Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
Vom Netzwerk:
erschienenen Buch The Vanishing Hitchhiker als einer der Ersten dem Anhalterphänomen nachgespürt. Wir kennen die Geschichte in verschiedenen Varianten auch in Deutschland: Im Bayerischen Wald wird bei Novembernebel ein Auto von einem Tramper angehalten. Er setzt sich in den Fond des Wagens, murmelt während der Fahrt unverständliche Dinge, man fährt eine Weile, der Anhalter plaudert leise vom Weltuntergang, und als der Fahrer ihn absetzen will – sitzt der Anhalter plötzlich nicht mehr da.
    Solche Geschichten nennen wir auch Wanderlegenden, weil sie immer weitergegeben werden. Jan Harold Brunvand nannte sie erstmals »Urban Legends«, urbane Legenden. Er hat nach den echten Vorlagen dieser Geschichten, dieser Erscheinungen gesucht. Es gibt sie auch tatsächlich, nur haben die echten Erlebnisse keine Pointe und keine Dramatik. Sie werden erst beim Weitererzählen tauglich gemacht, um ein größeres Publikum zu erreichen. Der echte Anhalter hat vielleicht vom Weltuntergang geredet, ist dann aber, als der Fahrer ihn absetzen wollte, einfach wortlos ausgestiegen. Eine seltsame Begegnung, durchaus, aber er war sehr wohl lebendig und keine Erscheinung.
    Zu diesem Original gibt es viele Abwandlungen. Es gibt die Geschichte, in der der Anhalter eine junge Dame ist. Der Fahrer fährt sie heim, bringt sie zu ihrem Haus, sie geht hinein. Dummerweise lässt sie ihre Jacke auf dem Rücksitz liegen. Als der Fahrer die Jacke am nächsten Tag zurückbringen will, erfährt er, dass die junge Frau genau an der Stelle, an der sie am Abend vorher in seinen Wagen gestiegen ist, drei Jahre zuvor verunglückt war. Das ist eine spannende und gruselige Geschichte, aber sie stimmt sehr wahrscheinlich nicht. Vielleicht war in der Ursprungsgeschichte von der Schwester der Frau die Rede, die nach Hause gebracht wurde. Die echten Geschichten haben meistens keine dieser Pointen. Sie lassen sich nicht so eindeutig interpretieren. Aber sie sind zumindest ein bisschen irritierend.
    Bei dem Unfall, den das Kind angeblich verursacht hat, wird die Pointe so nahegelegt, dass ich sagen würde: Hier ist ein gerüttelt Maß an eigener Deutung in der Erzählung, die wahrscheinlich falsch ist. Ich habe der Mutter damals geraten, ein Tagebuch anzulegen, in dem sie die Phänomene beschreibt: Was ist passiert? Wer war dabei? Unter welchen Umständen ist es passiert? Womit waren Sie gerade mental befasst, bevor Sie das seltsame Erlebnis hatten?
    Sie fand die Idee selbst gut und versprach mir sogar, mir die Aufzeichnungen zu schicken. Gekommen ist nie etwas, was mich aber nicht sonderlich verblüfft. Die Geschichte, die sie mir erzählt hatte, war vielleicht schon zu perfekt, um wahr zu sein.

13. Kapitel:
    Vom Umgang mit Wahrträumen
    Es ist nun schon Nachmittag geworden in meinem Büro in der Hildastraße. Immer wieder werde ich bei meinen Gedanken über frühere Fälle von Anrufen unterbrochen. Ein Radiosender bereitet zu Halloween eine Sendung über Spukphänomene vor und bittet um ein Interview, dem ich gern zustimme. So wichtig die Arbeit am Telefon auch ist – genauso wichtig ist es, immer wieder in der Öffentlichkeit über etwaige Geister oder Erscheinungen zu sprechen. Nur wenn ich aufkläre, kann ich das Tabu brechen und die Menschen dazu bewegen, offen über paranormale Erlebnisse zu berichten.
    Eine Volkshochschule aus dem Badischen fragt wegen eines Vortrags im kommenden Jahr an. Ein Zürcher Theater plant eine Diskussion zum Spuk, weil das Thema der Spielzeit mit Geistern zu tun hat. Schließlich nehme ich mir den nächsten Briefstapel mit dem Notizzettel »Wahrträume« vor und lese:
     
    Liebes Beratungsteam!
    Ich habe in einer Zeitschrift einen Bericht über »Jasmin, 18: Eine weiße Hexe« gelesen. Dort steht, dass sie übersinnliche Kräfte hat, mit denen sie zum Beispiel die Kopfschmerzen ihres Vaters »wegzaubern« und gute Noten in der Schule »herzaubern« kann. Außerdem hat/hatte sie öfter Visionen, zum Beispiel dass ihre Tante hochschwanger sei, obwohl diese sich seit Jahren vergeblich ein Kind wünschte. Eine Woche nach der Vision erfuhr Jasmins Tante vom Frauenarzt, dass sie in anderen Umständen war.
    Ich habe zwar keine Visionen, aber ich habe Träume. Beim ersten Traum war ich 13 Jahre alt. Ich träumte von einem Jungen, den ich noch nie gesehen hatte. Am nächsten Tag sah ich ein Musikvideo, in dem genau derselbe Junge war. Er hatte auch dieselben Sachen an. Beim zweiten Mal träumte ich von einer Beerdigung, auf der

Weitere Kostenlose Bücher