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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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Ringer.“
    „Davon bin ich überzeugt“, nickte
Fisby. „Und wenn die einmal einen Ringkampf veranstalten, laß es mich wissen.“
    „Goldblume“, die ihnen weiter
voranging, öffnete schließlich eine Schiebetür und forderte mit einer tiefen
Verneigung Fisby zum Eintreten auf. „Chef“, erklärte Sakini, „dies ist Ihr
Zimmer. Keiner darf benutzen es außer Ihnen.“
    Fisby machte ein überraschtes Gesicht:
„Wie, ich habe ein eigenes Zimmer?“
    „Natürlich. Sie wußten das nicht,
Chef? ,Goldblume’ hat es selbst für Sie ausgesucht, und hier daneben ist das
für den Doktor. Er arbeitet sehr viel draußen auf der Cha-ya-Farm, aber
vielleicht will er sich doch einmal eine Stunde hier ausruhen.“
    Fisby leuchtete das ein, und außerdem
hätte der Arzt damit gleich so etwas wie ein Büro hier im Dorfe.
    Fisbys Zimmer sah im übrigen fast
genauso wie die anderen aus, nur war es etwas größer. „Goldblume“ mochte es
wohl vor allem seiner schönen Aussicht wegen ausgewählt haben. Man blickte von
hier unmittelbar auf den Lotosteich und in den Garten, der sich mit seinen
Kiefern, seinen Büschen und gewölbten Brücken weithin dehnte, so daß nichts
mehr von den kahlen Kartoffelfeldern und den halbzerfallenen Häusern des Dorfes
zu sehen war.
    Aber da gab es doch noch etwas im
Zimmer selbst, was in den anderen fehlte. Es waren Kissen mit roter Seide
bezogen, die vor einem Lacktischchen auf dem Boden lagen und von „Goldblume“,
wie Sakini berichtete, ausdrücklich für ihn gemacht worden waren — sie habe
geglaubt, ihm damit eine besondere Freude zu bereiten.
    „Aber das hätte sie doch nicht tun
dürfen“, meinte Fisby sehr gerührt. „Sie hätte sich aus dieser Seide doch
sicherlich einen Kimono für sich selber schneidern können!“
    Doch „Goldblume“ schüttelte energisch
den Kopf, wobei sie eifrig auf Sakini einsprach. „Sie sind der beste Chef“,
übersetzte dieser, „den sie je hatte, und darum sollen Sie die Kissen haben.“
    Fisby lächelte beschämt. „Jetzt wollen
wir endlich etwas essen“, fuhr Sakini fort und lachte in froher Erwartung.
    „Goldblume“ klatschte zweimal in die
Hände, und gleich darauf erschien ein Diener mit einem Tablett und setzte es
unter tiefen Verbeugungen vor die Füße der Geisha, die dann die Schüsseln
aufnahm und auf das Lacktischchen stellte. In einer von ihnen war etwas, das
wie Reiskuchen aussah, in einer zweiten eine Art von Mixed Pickles. Dazu gab es
Tee, der aus henkellosen Tassen getrunken wurde.
    „Chef“, sagte Sakini, „,Goldblume’
bittet Sie, ,Lotosblüte’ zu entschuldigen. Sie wäre heute vormittag gern bei
dem Kobiru gewesen, aber sie unterrichtet gerade heute zum erstenmal die
Frauenliga in der Teezeremonie.“
    „Aber bitte sehr“, erwiderte Fisby
höflich.
    „Und dann bittet ,Goldblume’ auch, das
unschöne Geschirr zu entschuldigen. Sie hat es im Dorf geliehen, Kiei ist mit
dem Brennen des neuen Porzellans noch nicht fertig. Aber bemalt würde es auf
keinen Fall sein.“
    „Nanu?“ Fisby bemühte sich, seine
Überraschung zu verbergen. „Ist Seiko denn noch nicht hier?“
    „Doch, Chef“, entgegnete Sakini
kleinlaut. „Aber er wird das Geschirr wohl nicht bemalen.“
    „Oh“, fragte Fisby, „ist er nicht in
Stimmung?“ Sakini zögerte mit der Antwort. „Ich weiß nicht, wie ich’s erklären
soll, aber er hat mit ,Goldblume’ wieder Streit gehabt.“
    „Das tut mir aber leid“, meinte Fisby
betrübt. „Es ist doch hoffentlich kein ernstlicher Zwist?“
    „Doch, es sieht so aus. Als
,Goldblume’ ihn bat, das Geschirr zu bemalen, hat er gesagt: ,Ach, darum soll
ich herkommen! Du willst nur, daß ich arbeite und Geld verdiene, damit ich dich
bezahlen kann.’“
    „Hat sie ihm denn nicht klargemacht,
daß das nicht richtig ist?“
    „Nein, Chef. Sie sagt, wenn er so
denkt, hat es keinen Zweck mehr.“
    „Aber wie kann man so etwas sagen!“
wandte Fisby erschrocken ein. „Nun, ich werde mir diesen Seiko schon noch
vornehmen.“
    „Goldblume jedoch schien davon nichts
wissen zu wollen. Seiko sei ihr völlig gleichgültig, ließ sie durch Sakini
sagen. Aber Fisby merkte ihr nur allzu deutlich an, daß das nicht der Wahrheit
entsprach. „Außerdem sind hier ein paar Männer, die ihr den Hof machen. Der
Bürgermeister und...“, setzte Sakini hinzu. „Hat sie das Seiko gesagt?“ fiel
Fisby ein.
    „Ja, Chef.“
    „Und was hat er darauf geantwortet?“
    „Ehe er etwas sagen konnte, hat sie
sich

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