entgegnete Fisby verdrössen. „Ich weiß, Chef. Aber
Fräulein Higa-Jiga findet, die Kimonos der beiden Geishas sehen viel vornehmer
aus. Hier sind ja nicht einmal Blumen darauf.“
    Fisby musterte die Frauen von der Liga
streng. Dann rollte er den Stoff wieder auf. „Gut, wenn sie ihn nicht haben
wollen, dann werde ich ihren Anteil nach Klein-Koza schicken.“
    Sofort erhob sich erregtes Gemurmel.
Fräulein Higa-Jigas Lippe verzog sich, Fräulein Susanos Nasenflügel begannen zu
beben. „Chef“, sagte Sakini leise, „das ist ein Mißverständnis. Sie wollen den
Stoff ja, aber außerdem noch Kimonos.“
    „Das habe ich mir ja gleich gedacht“,
meinte Fisby ärgerlich. „Aber ich habe jetzt keine Zeit, darüber zu streiten.
Komm, Sakini, ich muß sehen, wie ich alles heranschaffe, damit ich den Stoff
bezahlen kann.“
     
     

11
     
    Als sie aus der Kommandantur
heraustraten, zeigte Fisby auf die Bambusrohre, die zu beiden Seiten der engen
Straße wuchsen.
    „Davon brauche ich einen großen
Haufen, Sakini.“
    „Wofür, Chef?“
    „Ich habe den weißen Stoff gegen
Bambusrohr getauscht. Die richten dort nämlich einen Offiziersklub ein, und ich
habe versprochen, ihnen dabei zu helfen.“
    „Was ist ein Offiziersklub, Chef?“
    „Das ist eine Art Cha ya.“
    Sakini lächelte. „Ah so, da sitzt man
wohl auch zusammen und trinkt und singt Lieder?“
    „So ungefähr. Jedenfalls müssen sie Bambusrohr
und ein paar Blumenkörbe bekommen. Könnt ihr die flechten?“ — „Natürlich, Chef.
Das kann hier jeder.“
    „Gut. Ja, warte mal — und dann habe
ich ihnen auch noch Tatamis zugesagt. Geht’s mit dem Weben voran?“
    „Ja. Eine ist schon fertig.“
    „Eine? Wie lange haben sie dafür
gebraucht?“
    „Fast einen ganzen Tag.“
    Da das Cha ya Matten benötigte und der
Offiziersklub ebenfalls, konnte Fisby sich leicht ausrechnen, daß es Wochen, ja
Monate dauern würde, bis alles geliefert wäre. „Ich glaube, wir brauchen noch ein
paar Webstühle.“
    „Ja, zwei oder drei könnten wir noch
gut gebrauchen“, stimmte Sakini zu. „Aber wir haben den Leuten in Takaesu noch
kein Salz gebracht.“
    „Soll das etwa heißen, daß der
Salzmacher noch immer nicht mit seiner Arbeit begonnen hat?“ wetterte Fisby
los.
    „Doch, er

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