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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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tun möchte?“ — „Keine Ahnung.“
    „Er möchte sie nun seinerseits
eifersüchtig machen, indem er sich mit einem dummen Mädchen abgibt, das ihm
schon lange nachläuft...“
    „Halt mal“, fiel Fisby rasch ein, „wen
meint er damit?“
    Nachdem Sakini den Seiko lange
deswegen ausgehorcht hatte, sagte er: „Ich glaube, er meint Fräulein Higa-Jiga,
Chef.“
    Fisby lief es heiß und kalt über den
Rücken. Er sah schon Fräulein Higa-Jiga ständig auf die Kommandantur gerannt
kommen, um von ihm zu verlangen, daß er Seiko zur Heirat zwänge.
    „Nein“, sagte er energisch. „Das ist
nicht das Richtige. Sie eifersüchtig zu machen, würde zu nichts Vernünftigem
führen.“
    „Aber Chef“, fragte Sakini, „wenn sie
ihn eifersüchtig macht, warum kann er es dann nicht umgekehrt auch machen?“
    „Das ist das Vorrecht der Frauen“,
verkündete Fisby kategorisch, weil ihm nichts Besseres einfiel. „Im übrigen —
ich wüßte schon, was ich an seiner Stelle täte.“
    „Was, Chef?“
    „Ich würde den ganzen Tag, morgens,
mittags und abends, nur noch malen, denn ich weiß, ,Goldblume’ ist stolz auf
seine Kunst. Und sie möchte, daß er der größte Maler von ganz Okinawa wird. Sie
möchte, daß die Leute von überallher kommen, um seine Werke zu bewundern. Und
dann wird sie stolz verkünden: ,Mein Freund hat das gemacht!’ Und so etwas
sagen Frauen nur, wenn ihnen ein Mann besonders viel bedeutet.“
    „Das hat er noch nicht gewußt, Chef.“
    Offen gestanden wußte es Fisby selber
auch noch nicht, aber es klang ihm ganz einleuchtend, wie er das jetzt so
aussprach. „Und darum“, fuhr er fort, „ist es immer besser, ein Mädchen stolz
statt eifersüchtig zu machen.“ Seiko dachte lange nach. Dann verbeugte er sich.
„Er dankt Ihnen, Chef, daß Sie ihm dies alles gesagt haben.“ Fisby winkte
gnädig ab. „Das ist gar nicht der Rede wert. Und nun sag ihm, wir fahren nach
Maebaru, und ob wir ihn vielleicht auf seinem Weg nach Norden ein Stück
mitnehmen sollen.“
    Seiko musterte unschlüssig abwechselnd
Fisby und Sakini. Aber dann sprach er eifrig auf Sakini ein, und Sakini
dolmetschte: „Er meint, er sei mit dem Malen ganz aus der Übung, und möchte
darum lieber umkehren, um das Versäumte nachzuholen.“
    Als Fisby mit dem Jeep gewendet hatte
und auf der Straße nach Norden fuhr, blickte er ab und an in den Rückspiegel
und sah, wie Seiko, das kleine Bündel unterm Arm, langsam wieder nach Tobiki
zurückwanderte.
     
     

19
     
    An einem Abend, ungefähr zwei Wochen
später, sollte das Cha ya feierlich eingeweiht werden, und schon vom frühen
Nachmittag an ruhte jede Arbeit im Dorfe. Niemand kümmerte sich um die Salzgruben
entlang der Küste, niemand um die ausgeworfenen Netze. Von der Shochubrennerei
stieg kein Rauch auf. Aber bisweilen trug der Wind einen süßlichen Geruch mit
sich, der von dem in den Tonkrügen unter dem Rebendach gärenden Wein herrührte.
    Die Wagen der landwirtschaftlichen
Abteilung waren auf einem freien Platz in Reih und Glied aufgestellt und die
Pferde auf der gegenüberliegenden Seite an Pflöcken festgebunden. Das ganze
Dorf wirkte wie ausgestorben. Nur auf dem Wege zum Meer war ein lebhaftes Gewimmel.
Alle Männer zogen dort hinunter, um ein Bad in den kühlen Fluten zu nehmen. Und
dann und wann huschte auf leisen Sohlen eins der Mitglieder der Frauenliga zum
Cha ya, um zu erspähen, was dort vor sich gehe — denn dies war allein ein Fest
der Männer.
    Fisby sah sich, an seinem Tische
sitzend, die Liste von Marketendereiwaren an, die er in größeren Posten kaufen
konnte, ohne dabei befürchten zu müssen, dem unbedingt notwendigen Bedarf etwas
zu entziehen. Zahnbürsten, Zahncreme, Puder, Kämme, Haarwässer aller Art,
Rasierwässer, Kautabak und richtiger Tabak und noch tausenderlei andere Dinge
waren auf der Liste verzeichnet, die schier kein Ende nahm. Dennoch — was
nützte das alles! Der Kartoffelschnaps war noch nicht abgelagert genug, um
schon verkauft werden zu können, obwohl Fisby bereits Bestellungen mehrerer
Truppenteile in Händen hatte, die den ganzen Vorrat, so wie er war, abnehmen
wollten. Er selber besaß nicht einen einzigen Cent, um etwas zu kaufen — sein
Geld war schon lange für eine größere Menge von Tabak für die Männer im
Altersheim draufgegangen.
    Aber das schlimmste war doch, daß die
Frauenliga ihn wieder unentwegt bedrängte, weil ihre Mitglieder durchaus
seidene Kimonos und Wäsche haben wollten — und beides fand

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