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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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Schauspielertruppe zusammenstellen und das Kabuki-Drama hier im
Dorf aufführen. Ja, da fällt ihr noch etwas ein. Würden Sie etwas dagegen
haben, daß Frau Yamashiro hierherzieht?“
    „Wer ist denn Frau Yamashiro?“
    „Sie war Köchin in einem guten Cha ya
in Naha und hat ihr oft gesagt, daß sie am liebsten ein eigenes Restaurant
hätte, und so könnte sie jetzt hier in Tobiki vielleicht eins eröffnen.“
    „Aber wir haben doch das Cha ya“,
entgegnete Fisby. „Brauchen wir denn da auch noch ein Restaurant?“
    „Ja, es ist schön, meint sie, wenn wir
noch ein Lokal haben, wohin verheiratete Damen mit ihren Männern gehen können.
Im Cha ya haben sie ja keinen Zutritt. Und wie leicht machen die Geishas einem
den Mann abspenstig!“
    „Wirklich?“
    „Einige wenigstens. Nicht alle.“
    „Ich glaube, sie braucht sich wegen
Seiko keine Sorgen zu machen.“
    „Das tut sie auch nicht. Aber bei
einem so hübschen Burschen weiß man nie, ob ihm nicht die Geishas den Kopf
verdrehen.“
    „Jaja. Doch wenn nun Frau Yamashiro
hier ein Restaurant eröffnet — dürfen dann die Geishas dort nicht hingehen?“
    „Doch, warum nicht? Nur möchte sie
dann auch dabeisein, um jeder Gefahr von vornherein vorzubeugen.“
    „Ach so, dann ist es allerdings wohl
besser, Frau Yamashiro kommt her. Ich habe jedenfalls nichts dagegen.“
    Aber wie Fisby jetzt zu „Goldblume“
hinüberblickte, sah er, daß sie plötzlich ein ganz verängstigtes Gesicht
machte. „Was hat sie denn auf einmal, Sakini?“ fragte er.
    „Chef, ihr ist eben eingefallen, daß
wir hier lauter Pläne machen, und dabei hat Seiko sie noch gar nicht gebeten,
seine Frau zu werden. Wenn er es nun nicht tut?“
    Fisby dachte lange darüber nach. „Ich
glaube, sie braucht sich deswegen keine Sorgen zu machen, aber vielleicht
sollte ich doch so ganz nebenbei zu ihm sagen, daß es wohl das Richtigste wäre,
wenn ich als sein Vermittler einmal wieder bei ihr vorspräche.“
    „Würden Sie das tun, Chef?“
    „Ja, aber dann erzähl’s nicht wieder
im ganzen Dorf herum.“
    „Bestimmt nicht, Chef“, versprach Sakini
treuherzig. Und er erklärte „Goldblume“ alles, und ihre Augen strahlten vor
Freude.
    „Chef, sie sagt, das ist ein guter
Gedanke. Aber Sie sollen ihn dabei ruhig ein bißchen zappeln lassen. Und erst,
wenn er ganz unruhig ist, sagen Sie ihm, daß ,Goldblume’ seine Frau werden
will.“
    „Ja, so werde ich’s machen“,
antwortete Fisby begeistert. Doch da legte sich eine weiche Hand auf seinen
Arm, und zwei dunkle Augen blickten ihn flehend an. „Chef“, übersetzte Sakini lächelnd,
„aber lassen Sie ihn bitte nicht zu lange zappeln.“
     
     

24
     
    Eines Morgens, als Fisby in seinem
Privatzimmer im Teehaus saß — jetzt zugleich Hauptbüro der
Tobiki-Import-Export-AG. — und friedlich rauchte, kam Sakini hereingestürmt.
„In der Kommandantur ist jemand am Telefon, Chef!“ rief er aufgeregt. „Ich
sage: ,Hallo, hier ist Sakini.’ Und da sagt er: ,Es ist mir ganz gleich, wer da
ist. Ich will Captain Fisby sprechen.’“ Sakini kratzte sich am Kopfe. „Ich
glaube, er ist sehr ärgerlich...“ Fisby legte die Zigarre auf den
Porzellanaschenbecher zurück. „Hast du den Namen verstanden?“
    „Ich glaube, er sagte: Oberst Soundso.
Ich habe schon früher einmal mit ihm gesprochen.“
    „Oberst Soundso?“ Fisby beugte sich
erschrocken vor. „War es am Ende Oberst Purdy?“
    „Ja, so war wohl der Name, Chef.“
    Fisby sprang wie elektrisiert von
seinem Kissen auf. Nachdem er sein lose herabhängendes, grell kariertes Hemd
rasch in die Khakihose gesteckt hatte, griff er seinen Panamahut und gab Sakini
ein Notizbuch. „Ich erwarte einige von unsern Vertretern. Willst du mit ihnen
verhandeln? Frag sie, was die Dörfer tauschen wollen, und schreib es auf.“
    „Und soll ich auch aufschreiben, was
sie dafür von uns haben wollen?“
    „Natürlich. Ich muß jetzt machen, daß
ich rasch wegkomme.“ Er lief durch die Flure auf die Straße und im Eiltempo zur
Kommandantur. Noch ganz außer Atem, griff er dort nach dem Hörer. „Fisby“,
brüllte es am anderen Ende der Leitung, „wo treiben Sie sich wieder herum?
Geschlagene zehn Minuten warte ich jetzt schon am Apparat.“
    „Ach, ich habe nur auf ein paar
Vertreter gewartet und inzwischen eine Tasse Tee getrunken.“
    „Weiter haben Sie nichts getan?“
    „Nein, Herr Oberst.“
    An der Reaktion seines Vorgesetzten
merkte Fisby, daß diese Antwort falsch gewesen war.

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