Die Geishas des Captain Fishby
sich
begreiflicherweise in den Marketendereien nicht am Lager. Ach, er hatte all
diese Schwierigkeiten wahrlich satt und so gar keine Lust, sich hier noch
länger mit ihnen abzuquälen, während ganz Tobiki den freien Nachmittag genoß!
Als er in seine Wohnung zurückkehrte,
war der Doktor bereits dabei, sich für das Fest vorzubereiten. Er hatte eben in
einem transportablen Behälter ein Bad genommen und breitete gerade eine
blitzsaubere Khakiuniform auf seinem Feldbett aus.
„Es hat gar keinen Sinn, heute
nachmittag noch etwas tun zu wollen, Fisby“, sagte er und griff nach einem
Putztuch, um die Spangen an der Uniform blank zu reiben. „Sie sind alle viel zu
aufgeregt wegen heute abend und können sich doch nicht auf die Arbeit
konzentrieren.“
Fisby nickte und machte sich nun
ebenfalls daran, seine Vorbereitungen zu treffen.
Als sie beide fertig waren, fielen
gerade die letzten Sonnenstrahlen auf die Strohdächer von Tobiki. Da das Fest
aber erst beginnen sollte, wenn es draußen ganz dunkel geworden war,
beschlossen sie, noch ein oder zwei Spiele zu machen. Doch kaum hatten sie sich
dazu an den Tisch gesetzt, als Sakini in einem blauen, baumwollenen Kimono mit
weiten, flatternden Ärmeln völlig außer Atem vom Dorf heraufgeeilt kam.
„Chef, Chef“, japste er und schnalzte
mit den Fingern, „ich hatte ja ganz vergessen, Ihnen zu sagen, daß bei der
Gesellschaft heute abend jeder Gast im Kimono erscheinen muß. Wer in anderer
Kleidung kommt, wird auf Beschluß des Festkomitees nicht zugelassen.“
„Aber wir haben doch gar keine
Kimonos, Sakini“, erwiderte Fisby ärgerlich.
„Sie haben keine?“ Sakini sperrte Mund
und Nase auf.
„Nein. Wir tragen nie Kimonos.“
„Oh, oh, was machen wir da?“ jammerte
Sakini. „Dann muß ich gleich zu ,Goldblume’ laufen. Vielleicht kann sie Ihnen
noch mit irgend etwas helfen...“
„Warte mal“, sagte Fisby schnell. Es
war ihm klar, daß die Geisha je einen von ihren eigenen Kimonos für ihn und den
Doktor zurechtmachen würde, und das mochte er auf keinen Fall. „Können wir denn
wirklich nicht so erscheinen?“ fragte er noch einmal. „Nein, das geht leider
nicht, weil alle heute abend Kimonos tragen.“
„Was meinen Sie, Doktor?“ wandte sich
Fisby hilfesuchend an den Arzt.
Der Doktor machte ein bedenkliches
Gesicht. „Ich fände es schade, wenn wir auf die Gesellschaft verzichten müßten.
Seit zwei Wochen freue ich mich schon darauf. Aber wenn wir uns nicht
vorschriftsmäßig anziehen, verderben wir den anderen den Spaß.“ Der Doktor
hatte recht — sie würden allen das Fest verderben. Den ganzen Abend würden sie
sich entschuldigen müssen, würden befangen sein und dadurch auch selber zu
keiner Freude kommen. Aber da fiel Fisby etwas ein: „Sakini, ob man nicht
vielleicht einfach im Bademantel erscheinen kann? Der sieht fast so wie ein
Kimono aus. Warte, ich zeige ihn dir mal.“
„Ja, und ich habe ja meinen Morgenrock“,
fiel nun der Doktor seinerseits ein, und beide begannen darauf in nervöser Hast
ihre Packtaschen zu durchwühlen. Fisbys Bademantel war aus blauer Wolle, mit
rotem Gürtel und rotem Besatz am Kragen und an den Ärmeln, der Morgenrock des
Doktors aus roter Seide, in die ein lebhaftes Muster von gleicher Farbe
eingewebt war. Sakini starrte voll Bewunderung die beiden prächtigen
Kleidungsstücke an. „Oh, die sind aber schön! So etwas habe ich noch nie
gesehen.“ Fisby und der Doktor atmeten erleichtert auf.
„Aber wie tragen wir sie nun?“ fragte
Fisby von neuem beunruhigt. „Über der Uniform?“
„Nein, Chef, über Ihren Unterkleidern.
Und haben Sie auch weiße Socken?“
Der Doktor erinnerte sich an seine
weißen Militärsocken, und beide machten sich wieder an ihren Packtaschen zu
schaffen.
„Ich laufe jetzt schnell ins Dorf
hinunter zu den Männern, die die Getas machen“, sagte Sakini, „und ich bringe
Ihnen jedem ein Paar. Dann haben Sie alles, was Sie brauchen.“
Als Sakini die Holzsandalen brachte,
schlüpften Fisby und der Doktor gleich hinein, und da es inzwischen dunkel
geworden war, machten sie sich auf den Weg zum Cha ya. Aber Fisby war nicht
sehr behaglich zumute. Sein Bademantel war leider etwas kurz. „Wie sehe ich
aus, Doktor?“ fragte er nervös.
Der Doktor, dessen Morgenrock auch
nicht ganz passend, sondern sogar um etliche Nummern zu groß war, musterte ihn
kritisch: „Tadellos, Fisby. Der Mantel bedeckt doch immerhin Ihre Knie.“
Fisby indessen war nicht so recht
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