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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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war es?«
    »Robbies Wächter.«
    Adrian starrte mich an. »Blödsinn.«
    »Siehst du, was hab ich dir gesagt?«
    »Geister können keine Menschen niederschlagen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil es keine Geister gibt.«
    »Brillante Logik, das muß man dir lassen«, lobte ich. »Aber wenn du mir weiter widersprichst, wirst du vielleicht bald eines Besseren belehrt. Der Wächter hat sich nämlich zu meinem Beschützer ernannt. Deshalb ist er auch auf Brian losgegangen.«
    »Ach so, natürlich.« Adrian setzte kurz eine verständnisvolle Miene auf und verdrehte dann die Augen gen Himmel. »Bin ich denn der einzige Mensch bei dieser Ausgrabung, der noch alle Tassen im Schrank hat?«
    Bevor ihm irgendein höheres Wesen eine Antwort darauf geben konnte, kam Peter wie ein Schauspieler auf sein Stichwort durch die Tür geschritten.
    »Pferde!« verkündete er mit seiner volltönenden Stimme.
    Adrian sah mich an. »Wie ich gerade sagte …«
    Peter blieb neben meinem Schreibtisch stehen, griff nach meiner rechten Hand und drückte einen flachen, runden Gegenstand aus Metall hinein, von dem der Rost abblätterte.
    Seine Augen leuchteten vor Entdeckerfreude, und einen Augenblick lang sah ich nicht den alten Mann aus der Gegenwart vor mir, sondern den Peter Quinnell von den verblichenen Fotos, dem das blonde Haar ins jungenhafte, glücklich lächelnde Gesicht fiel. »Da, meine Liebe«, sagte er, »haben Sie Ihre Pferde.«

XXIX
     
    Nachdem ich es zwei Monate lang nur mit grober Töpferware, Scherben und vereinzelten alten Münzen zu tun gehabt hatte, war das Reinigen dieses kleinen Teilchens eines römischen Pferdegeschirrs für mich so erhebend, als würde ich den Schatz des Priamos polieren.
    Ich konnte es kaum erwarten, daß wir mit dem Abendessen fertig wurden, damit ich mich in die Küche zurückziehen, ein Stück alte Zeitung auf dem Tisch ausbreiten und mich wieder an die Arbeit machen konnte, die darin bestand, die häßliche, entstellende, altersbedingte Kruste vorsichtig zu entfernen und die darunterliegende Silberbronze zum Vorschein zu bringen.
    Solche Restaurierungsarbeit nahm mich immer ganz in Anspruch. Ich registrierte nur nebenbei, wie Jeannie nach Hause ging und Peter irgendwann hereinschaute, um gute Nacht zu sagen, und als Fabia einige Stunden später heimkam, fand sie mich immer noch völlig vertieft am Küchentisch vor.
    »Du bist verrückt«, sagte sie. »Es ist halb zwei Uhr morgens.«
    »Wirklich?« Ich sah blinzelnd wie ein kurzsichtiger Uhrmacher auf, und sie schüttelte den Kopf.
    »Verrückt«, wiederholte sie, während sie einen Küchenschrank öffnete. »Möchtest du auch einen Kakao? Ich brauche jeden Abend meine Tasse Kakao. Daran ist meine Mutter schuld. Sie hat mir immer einen in mein Kinderzimmer gebracht, und jetzt kann ich ohne das verdammte Zeug nicht einschlafen.«
    Fabia erwähnte ihre Mutter fast nie, und wenn sie es tat, dann folgte sie dabei einem bestimmten Muster, wie ich festgestellt hatte: Sie erzählte kurz von einer Erinnerung und ließ das Thema dann gleich wieder fallen, so als würde in ihrem Bewußtsein eine Tür zuschlagen, um sie davor zu bewahren, dieser plötzlich aufgetauchten kleinen Szene weiter nachzugehen. Die kurze Reminiszenz wehte wie ein Blatt durch eine leere Straße und verschwand in der Stille.
    Ich nahm ihr Angebot dankend an und beugte mich wieder über meine Arbeit.
    Nach einigen Minuten brachte Fabia zwei Becher mit dem dampfenden Getränk zum Tisch und setzte sich mir mit unverhohlener Neugier gegenüber.
    »Ist es das, was Peter heute nachmittag gefunden hat?«
    »Mm. Eine phalera «, erklärte ich und schob die teilweise gereinigte Scheibe außer Reichweite, während ich meinen Kakao schlürfte.
    »Was ist das?«
    »Nun, so eine Art Verbindungsstück für die Riemen eines Pferdegeschirrs. Siehst du die kleinen Ringe hier auf der Rückseite? Die Lederriemen wurden dort hindurchgeführt.«
    »Ah, verstehe.« Sie betrachtete das Fundstück genauer. »Wofür ist dieser kleine Schlitz?«
    »Um einen Anhänger daran zu befestigen. Sie ließen kleine Anhänger aus Metall, zum Beispiel in Form eines Wolfskopfs, von diesem Teil des Pferdegeschirrs baumeln. Als Schmuck.«
    Fabia warf einen zweifelnden Blick auf das rostige Stück Metall neben meinem Ellbogen und meinte, sie könne sich nicht vorstellen, daß so etwas Häßliches jemals in irgendeiner Weise schmückend gewesen sei. »Aber ich habe auch nicht viel Phantasie. Wenn ich es auf einer Zeichnung

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