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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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umgedreht und ist weggegangen. Ja, da kann man nichts machen“, seufzte
Sakini, fuhr dann aber gleich fort: „Chef, jetzt müssen Sie aber einmal die
Suchi dort probieren. Das ist Reis mit Essig. Wir essen das sehr oft, auch
zwischen den Mahlzeiten — wenn wir Reis haben.“
    Aber Fisby, der lieber noch mehr über
Seiko gehört hätte, zögerte, dieser Aufforderung Folge zu leisten. „Goldblume“
jedoch deutete sich das als ein Zeichen der Abneigung gegen ihre Speisen und
bat Sakini, ihm zu sagen, er brauche sich keine Sorgen zu machen. Sie wisse,
wie sehr die Amerikaner auf Hygiene bedacht seien, sie habe darum jedem, der im
Cha ya arbeitete, peinlichste Sauberkeit zur Pflicht gemacht. Außerdem seien
alle vom Arzt genau untersucht worden, und er habe sich auch die Küche
angesehen. Es sei also nichts zu befürchten.
    „So war es auch gar nicht gemeint“,
verteidigte sich Fisby und deutete auf die vor ihm liegenden Holzstäbchen. „Du
mußt wissen, Sakini, ich habe noch nie mit solchen Stäbchen gegessen und weiß
nicht, wie man das macht.“
    „Ach so, Chef — nun, das zeigt Ihnen
,Goldblume’ gern.“ Und schon hatte die Geisha sich auf ein Kissen neben Fisby
niedergekniet und machte ihm vor, wie man die Stäbchen benutzte. Obwohl Fisbys
Finger so gar nicht dafür geschaffen waren, lachte „Goldblume“ doch nicht ein
einziges Mal über seine Ungeschicklichkeit, sondern unterwies ihn mit einer
immer gleichbleibenden Geduld, ja sie sparte sogar nicht mit Lob über seine
langsamen Fortschritte. Und wenn Fisby auch wußte, daß das eine liebenswürdige
Übertreibung war, so wurde sein Selbstvertrauen dadurch doch beträchtlich
gestärkt. Und so ließ er sich schließlich das Essen bestens munden. Er aß wie
immer sehr schnell, aber als er merkte, daß das hier nicht üblich war,
versuchte er sich den anderen anzugleichen, indem er zwischendurch immer wieder
einmal, genau wie „Goldblume“, auf den Lotosteich hinausblickte. Man schlang
hier das Essen nicht bloß herunter, sondern genoß es andächtig und mit innerer
Freude ebenso wie die friedliche Stille des Raumes, in dem es dargeboten wurde.
Besonders gern mochte er die verschiedenartigen Mixed Pickles, die jedes für
sich gesondert angerichtet waren. Man nannte sie „Tsukemonos“, was nach Sakinis
Erklärung wohl soviel bedeutete wie „wohlriechende Dinge“, und durch jedes
bekam der Reis, den man dazu aß, einen ganz anderen neuen Geschmack. Doch am
meisten war Fisby vom Tee überrascht. Obwohl es doch amerikanischer Tee war,
schmeckte er ganz anders als aller Tee, den er je getrunken hatte. Als er sich
danach erkundigte, woher das komme, lächelte „Goldblume“ verstohlen, und Sakini
erklärte: „Frau Kamakura hat Ihnen ein paar Tropfen Ginsengwein hineingetan,
Chef. Der ist früher unten im Schloß Shuri gemacht worden. Dort ist eine große
Brennerei. Aber kurz ehe die Amerikaner kamen, wußte jeder, es gibt dort
erbitterte Kämpfe und es bleibt kein Stein auf dem anderen. Und so sind die
Leute beizeiten weggelaufen und haben vorher den ganzen Wein in der Brennerei
vergraben.“
    „Ach, und nun hat man ihn also wieder
hervorgeholt?“
    „Ja, Chef. ,Goldblume’ wußte genau, wo
er lag. Eines Tages ist Yamashiro San, der Besitzer der Brennerei, in Naha
gewesen und hat ihr alles erzählt. Und nun hat sie ein paar Männer von hier
hingeschickt, um den Wein zu holen.“
    „Wird das denn dem Yamashiro San recht
sein?“
    „Goldblume“ schwieg einen Augenblick,
dann antwortete Sakini: „Er ist damals im Schloß geblieben, Chef. Und sie hat
gehört, daß er mit seiner ganzen Familie durch Artilleriebeschuß getötet sei.
Und sie glaubt, es wäre ihm nur lieb, wenn sie den Wein hat — er ist immer wie
ein Vater zu ihr gewesen.“
    „Das ist ja eine traurige Geschichte“,
sagte Fisby nachdenklich.
    „Goldblume“ blickte sinnend auf den
Lotosteich und zu den Kiefern hinüber, die ihn säumten. „Shikata ga nai...“,
meinte sie leise. „Es muß wohl so sein. Man kann es nicht ändern“, übersetzte
Sakini ihre Worte. Nein, man kann’s nicht ändern — so ging es auch Fisby durch
den Kopf. Man konnte vieles nicht ändern, und dennoch sollte man versuchen,
zumindest einige Wunden zu heilen. Vor allem mußte er dafür sorgen, daß er noch
viel von diesem weißen Stoff bekam — nicht nur, damit „Goldblume“ ihre Kimonos
schonen konnte, sondern auch um der anderen Leute willen, die so nötig Anzüge
und Kleider brauchten. Van Druten,

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