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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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jemand in die Quere kam und sich in alles einmischte. Er wollte ungestört
seine Pläne weiterverfolgen. Dagegen ließ sich nichts sagen.
    Als er an sich heruntersah, wurde ihm
leicht beklommen zumute. Der Oberst besaß von jeher einen scharfen Blick für
alles nicht Vorschriftsmäßige an der Uniform, für nicht zugeknöpfte Taschen und
dergleichen. Und in seinem gegenwärtigen Aufzug zumal würde Fisby kaum Gnade
vor ihm finden. Hastig entledigte er sich seines Panamahuts, streifte das
grellkarierte Sporthemd über den Kopf und zog statt dessen das vorgeschriebene
Khakihemd an. Seine Militärstiefel standen verlassen in einer Ecke der
Kommandantur, er blies den Staub von ihnen ab und wechselte sie gegen seine
Binsensandalen.
    Nachdem er sich also wieder
einigermaßen sehen lassen konnte, begann er eiligst die Kommandantur
aufzuräumen. Auf Schreibtisch und Stuhl, überall lag dicker Staub. Er hatte das
Zimmer in der letzten Zeit ja kaum mehr benutzt. Als er noch mitten in seiner
Stunden beanspruchenden und schwierigen „Säuberungsaktion1 begriffen war, hielt
draußen aber auch schon quietschend ein Jeep, und gleich darauf brüllte es
durch die Stille: „Fisby! Wo bleiben Sie denn!“
    Sich in verzweifelter Hast die Mütze
aufstülpend, rief Fisby: „Ja, Herr Oberst!“, rannte hinaus und erwies seine
Ehrenbezeigung. Der Oberst jedoch nahm keine Notiz davon. Sein grauer
Schnurrbart war gesträubt, sein Gesicht puterrot, und er deutete auf die
Steine, die um die Kommandantur herum verstreut lagen. „Fisby“, wetterte er,
„was haben Sie mit Ihrem Dorf gemacht?“
    Fisby sah den Oberst, der ihn um
Haupteslänge überragte, treuherzig an: „Wir haben es abgerissen, Herr Oberst,
und dort drüben in dem Kiefernwäldchen wieder neu aufgebaut. Der Doktor hat vor
ein paar Wochen vor dem Kaufmännischen Verein einen Vortrag gehalten, wo er
diese Lösung empfahl.“
    „Was hat der Doktor damit zu
schaffen!“ brüllte der Oberst. „Hält er sich für den Befehlshaber in diesem
Gebiet?“
    „Nein, ganz und gar nicht, Herr
Oberst. Aber nach seiner Ansicht bildete das Dorf eine Bedrohung der
Volksgesundheit. Schon der vielen Bananenhaine wegen, mit ihren Sümpfen, die
nur Brutstätten für Malaria sind und die sich nur trockenlegen ließen, wenn man
die Bananenbäume abholzte. Und bei dieser Gelegenheit schlug der Doktor vor,
auch die Häuser mit ihren alten Strohdächern abzubrennen.“
    „Die Häuser abzubrennen? Weswegen?“
    „Um die Läuse und Ratten zu töten,
Herr Oberst. Der Doktor befürchtete eine Epidemie.“
    „Und da haben Sie also die Menschen
einfach obdachlos gemacht?“
    „Nein, Herr Oberst. Nachdem der Doktor
den Kaufleuten das alles genau auseinandergesetzt hatte, stimmten sie dem Plan
zu. Und wir haben dann auch noch das ganze Dorf abstimmen lassen, wobei man
sich hundertprozentig hinter den Doktor gestellt hat.“
    „Dieser Firlefanz interessiert mich
nicht!“ brüllte der Oberst von neuem. „Wo wohnen die Leute jetzt?“
    „Dort unten auf dem Plateau, Herr
Oberst.“
    „Ich meine — in was für Häusern?“
    „Oh, in richtigen japanischen Häusern.
Wir haben eine Gemeinnützige Baugesellschaft gegründet, die den Bau dieser
Häuser nach einem bestimmten Plan durchgeführt hat. Wer Sonderwünsche hatte,
mußte allerdings dafür selber aufkommen...“
    „Fisby“, unterbrach der Oberst mit
schneidender Stimme, „ich habe gefragt: in was für Häusern? Und weiter nichts.
Und nun kommen Sie mit, damit ich mir selber ein Bild machen kann.“
    Mit schnellen Schritten ging Oberst
Purdy quer durch das staubige Kartoffelfeld auf das Kiefernwäldchen zu, und
Fisby, der bei diesem Tempo kaum mitkam, keuchte halb hinter ihm her: „Herr
Oberst, das ist der falsche Weg. Was Sie dort sehen, ist das Industrieviertel.
Das Wohnviertel liegt links.“
    Der Oberst ließ sich jedoch nicht
beirren, wenn er sich ein bestimmtes Ziel gesetzt hatte. Er streckte das Kinn
energisch vor und ging nur desto schneller, und so mußte Fisby wohl oder übel
ebenfalls die Beine unter die Arme nehmen. Sie gelangten auf einen Steinpfad,
der sich zwischen parkartigen Anlagen hindurchwand. Aber der Oberst hatte kaum
einen Blick für das schöne Landschaftsbild, das sich hier ihren Augen bot,
sondern lief unentwegt weiter. „Herr Oberst“, rief Fisby schüchtern, „wollen
Sie bitte achtgeben! Ich meine, wollen Sie bitte auf dem Weg bleiben. Wir haben
hier nämlich Rasen gesät, und er kommt jetzt gerade

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