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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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und
fühlte, daß er rot wurde. „Nun“, meinte er, krampfhaft bemüht, sich seine
Verwirrung nicht anmerken zu lassen, „kann ich etwas für sie tun, Sakini?“ —
„Nein, Chef.“
    Zu seiner eigenen Verwunderung war
Fisby von dieser Antwort etwas enttäuscht. „Wirklich nicht?“
    „Nein, wirklich nicht. Sie war gerade
auf dem Bauplatz, um die Arbeiter zu beaufsichtigen, aber da begann das
Kobiru.“
    „Was?“
    „Das Kobiru. Im Laufe des Vormittags
wird die Arbeit immer einmal unterbrochen, damit jeder eine Tasse Tee trinken
und dazu eine gebackene süße Kartoffel essen kann.“
    „Ach so, das ist eine Art
Frühstückspause?“
    „Ja, so etwas ist es wohl, Chef,
jedenfalls ist jetzt die Kobiruzeit, deshalb hat sie sich entschlossen,
hierherzukommen, um Ihnen zu danken, daß Sie ihr und ,Lotosblüte’ den weißen
Stoff geschenkt haben.“
    „Nur darum ist sie gekommen?“ fragte
Fisby leicht beschämt. „Das war doch gar nicht der Rede wert, Sakini.“
    „Für sie ist es das aber, Chef, und
sie möchte Ihnen darum ihren Dank abstatten.“
    Fisby wurde von neuem verlegen, denn
„Goldblume“ stand noch immer in der Tür und lächelte ihn an. „Ja...“, stotterte
er und blickte auf die Kaffeekanne. „Ich wollte auch gerade ,Kobiru’ halten.
Vielleicht trinkt sie eine Tasse Kaffee mit mir mit?“
    Als Sakini diese Einladung übersetzte,
leuchteten die dunklen Augen der Geisha auf. „Sie hat noch nie Kaffee
getrunken, Chef, aber sie will gern einmal erproben, wie er schmeckt.“
    Fisby strahlte übers ganze Gesicht und
rieb sich die Hände. „Das freut mich aber. Du mußt übrigens wissen, ich bin in
ganz Ohio für meinen Kaffee berühmt. Zu Hause, in Napoleon, habe ich nämlich
einen Drugstore.“
    Sakini sah ihn verständnislos an.
    „Das ist ein Laden, in dem man
Medikamente verkauft“, erklärte Fisby stolz.
    „Ach, wohl Sachen wie zerriebene
Haifischzähne oder gemahlenes Schafshorn?“
    „Nicht gerade das, aber ähnliches. Und
im übrigen sagen alle, daß man nirgendwo in der Stadt einen so guten Kaffee
trinkt wie bei Fisby. Am Vormittag kommen immer sämtliche Geschäftsleute zu
mir.“ — „Was wollen die denn, Chef?“
    „Nun, eben auch ihr ,Kobiru’ halten
mit Kaffee und einem Pfannkuchen oder einem süßen Brötchen. Jedenfalls muß
,Goldblume’ unbedingt einmal Fisbys Kaffee probieren.“
    Er suchte nach einem Stuhl. Aber da
außer seinem eigenen kein weiterer vorhanden war, schob er diesen der Geisha
hin. Sie setzte sich schüchtern auf den Rand, faltete die Hände und kam Fisby,
als er sie jetzt so ansah, wie eine wunderschöne, kostbare Puppe vor. Der
Kaffee war noch nicht fertig, wie Fisby befriedigt feststellte, denn er wollte
gern noch ein wenig mit seinem vornehmen Gaste plaudern. Aber da bemerkte er zu
seiner Beunruhigung eine kleine Unmutsfalte auf ihrer Stirn. „Sakini“, fragte
er zögernd, „hat sie Kummer?“
    „Nein, Chef.“
    „Sie machte mir aber plötzlich einen
so traurigen Eindruck.“
    Sakini schwieg einen Augenblick, dann
meinte er stockend: „Ja, das kommt wohl daher, daß keiner der Männer hier Geld
hat und sie bei den Gesellschaften immer umsonst singen und tanzen muß. Wenn
nun jemand von der Militärregierung kommt und fragt: ,Haben Sie auch Ihre
Geishasteuer bezahlt?’, weiß sie nicht, was sie antworten soll. Ob wohl die
Steuer sehr hoch sein wird, Chef? Das macht ihr nämlich viel Sorge.“
    Fisby kratzte sich nachdenklich am
Kopf und antwortete dann: „Ich glaube nicht, daß die Militärregierung eine
Geishasteuer erheben wird.“
    Als Sakini ihr diese Auskunft
verdolmetschte, riß „Goldblume“ vor Staunen den Mund weit auf. „Keine Steuer,
Chef? Sie kann das einfach nicht glauben.“ Fisby lächelte wohlwollend. „Sag
ihr, sie soll sich keine Gedanken mehr darüber machen.“
    „Aber“, fuhr Sakini fort, „wie ist es
denn mit Ihnen, Chef? Sie fürchtet, daß Sie vielleicht sehr ärgerlich sind,
weil sie und ,Lotosblüte’ kein Geld verdienen. Gewöhnlich nimmt der Chef
fünfzig Prozent von den Tageseinnahmen, und...“
    Fisby winkte entsetzt ab: „Ich will
nicht einen Cent haben — richtiger gesagt, nicht einen Yen.“
    „Sie wollen kein Geld haben?“
stammelte Sakini entgeistert. Und „Goldblume“ wirkte nicht weniger fassungslos
ob dieser unerwarteten Großmut. „Chef“, verkündete Sakini, nachdem er sich
wieder einigermaßen von seiner Verwunderung erholt hatte, „sie sagt, sie hat
die Militärregierung, die sie

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