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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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noch auf dem Gerechtigkeitstrip und wägte den Einwurf ernsthaft ab. »Ja, aber das ist doch die schlimmste Rache, oder?« entgegnete sie. »Das Leben eines Feindes zu zerstören, zuzusehen, wie er die Menschen und Dinge, die er am meisten liebt, verliert, und ihn selbst nicht sterben zu lassen.«
    Ich sah sie nachdenklich an und hatte das Gefühl, daß sie von sich selbst sprach, von ihrer eigenen Einsamkeit und Verlassenheit nach dem Tod ihres Vaters und dem Verlust des gemeinsamen Lebens mit ihm. Ihre Augen blickten gedankenverloren in die Ferne.
    Ich versuchte, Fabia auf andere Gedanken zu bringen, indem ich einen leichteren Ton anschlug. »Dann sollte ich es mir wohl besser nicht mit dir verscherzen«, neckte ich sie, »wenn das deine Vorstellung von Rache ist. Ich möchte nicht gern als Geist enden.«
    Sie sah auf und schüttelte ihre Versunkenheit ab. »Was? Ach so. Da würde ich mir mal keine Sorgen machen«, sie lächelte. »Außerdem hätte ich Angst, mich mit dir anzulegen, nach dem, was du mit Brian gemacht hast.«
    Ich seufzte. »Ich habe ihn nicht …«
    »Es war aber doch ein bißchen übertrieben, findest du nicht? Ich meine, er ist eigentlich ganz harmlos.«
    »Aber ich habe ihn …«
    »Bloß gut«, sagte Fabia altklug, »daß du ihn geschlagen hast und nicht Davy. Ein Faustschlag von einem Mann richtet doch mehr Schaden an.«
    Als ich ihre Worte am nächsten Morgen beim Frühstück Jeannie gegenüber wiederholte, brach diese in schallendes Gelächter aus.
    »Sag das mal meinem Brian. Von einer Frau niedergeschlagen zu werden ist die schlimmste Beleidigung überhaupt. Er ging gestern abend in den Pub und gab keine Ruhe, bis er eine gute, ordentliche Männerschlägerei angefangen hatte. Er kam mit einem keeker nach Hause. Einem blauen Auge«, übersetzte sie und ersparte mir so die Mühe, das Wort nachzuschlagen. »Und alles wegen dir.«
    »Aber ich habe ihn nicht geschlagen«, wiederholte ich ungefähr zum hundertstenmal.
    »Ja, klar, du und ich, wir beide wissen das. Aber Brian war viel zu benommen, um sich an irgend etwas genauer zu erinnern. So, hier ist dein Porridge. Ich mach dir auch gleich deine Eier.«
    Folgsam nahm ich die Schüssel entgegen, gähnte und zwang mich, die Augen endlich ganz aufzumachen.
    Ich war bis drei Uhr früh aufgeblieben, um die phalera zu reinigen, und Peter mußte davon gewußt haben, weil er mich ungestört hatte ausschlafen lassen. Jeannie war schon fast mit dem Abwasch fertig, als ich mich endlich nach unten bequemte. Ich wäre am liebsten sofort hinaus aufs Feld gegangen, aber sie ließ mich nicht ohne ein anständiges Frühstück an sich vorbei. Wie die Sphinx in der Sage, dachte ich. Man konnte nicht ungehindert an ihr vorbeikommen, nur daß man statt Rätsel zu lösen zwei Eier mit Toast und Würstchen essen mußte.
    »Jeannie«, sagte ich, »kann ich dich mal was fragen?«
    »Natürlich.«
    »Ist Brian … ich meine, hat Brian jemals …« Es war schwierig. »Ist Brian wie Robbie?«
    Sie setzte vorsichtig den Teller mit den Eiern vor mir ab und räumte die Porridgeschüssel weg. »Inwiefern wie Robbie?«
    »Sieht er Dinge? Hat er …«
    »Die Gabe?« Sie sah mich leicht überrascht an.
    »Er hat gestern so etwas zu mir gesagt«, berichtete ich zögernd. »Das heißt, er hat mir erzählt, daß er hellsichtig ist. Aber David hat es bestritten, und ich weiß nicht … Deshalb wollte ich dich fragen.«
    Sie wandte sich ab, aber nicht, ehe ich ihr Lächeln gesehen hatte. »Davy weiß auch nicht alles.«
    »Also ist Brian wirklich …«
    »Nicht so wie Robbie«, schränkte sie ein. »Er ist nicht so gut. Er empfängt nur manchmal Bilder, Ahnungen, nichts Genaues. Aber ich schätze, das ist der Grund, weshalb Robbie Brians Gedanken nicht lesen kann. Und weshalb unser alter römischer Geist seinen Scherz mit ihm treiben konnte.«
    Ich sah sie verständnislos an. »Was meinst du?«
    »Na ja, ich bezweifle, daß er irgend jemanden außer Brian hätte niederstrecken können – Geister laufen doch nicht herum und schlagen Leute k.o., oder? Aber bei jemandem, der das zweite Gesicht hat, ist das was anderes. Er ist verwundbarer. Du hast ja selbst miterlebt, was mit Robbie dort draußen auf dem Feld passiert ist. Es ist einfach zuviel durch sein kleines Gehirn geströmt.«
    »Du meinst also, daß der Wächter Brian nur durch die Kraft seines Denkens umgeworfen hat?«
    »Ja, durch Denken oder Wünschen. Aber an deiner Stelle«, fuhr sie grinsend fort, »würde ich das

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