Die Geishas des Captain Fishby
davon
überzeugt, daß er „tadellos“ aussah — als sie jedoch an einer Gruppe von
Männern in Kimonos vorüber schritten, bemerkte Fisby zu seiner Beruhigung, daß
keiner von ihnen an seinen Beinen Anstoß nahm, und gab sich nun ganz der
Vorfreude auf das Fest hin.
Die Papierlaternen, entlang den
Veranden und überall im Garten aufgehängt, waren jetzt angezündet. Ihr
flackernder Schein fiel auf das stille Wasser des Lotosteichs; und das Teehaus
erstrahlte in hellem Glanz. Als Fisby und der Arzt die Halle betraten, sahen
sie dort bereits viele Männer in kleinen Gruppen beieinander stehen, und aus
ihrem Gelächter war zu schließen, daß sie sich die neuesten Witze von Okinawa
erzählten. Obwohl es eigentlich dem Bürgermeister, als dem offiziellen
Gastgeber, zugekommen wäre, sie zu begrüßen, stürzte als erster der rundliche
Hokkaido auf sie zu.
„Chef“, dolmetschte Sakini, „als
Präsident der Männerliga für demokratische Betätigung entbietet Hokkaido Ihnen
und dem Herrn Doktor seinen respektvollen Gruß. Er ist sehr glücklich, daß Sie
gekommen sind.“ Fisby ebenso wie der Doktor versicherten daraufhin dem
Hokkaido, daß die Freude ganz auf ihrer Seite sei, was mit einem
geschmeichelten Lächeln quittiert wurde. „Und jetzt, Chef“, fuhr Sakini fort,
„bittet er Sie, ihm zu folgen. Er möchte Ihnen die Bürgermeister von Klein-Koza
und Maebaru vorstellen.“
„Ach, die sind heute abend auch hier?“
fragte Fisby erstaunt.
„Natürlich Chef. Wir haben alle
wichtigen Leute eingeladen. Außerdem haben sie uns noch Reiswein mitgebracht,
den sie in ihren Dörfern versteckt hatten.“
Als sie hinter Hokkaido her schritten,
flüsterte der Doktor hastig: „Sagen Sie, Fisby, glauben Sie, daß wir schnell
einmal in der Bar verschwinden können, um einen Drink zu nehmen?“
„Ich weiß gar nicht, ob’s hier eine Bar
gibt. Aber ich will mich gleich erkundigen. Sakini, habt ihr hier eine Bar?“
Sakini kratzte sich am Kopf. „Eine — was?“
„Ich erkläre dir das später.“ Fisby
warf dem Doktor einen raschen Blick zu. „Ich glaube, sie haben keine.“ Im
selben Augenblick marschierte eine Schar von Dienern auf, die auf grellroten
Tabletts Tassen mit heißem Tee servierten.
Bereits nach dem ersten Schluck
verdrehte der Doktor entzückt die Augen. „Der schmeckt ja ausgezeichnet. Was
für ein Tee ist denn das?“
Mit der wichtigtuerischen Miene des
Eingeweihten flüsterte Fisby: „Das ist Ginsengtee, das heißt Tee mit
Ginsengwein.“
Selbst die Bürgermeister von
Klein-Koza und Maebaru hatten so etwas noch nie getrunken und ergingen sich in
höchsten Lobpreisungen. Dann beglückwünschte der Bürgermeister von Klein-Koza
Fisby zu diesem Teehaus. Und der Doktor wiederum erkundigte sich bei dem
Bürgermeister, wie es mit dem Getreide in seinem Dorfe stehe.
Die Unterhaltung war in bestem Gang,
als sich plötzlich die Schiebetür öffnete, die zu dem Festsaal führte. Dies war
offensichtlich das Zeichen dafür, daß angerichtet war.
Als erste betraten die Ehrengäste den
Saal, wobei Hokkaido mit geschwollener Brust den Führer für Fisby und den
Doktor machte. Fisby tat einen bewundernden Pfiff und tuschelte dem Doktor zu:
„Das nenne ich raffiniert. Wissen Sie, was die hier gemacht haben?“
Der Doktor hatte nicht die leiseste
Ahnung.
„Sie kennen doch die Schiebetüren
hier. Dadurch wird das Haus in lauter kleine Einzelzimmer aufgeteilt. Aber wenn
sie eine Gesellschaft geben, werden die Türen einfach zurückgeschoben, und so
entsteht im Handumdrehen ein großer Saal.“
Man mußte wirklich zugeben, daß dies
ein prächtiger Festsaal war. Er war lang und niedrig, und durch die offenen
Türen zu beiden Seiten konnte man auf die Veranden mit ihren Laternen sehen,
die leise im Winde schaukelten. Und hinter den Veranden lag der Garten, an den
sich andere Flügel des Teehauses anschlossen, die jetzt auch erleuchtet waren.
An den lackierten Balken im Saal
hingen Laternen aus durchsichtigem Papier. Niedrige Tische, auf denen
dunkelrotes Lackgeschirr und Sakebecher sowie große Tabletts mit vielerlei
Gerichten standen, waren in langen Reihen zur Linken und zur Rechten
hintereinander aufgestellt, und zwar so, daß jeder Gast mit dem Rücken zur Wand
dem freien, mit blaßgrünen Binsenmatten ausgelegten Raume zugewandt saß.
Zwischen je zwei Tischen sah man in Sandkisten kleine, mit glühender Holzkohle
gefüllte Tonöfen stehen. An den roten Kissen, die an der Spitze der Tafel auf
dem
Weitere Kostenlose Bücher