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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Brian nicht gleich auf die Nase binden. Er hat jetzt ziemlichen Respekt vor dir, weißt du, und so soll es auch bleiben.« Sie drehte sich wieder zu ihrer Arbeitsfläche um und begann Gemüse für das Mittagessen zu schnippeln. Nach kurzem Schweigen fügte sie hinzu: »Verity?«
    »Ja?«
    »Du bist die einzige, die außer mir davon weiß. Du behältst es doch für dich?«
    »Natürlich, wenn du es möchtest.«
    »Ich meine, ich wäre nicht böse, wenn du es Davy erzählen würdest …«
    Im Flur knarrte eine Holzdiele. »Wenn sie Davy was erzählen würde?« fragte David, ging geradewegs auf die Dose mit dem Gebäck zu und runzelte die Stirn, als er sie leer fand. Zur Entschädigung mopste er ein Stück Toast von meinem Teller und sah erwartungsvoll von einer zur anderen.
    Ich holte mit einem Blick Jeannies Einverständnis ein, ehe ich ihm eine Antwort gab. »Daß Brian tatsächlich das zweite Gesicht hat, wie ich gestern sagte. Nicht so klar und deutlich wie Robbie, aber …«
    »Na so was!« unterbrach er mich und wandte sich an Jeannie. »Warum hast du mir nie was davon gesagt?«
    »Es soll ein Geheimnis bleiben«, erklärte ich und erzählte ihm, was Jeannies Meinung nach gestern zwischen Brian und dem Wächter passiert war.
    »Verstehe«, David nickte zustimmend und beugte sich über meinen Teller, um sein Stück Toast in eines meiner unangetasteten Spiegeleier zu tunken. »Möglich wär’s.«
    Ein schwerer, dumpfer Schlag ertönte aus der Richtung der Kellertreppe, und Jeannie drehte erschrocken den Kopf zur Tür. »Was zum Teufel war das?«
    »Dein Mann«, antwortete David lakonisch. »Sein Kumpel ist endlich mit dem Lieferwagen gekommen, und sie verladen gerade den Wodka.«
    »Du solltest nicht so laut darüber sprechen«, sagte Jeannie tadelnd, und man sah ihrem Gesicht an, daß sie von der ganzen Unternehmung nicht viel hielt. »Wir haben schließlich die Studenten auf dem Grundstück, und es würde Peters Ruf schaden, wenn jemand herausfände, was hier vor sich geht.«
    David grinste und tat die Warnung mit einem Schulterzucken ab. »Ist doch nur ein bißchen Freihandel. Sei nicht so streng. Och, da fällt mir ein«, sagte er mit einem Blick zu mir, »daß meine Mutter mich gebeten hat, dich zu fragen, ob du ihr einen kleinen Gefallen tun könntest.«
    »Natürlich. Was denn für einen?« fragte ich neugierig.
    »Das Museum ist dabei, eine neue Ausstellung aufzubauen, und meine Mutter hofft, daß du sie vielleicht mit deiner Expertenmeinung unterstützen könntest, weil du doch am Britischen Museum warst und so.«
    »Aber ja, ich würde gerne helfen«, sagte ich. »Wann soll diese neue Ausstellung denn eröffnet werden?«
    »Am Wochenende, nicht am kommenden, sondern an dem darauf. An dem ich zufällig auch Geburtstag habe. Möchtest du dieses Würstchen noch?«
    Ich schob ihm den Teller hin. »Hast du wirklich in zwei Wochen Geburtstag?«
    »Ja. Ganze zweiundzwanzig werde ich dieses Jahr.«
    Jeannie lachte. »Lügner! Du wirst siebenunddreißig, genau wie Brian.«
    »Ich bin nicht«, sagte David hochnäsig, »genau wie Brian.«
    »Nein, du machst viel mehr Arbeit. Hörst du denn nie auf zu essen? Das ist Veritys Frühstück.«
    »Verity ist gar nicht so scharf auf ihr Frühstück«, verteidigte er sich. »Wenn ich das hier nicht für sie aufesse, wird sie den ganzen Tag hier herumsitzen, statt zu arbeiten.«
    Etwa eine Stunde später mußte ich mir leider eingestehen, daß der kleine Feigling in mir es bei weitem vorgezogen hätte, bei Jeannie in der Küche zu sitzen und kalte Eier zu essen, als hier allein im Fundstückelager Regale abzuschrubben. Nun ja, nicht ganz allein … meine beiden studentischen Hilfskräfte waren in meinem Büro in der Pferdebox eifrig bei der Arbeit und hackten mit einer Begeisterung auf die Computertastatur ein, die mir unverständlich war. Ich konnte das regelmäßige Klicken der Tasten und ab und zu ein paar Gesprächsfetzen hören, doch im Grunde fühlte ich mich allein.
    Zum Teil lag das auch an dem Raum, in dem ich mich befand. Es war sehr ruhig hier und roch etwas muffig, weil es keine Fenster gab. Der Modergeruch, der an alte Bücher erinnerte, die in ihren Einbänden schimmelten, konnte auch durch noch soviel Putzen nicht beseitigt werden. Aber es gab auch angenehme Gerüche. Als sich in den Ställen noch Pferde befunden hatten, war dieser Raum die Sattelkammer gewesen, und hin und wieder stieg mir ein Hauch von Leder von einem schon lange abgelegten Sattel in die

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