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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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sollte man ihn nicht daran
hindern.“ Aber da fiel ihm die weinende „Goldblume“ ein, und im selben
Augenblick war sein ganzer Schneid dahin: „Also, Sakini, wir fahren schnell
hinterher und fangen ihn ab.“
    Und wirklich entdeckten sie Seiko
auch, wie er mit einem Bündel unter dem Arm eben über ein Kartoffelfeld
stapfte. Fisby hielt den Jeep an und wartete, bis Seiko die Straße erreichte.
    Obgleich er ihn noch nie gesehen
hatte, erkannte er ihn nach Sakinis Beschreibung sofort. Er war für einen
Japaner ziemlich groß, hatte starke Backenknochen und eine edelgeformte Nase.
Sein Anzug bestand aus einer alten Hose und einem abgetragenen weißen Hemd, und
wenn er auch fast dürr zu nennen war, hatte er doch die natürliche
Geschmeidigkeit eines Athleten. Vor allem aber fiel Fisby der träumerische
Ausdruck seiner Augen auf.
    „Sakini, sag ihm, wer ich bin“, begann
Fisby das Gespräch.
    „Er kennt Sie schon, Chef. Er hat Sie
in Tobiki gesehen.“
    „Gut, dann frag ihn, wohin er geht.“
    „Er weiß es selber noch nicht, Chef.
Aber vielleicht in den Norden, nach Kunigami. Er liebt die Flüsse und die Berge
dort und möchte sich am liebsten ein eigenes kleines Haus am Meer bauen.“
    „So, so. Nun, dann sag ihm, ich
bedauere es sehr, daß er unser Dorf verläßt.“
    „Es tut ihm auch leid, Chef — er glaubt,
unser Cha ya wird besonders schön werden, und er liebt nichts so sehr, als ein
Teehaus zu besuchen.“
    „Muß er denn unbedingt fort?“
    „Es scheint so, Chef.“
    „Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde
ich es mir jedenfalls gründlich überlegen.“
    „Ach, das hat er auch getan. Die ganze
letzte Nacht hat er nicht schlafen können. Und dann hat er sich endlich zu dem
Entschluß durchgerungen. Er sagt, keiner soll ihn zum Narren machen können.“
    „Will das denn jemand?“
    „Ja, ,Goldblume’, meint er. Sie hat
einen Boten zu ihm geschickt, und er hat gedacht, sie will ihn Wiedersehen.
Aber das war nur ein Trick.“
    „Ein Trick?“
    „Ja, er soll bloß deshalb das Geschirr
bemalen, damit er Geld verdient und sie ihm dann, wenn er einmal mit ihr spricht,
den doppelten Preis abverlangen kann. Oh, er kennt diese Mädchen, die nur aufs
Geld aus sind. Seine Mutter hat ihn immer vor denen gewarnt.“
    „Aber das Bemalen des Geschirrs bringt
ihm doch gar nichts ein. Hier hat ja kein Mensch Geld, um das bezahlen zu
können. Außerdem ist das japanische Geld, das hier früher in Umlauf war, nichts
mehr wert.“ Diese Worte schienen Seiko etwas zu verwirren, denn er ließ durch
Sakini sagen, das habe er bisher nicht gewußt.
    Solche Ahnungslosigkeit, fand Fisby,
paßte durchaus zu dem verträumten Wesen des jungen Menschen. Er gehörte
offensichtlich zu denen, die immer neben ihrer Zeit daherleben. „Es ist aber
so!“ bekräftigte Fisby noch einmal das Gesagte.
    Man konnte es Seiko anmerken, daß ihn
das alles beschäftigte, trotzdem aber blieb er dabei, daß „Goldblume“ einzig
und allein an der Bemalung des Porzellans interessiert sei und es sicherlich
nur aufheben wolle, um es später einmal, wenn das Geld wieder einen Wert habe,
verkaufen zu können. Und als Fisby ihm daraufhin erklärte, daß das Porzellan
dem Cha ya und nicht der Geisha gehöre, schüttelte er ungläubig den Kopf.
„Warum will sie denn durchaus, daß er das Porzellan bemalt, fragt er“, sagte
Sakini. „Irgend etwas muß doch dahinterstecken.“
    „Vielleicht ist gar nichts dahinter.
Vielleicht hat sie ihre guten Gründe dafür, daß er’s tun soll“, entgegnete
Fisby.
    „Aber was können das für Gründe sein,
Chef?“
    „Sie glaubt gewiß, daß er dafür
besonders begabt ist, und sie möchte, daß er diese Begabung ausnutzt.“
    „Aber was kann ihr daran liegen?“
    Fisby zögerte eine Weile, bis er auf
diese Frage antwortete. „Vielleicht liebt sie ihn. Erzähle ihm doch, daß sie
überall nach einer halbgeöffneten Chrysanthemenknospe gesucht hat, um sie ihm
zu schicken.“
    „Ja, Chef, wenn sie ihn wirklich liebt,
warum ist sie dann jedesmal, wenn Seiko bei ihr ist, so sehr um den
Bürgermeister herum? Sie gießt ihm den Tee ein und lacht über alles, was er
sagt, obwohl, wie Seiko meint, nichts daran komisch ist.“
    „Am Ende möchte sie Seiko eifersüchtig
machen?“
    Es dauerte lange, bis Seiko den Sinn
dieser Worte begriffen hatte. Aber dann verklärte sich plötzlich sein bis dahin
umwölktes Gesicht. „Chef, er sagt, Sie werden wohl recht haben. Und wissen Sie,
was er jetzt am liebsten

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