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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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Boden lagen, erkannte Fisby sofort die für sie vorgesehenen Plätze — und
richtig, Hokkaido führte sie auch dorthin und bedeutete ihnen, sich auf den
Kissen niederzulassen. Aber da flüsterte Sakini schnell: „Lassen Sie eins der
Kissen neben sich frei.“
    Fisby nickte, und als er sich auf sein
Kissen setzte, zog er sorgfältig seinen Bademantel über die Knie und sah sich
im Raume um. „Wir scheinen hier zu den ,Vornehmen’ zu rechnen“, flüsterte er
dem Doktor zu.
    Doch der Doktor hatte nur Augen für
das vor ihm stehende Tablett, auf dem Würfel rohen Rindfleisches, japanische
Zwiebeln, geriebene Karotten, Kohl und Bohnen kunstvoll verteilt waren.
    „Sakini“, fragte er, ganz in den
Anblick versunken, „wo habt ihr nur das alles herbekommen?“
    Sakini grinste stolz: „Wir haben uns
mächtig anstrengen müssen, Doktor, um in den Dörfern Gemüse gegen Fische, gegen
Salz und Matten einzuhandeln. Sogar eine Kuh haben wir dabei erwischt.“
    Der Doktor nickte versonnen: „Nun, in
ein paar Wochen werden wir das alles auch auf unserer eigenen Farm haben.“
    Die Diener kamen mit neuen Tabletts.
Diesmal standen kleine Porzellanflaschen darauf. „Was ist das, Sakini?“
erkundigte sich Fisby neugierig.
    „Das ist der Sake, Chef. Er muß nur in
der Küche erst heiß gemacht werden.“
    Aber da zupfte Fisby plötzlich den
Doktor aufgeregt am Ärmel — „Goldblume“ und „Lotosblüte“ hatten den Saal
betreten. Sie waren heute abend als Geishas gekleidet, hatten ihre hübschen
Gesichter gepudert, die Lippen rot angemalt, das Haar hoch aufgesteckt, und sie
bewegten sich mit kleinen zierlichen Schritten auf sie zu.
    „Guten Abend“, begrüßte Fisby sie
munter.
    Die Augen der beiden Mädchen
leuchteten, und sie verneigten sich tief. Jetzt erst begriff Fisby, für wen die
Kissen neben ihm und dem Doktor bestimmt waren — die Geishas saßen neben den
Ehrengästen! „Chef“, flüsterte ihm Sakini zu, „sie sagen, der Kimono kleidet
Sie sehr gut.“
    Verlegen zupfte Fisby sofort wieder an
seinem Bademantel herum, um die Knie zu bedecken. Dann fiel ihm ein, daß der
Doktor die beiden Geishas noch nicht kannte, und er stellte sie ihm vor.
    „Lotosblüte“ kniete sich neben den
Arzt und „Goldblume“ neben Fisby auf die Kissen, sie nahmen die kleinen
Flaschen von den Tabletts, füllten die Becher mit Sake und reichten sie den Ehrengästen.
Darauf begannen an allen Tischen die Jüngeren den Älteren einzuschenken.
    Der Doktor kostete einen kleinen
Schluck und nickte dann anerkennend: „Sehr gut, sehr gut.“ Nach dem zweiten
Schluck ließ er seine Augen durch den Saal wandern. „Wissen Sie, Fisby“, sagte
er heiter, „wir müßten eigentlich viel öfter solche Gesellschaften haben.“
    „Aber da sollten Sie erst den Gesang
hören, Herr Doktor“, fiel Sakini ein. „Nach dem Essen werden ,Goldblume’ und
,Lotosblüte’ viele Lieder singen. Und dann tanzen sie auch. Oh, das Schönste
kommt noch!“
    Inzwischen toastete man sich überall
an den Tischen zu, umarmte einander, und fröhliches Lachen füllte den Raum.
Fisby kam sich in dieser kameradschaftlichen Atmosphäre wie zu Hause vor.
    „Goldblume“ setzte nun eine flache
Pfanne auf den Ofen neben ihren Tisch, und „Lotosblüte“ schlug dann in kleine
Schalen je ein Ei und quirlte es leicht mit einem Holzstäbchen: dies war das
Zeichen, daß nunmehr das Kochen des Sukiyaki begann.
    Jeweils immer zwei Tische taten sich
dafür zusammen, und der jeweils Älteste, der Geehrteste, der, der den höchsten
gesellschaftlichen Rang bekleidete oder sonst irgendwie hervorstach, wurde mit
dem Amt des Kochs betraut.
    An Fisbys Tisch hatte „Goldblume“ als
die ältere der beiden Geishas die Zubereitung übernommen, wie es der Brauch
gebot. Das rohe Fleisch wurde sorgfältig in Sojasauce und süßen Sake gelegt.
Dann kamen die Gemüse eins nach dem anderen hinzu. Der Doktor beugte sich vor:
„Ich muß das genau sehen, Fisby“, sagte er. „Zu Hause habe ich auch manchmal
gekocht, habe sogar Hühner und Kaninchen am Spieß gebraten.“
    An sämtlichen Tischen knieten jetzt
ebenfalls die Köche vor den kleinen Öfen, andächtig in die Bereitung des Mahls
vertieft. An einem Tisch jedoch, am anderen Ende des Saales, wo die Dorfbeamten
ihre Plätze hatten, schien man sich nicht einig zu sein. „Was ist denn da los,
Sakini?“ fragte Fisby.
    Sakini spitzte die Ohren: „Sie
streiten sich, Chef. Hokkaido sagt, ihm als Präsident komme allein das Kochen
des

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