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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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nicht von Zufallsereignissen unterscheiden lässt, finden wir auch beim Spuk keine typische »Spur«, die uns zeigt, dass hier etwas »Besonderes« am Werk war. Es sind alltägliche Dinge, die passieren, die genauso gut durch Unachtsamkeit oder durch falsches Verhalten zustande gekommen sein könnten. Fokuspersonen werden von ihrer Umgebung oft gering geschätzt oder haben »zwei linke Hände«. In den Augen vieler Menschen liegt es nahe, ihnen die »Schuld« in die Schuhe zu schieben. Es gibt auch Psychologen und Psychiater, die annehmen, Fokuspersonen litten an einer »multiplen Persönlichkeitsstörung«: Dabei tun die Betroffenen Dinge, von denen sie später nichts mehr wissen.
    Ich lasse Ärzte, wenn ich mit ihnen spreche, oft in diesem Glauben, denn es ist nicht einfach, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Das Wichtigste ist, dass die Fokuspersonen nicht als wahnhaft (psychotisch) angesehen und dann mit den falschen Medikamenten behandelt werden. Denn das sind sie mit Sicherheit nicht, ganz im Gegenteil: Fokuspersonen zeichnen sich im Allgemeinen durch eine erstaunlich robuste Gesundheit aus. Sie reagieren auch nicht mit psychosomatischen Störungen. Klar, sie haben die Fähigkeit, ihre Probleme in der Umgebung auszudrücken. Die Psychologie spricht von »Externalisierung«. Natürlich wird den Fokuspersonen im Allgemeinen argwöhnisch auf die Finger geschaut. Aber einen sicheren Beweis, dass sie nicht die Hand im Spiel gehabt haben können, bekommt man meist nicht. Der Spuk entzieht sich also nicht nur, er ist auch nicht vollständig entscheidbar. Ich spreche von der »makroskopischen Unentscheidbarkeit«. In der Mikrophysik ist dieses Phänomen bereits bekannt und wird als »Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation« bezeichnet. Für den Spuk könnte man sie so formulieren: Je dramatischer die Spukphänomene (bei gleicher Verschränkung) sind, umso ungewisser ist ihre Ursache, umso schlechter sind sie dokumentiert. Das Umgekehrte gilt ebenso.
    Nun ist die Frage: Warum sind die Effekte bei Psychokineseexperimenten mit Schmidtmaschinen prozentual so klein (wenn auch statistisch signifikant) und beim Spuk sind die Phänomene so massiv? Die Antwort ist ganz einfach: Die experimentellen Ergebnisse sind perfekt dokumentiert. Hinzu kommt: In Kapitel 8 haben wir festgehalten, dass innere Zusammenhänge von Zufallsereignissen den Psychokinese-Effekt begünstigen. Der Spuk ist in dieser Hinsicht ein Ausbund von innerem Zusammenhang – er ist ein organisatorisch geschlossenes System. Keine Schmidtmaschine mit Versuchsperson kann dabei mithalten.
    Daraus ergibt sich auch, wie man den Spuk vertreiben kann. Auf keinen Fall sollte man versuchen, einen Exorzismus oder eine Geisteraustreibung durch einen selbst ernannten »Geisterjäger« oder irgendwelche »Wunderfrauen« oder »Wundermänner« durchführen zu lassen. Abgesehen davon, dass man sein Geld los ist, »kümmert« sich der Spuk im Allgemeinen überhaupt nicht um solches Brimborium. Manchmal wird er danach noch »schlimmer«, weil die Externalisierung der Probleme und die Verschränkung des Systems noch verstärkt werden.
    Es gibt aber zwei Methoden, die sich bewährt haben. Ich möchte sie als »Aushungern« und als »Festbinden« bezeichnen. Das »Aushungern« besteht darin, dass man dem Spuk keinerlei »Aufmerksamkeit mehr schenkt«. Jeder Spuk nährt sich von der Beachtung, die man ihm schenkt. Das bedeutet nicht, dass man ihn verleugnen oder so tun sollte, als ob es ihn nicht gäbe. Man sollte auch nicht versuchen, ihn zu »bekämpfen«. Dem Spuk keine Aufmerksamkeit zu schenken heißt, dass man ihm keine Bedeutung beimessen, sich also nicht mehr davor fürchten oder sein eigenes Handeln von ihm bestimmen lassen soll. Man soll auch nicht vor ihm fliehen. Es kann durchaus sein, dass der Spuk am Anfang etwas »wilder« wirkt, weil er die Aufmerksamkeit der Fokusperson auf sich ziehen will. Davon darf man sich nicht beeindrucken lassen. (Auch wenn das leichter gesagt ist als getan, ich weiß.)
    Das »Festbinden« ist aufwendiger: Es erfordert eine möglichst perfekte Dokumentation aller Vorkommnisse. Also: Videokamera aufstellen. Im Prinzip müsste man in jedem Raum eine Videokamera installieren, die jedes Vorkommnis aufzeichnet.
    Natürlich sind diese beiden Methoden nicht ganz unabhängig voneinander, weil sich durch eine Dokumentation ja die Bedeutung verschiebt, die der Spuk für einen hat. Statt sich davor zu fürchten, ist man nun interessiert, die Sache zu

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